Oberbürgermeister Nico Lauxmann freute sich über viele Teilnehmer. Foto: Simon Granville

Mehr als 1000 Menschen haben am Sonntag in Kornwestheim (Kreis Ludwigsburg) an einer Demo für Vielfalt und Demokratie teilgenommen. Die Reden waren teils sehr persönlich. Ein Salamander-Beispiel regte zum Nachdenken an.

„Ich habe am eigenen Leib erfahren, was Demokratie und Vielfalt bedeuten. Das gilt es zu verteidigen“, sagte Huy-Hung Nguyen am Sonntag in seiner Rede bei der Demo für Vielfalt und Demokratie auf dem Kornwestheimer Marktplatz. Sein Beitrag war einer der Höhepunkte der Veranstaltung, zu der ein breites Bündnis aus Parteien auf Initiative des örtlichen CDU-Chefs Sven Waldenmaier eingeladen hatte. Zwischen 1000 und 1200 Menschen waren nach Schätzungen von Polizei und Veranstalter gekommen. Ihnen wurde ein abwechslungsreiches Programm geboten mit emotionalen Reden und passender musikalischer Untermalung durch Wolfgang „Schnuff“ Kühn und Thomas Schmolz.

Zwischen 1000 und 1200 Menschen sind zur Demo in Kornwestheim gekommen. Foto: Simon Granville

Nguyen, den der katholische Pfarrer Franz Nagler um eine Rede gebeten hatte, erzählte, dass er vor 42 Jahren als Zwölfjähriger seine Heimat Vietnam auf einem Boot verlassen musste. Rupert Neudeck mit seiner Cap Anamur rettete ihn, und er kam nach Deutschland. „Seit 21 Jahren bin ich Bürger dieser Stadt“, sagte Nguyen, der mittlerweile selbst zwei Kinder im Erwachsenenalter hat. „Es liegt auch uns Migranten, nicht Teil des Problems, sondern der Lösung zu sein“, sagte Nguyen. Man müsse nicht nur die Sprache beherrschen und sich an Gesetze halten, sondern sich auch aktiv in die Gesellschaft einbringen.

Keine Toleranz für Intolerante

Zum Auftakt der Veranstaltung hatte Kornwestheims Oberbürgermeister Nico Lauxmann gesprochen und sich erfreut gezeigt, dass so viele Menschen dem Aufruf gefolgt seien. Man lebe in unruhigen Zeiten, in denen Geschehnisse außerhalb des Landes direkten Einfluss auf das Leben auch in Kornwestheim hätten. Dieser Herausforderung müsse man sich aber stellen, und sie gemeinsam angehen, nicht gespalten.

Für Hans Bartholomä, Fraktionsvorsitzender der CDU im Kornwestheimer Gemeinderat, war es noch vor ein paar Jahren unvorstellbar, dass es nötig werden könnte, für solche Selbstverständlichkeiten wie Grundrechte auf die Straße zu gehen. Daniel Joppien (Grüne) rief dazu auf, Intoleranten nicht mit Toleranz zu begegnen – im Zeichen einer wehrhaften Demokratie.

Ethnische Säuberung geplant

Hans-Michael Gritz (SPD) erinnerte an das Ermächtigungsgesetz von 1933 und die Haltung seiner Partei, die sich dem damals entgegenstellte. Ender Engin von der FDP wurde konkret, und sprach jenes Treffen in Potsdam an, das Auslöser landesweiter Demos wie auch dieser in Kornwestheim wurde. Er wandte sich deutlich gegen die dort von Rechtsextremen besprochenen Pläne zur Remigration von Deutschen mit Migrationshintergrund aus. „Das ist der abscheuliche Traum einer ethnischen Säuberung“, sagte Engin. Man lasse sich aber davon nicht einschüchtern und spalten.

Kreative Plakate gab es einige zu sehen. Foto: Simon Granville

Markus Kämmle (Freie Wähler) versagte bei seiner Rede sogar die Stimme, weil ihn das Thema so sehr mitzunehmen schien. „Ich habe aus erster Hand erfahren, wie schrecklich der Zweite Weltkrieg war“, sagte er und führte an, dass seine Eltern diesen miterlebt hätten und Familienmitglieder verloren hatten. Er rief daher Bundes- und Landespolitiker auf, Fehler einzugestehen, um Rechtsextremen nicht das Feld zu bereiten. Andrea Wechsler, CDU-Spitzenkandidatin im Land für die Europawahl, erinnerte in ihrer Ansprache an den Urheber der Marke Salamander, der Jude war, verfolgt wurde und Deutschland 1939 verlassen musste. Wechsler rief wie die anderen Redner dazu auf, wählen zu gehen und deutlich zu machen, wo die Mehrheit des Landes tatsächlich stehe.

Zum Abschluss hielt dann Anna Rosenberger von der Jugenddelegation Kornwestheim einen flammenden Appell, jedem rassistischen Vorfall direkt und entschieden entgegenzutreten.