Gemeinsam für die Musikstadt Stuttgart: Michaela Russ und Michael Russ Foto: Russ-Klassik

Aus der SKS Russ wird Russ Klassik – dazu passend entern Nachwuchsstars wie die 21-jährige spanische Geigerin Maria Duenas oder die 16-jährige russische Pianistin Alexandra Dovgan die Liederhalle. Die Russ-Saison 2024/2025 kann kommen.

Die Schaltzentrale der Klassikstadt Stuttgart ist über den Innenhof des Instituts für Auslandsbeziehungen erreichbar. Der Innenhof, gerne unterschätzter Ort für laue Nächte, vermittelt tagsüber vor allem Erwartung. Darauf, dass hier Menschen bewusst zusammenkommen – mitten in Stuttgart und doch ganz für sich.

Wenige Stufen nur, dann erreicht man die Büros des Konzertveranstalters SKS Russ. Ein Familienunternehmen, das jedes Jahr wesentlichen Anteil daran hat, Stuttgart als Klassikstadt leuchten zu lassen. Erwartungen immer neu zu wecken und Situationen zu schaffen, zu denen Hunderte Menschen zusammenkommen, um sich von klassischer Musik begeistern zu lassen, „treibt uns an – absolut“, sagen Michaela und Michael Russ.

Mit Farbkreisen durch das Russ-Jahr

Klassik als Unternehmen? Tochter und Vater präsentieren als Antwort das Konzertprogramm für die Saison 2024/2025. Auf den ersten Blick ein Heft wie alle Jahre, auf den zweiten Blick ein Experiment. Aus SKS Russ ist Russ Klassik geworden, das Heft führt nicht mehr einzeln durch die Themenreihen „Meisterkonzerte“, „Faszination Klassik“, „Meisterpianisten“ und „Kammermusik“, sondern setzt in kalendarischer Abfolge auf vier unterschiedliche Farbkreise als Wegweiser durch das Russ-Jahr.

Dieses beginnt am 17. Oktober im Beethovensaal der Liederhalle und wie alle Konzerte nun um 19.30 Uhr mit einem der ganz Großen der Klavierwelt – und standesgemäß ist für Sir András Schiff eine „Carte blanche“ reserviert. Ein vorbereitetes Programm gibt es nicht, Schiff spielt, was ihm wichtig ist. „Das ist für uns natürlich auch ungeheuer spannend“, sagt Michaela Russ. Der große Pianist als Schrittmacher neuer Begegnung von Musikerinnen und Musikern mit ihrem Publikum – das passt zur Idee von Michaela Russ, mit Russ Klassik „neue Wege zu gehen“. Erste musikalische Mitstreiterin ist am 22. November die spanische Ausnahmegeigerin María Duenas. Mit den Wiener Symphonikern spielt sie im Beethovensaal Ludwig van Beethovens Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 61.

Alexandra Dovgan – mit 17 ganz oben

Knapp vier Monate später antwortet eine noch jüngere Musikerin: Die 17-jährige russische Klaviervirtuosin Alexandra Dovgan spielt am 12. März (im Beethovensaal) Stücke von Ludwig van Beethoven, Robert Schumann, César Franck und Sergej Prokofjew. Spannend ihr Auftritt abseits der Konzertbühne: Dovgan fährt Ski, tanzt Ballett und liebt Mathematik.

Abenteuer Kammermusik

Hat Russ Klassik 2024/2025 auch einen richtigen Klassiker im Programm? Wie wäre es am 6. Februar 2025 mit Stargeigerin Julia Fischer (mit dem Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 35 von Peter Tschaikowsky) und dem Royal Philharmonic Orchestra? „Sie dürfen nicht immer nach den Meisterkonzerten schauen“, sagt Michaela Russ, „viel zu entdecken“ gebe es „gerade auch in der Reihe Kammermusik.“ Der Blick ins Programm zeigt: Nicht nur vieles, sondern auch Neues. „In der Kammermusik tut sich wahnsinnig viel“, bestätigt Michael Russ. So verbindet etwa das Trio E.T.A. Spitzenleistung und erstklassige Musikvermittlung. Am 7. März 2025 werden Elena Meipariani (Violine), Hayk Sukiasyan (Violoncello) und Till Hoffmann (Klavier) im Mozartsaal auftreten.

Appell an die Eltern

Goutiert das Publikum den Generationswechsel in der Kammermusik? „Da haben wir noch Arbeit vor uns“, sagt Michael Russ. Allein durch die Ensembles und die Konzertveranstalter aber sei eine Wende nicht möglich, betont er weiter. „Ich glaube“, sagt er, „wir müssen schon auch wieder stärker darauf achten, wie bereits die Kinder auch zu Hause mit klassischer Musik in Berührung kommen.“ Es könne nicht sein, betont Russ, dass Menschen erst als Erwachsene erstmals die Faszination Klassik erleben würden.

Apropos – in der gleichnamigen Russ-Konzertreihe lockt neben herausragenden Orchestern auch eine echte Ausnahmefigur der Szene: Am 14. Dezember kommt der serbische Geiger Nemanja Radulovic mit Beethovens „Kreutzersonate“ und einer eigenen Interpretation von „Mut, Risiko, aber auch Zorn und Nostalgie“ in den Beethovensaal der Liederhalle. Dort gastiert am 15. Januar 2025 auch die Pianistin Kathia Buniatishvili.

Zum Finale in die Freilichtbühne

Ein neuer Name. Ein Programm mit vielen Stuttgart-Premieren, ein Programmheft in neuer, deutlich jüngerer und zugleich übersichtlicherer Gestalt – ist das der Stoff für einen neuen Antritt? Michael Russ lacht. „Für mich ist eigentlich jeder Tag unvergleichlich“, sagt er. „Immer gibt es doch in der Welt etwas zu entdecken, immer denke ich – Mensch, dieses Orchester oder jene Musiker möchte ich doch in Stuttgart präsentieren.“ Warum dann nicht auch mehr als zwölf Monate auf ein „ganz besonderes Konzert“ freuen? Am Freitag, 18. Juli 2025, gibt es in der Freilichtbühne Killesberg „Vokalmusik der absoluten Spitzenklasse“ mit der britischen A-Capella-Formation Voces 8.

Michaela Russ lächelt. Hat sie einen anderen Lieblingsabend? „Zu viele“, sagt sie – „aber außergewöhnlich dürfte in jedem Fall das Konzert von Alice Sara Ott werden.“ Am 25. Februar 2025 gastiert die auch als Illustratorin und Designerin bekannte deutsch-japanische Starpianistin im Beethovensaal – und spielt unter anderem Beethovens „Mondscheinsonate“.

Das Publikum kommt zurück

Michaela Russ bringt Gäste beim Abschied selbst zur Eingangstüre in die Russ-Welt. „Das Publikum kommt zurück“, sagt sie, als wolle sie noch einmal unterstreichen, dass der Antritt von Russ Klassik richtig ist. „Wir müssen einfach tolle Angebote machen“, sagt Michaela Russ dann, und gibt wie zur Bestätigung noch ein Exemplar des Programmheftes 2024/2025 mit auf den Weg.

Wie kommt man an Karten?

Russ Klassik
Am 15. Mai beginnt der Vorverkauf für die neue Saison 2024/2025. Am einfachsten ist es noch immer, ein Abonnement zu kaufen oder zu verschenken. Für Schüler und Studierende ist dies bei Preisen zwischen 72 Euro und 100 Euro besonders attraktiv. Abonnements gibt es im Russ-Büro am Charlottenplatz 17 (Montag bis Mittwoch und Freitag 9 bis 14 Uhr, Donnerstag 14 bis 18 Uhr. Telefonisch gibt es Abonnements über 0711/163 53-24, digital unter russ-klassik.de.