Anfeuern am Streckenrand: Immer weite, immer weiter! Foto: Jürgen Bach

Beim Citylauf gibt es mit 2000 Läufern im 13. Jahr einen Teilnehmerrekord. In der Carl-Schmincke-Straße stehen besonders viele Fans.

Auf dem Festplatz an der Steinstraße herrscht Trubel, Kinder flitzen von der Hüpfburg zur Wasserdusche, vor dem Eiswagen bilden sich lange Schlangen und von der Bühne herunter kommt laute Musik. Die ganze Stadt scheint auf den Beinen zu sein an diesem sommerlichen Samstagnachmittag und -abend. Es ist wieder Citylauf in Leonberg, die dreizehnte Auflage. Nur einmal, im Coronajahr 2020, musste das 2010 ins Leben gerufene Event ausfallen. Die beiden Initiatoren Helga Grau-Ritter und Eberhard Trinkner sind noch heute an vorderster Front im Orga-Team mit dabei.

Anfeuern gehört dazu

Kurz vor 19 Uhr. Nachdem schon die jüngeren Kinder gelaufen sind, spurten nun die Schülerinnen und Schüler der Altersgruppe U 12 unter den Anfeuerungen ihrer Eltern ins Ziel. Der Sportjournalist Daniel Räuchle, der die Läufe und Siegerehrungen moderiert, feuert die Kids an. „Ein kleines bisschen noch, dann sei ihr im Ziel“, ruft er ihnen zu. Nach gut 5 Minuten ist der erste, nach 13 Minuten der letzte Läufer der 1,4 Kilometer-Strecke im Ziel. Doch die Zeit spielt hier keine Rolle, schließlich ist Dabeisein alles. Jeder Finisher ist ein Gewinner. Und so bekommen auch alle eine Medaille, die die Kinder und Jugendlichen ihren Angehörigen stolz präsentieren.

Die Medaillen gingen aus – sonst wären noch mehr zugelassen worden

Von einer Rekordbeteiligung mit rund 2000 Läufern spricht Eberhard Trinkner vom Förderverein Laufsport Leonberg. Allein 1100 Kinder und Jugendliche haben sich angemeldet. „Wir hätten noch mehr auf die Strecke bringen können, aber wir hatten nicht mehr Medaillen“, sagt er. Viele Kindergärten und Schulen haben sich mit Gruppen beteiligt. Zum ersten Mal gibt es schon ab einer Gruppenstärke von 22 Geldpreise für die Einrichtungen. „Sie haben das verdient, einfach dadurch, dass sie mitgelaufen sind“, so Trenkner.

Samba-Gruppe Repicando heizt tüchtig ein

Um 20 Uhr sammeln sich dann die „Großen“ für die 5- und 10-Kilometer-Distanzen, wobei für die Langstrecke die Runde durch Leonberg und Eltingen zweimal gelaufen wird. Zunächst geben die Trommler der Samba-Gruppe Repicando aus Stuttgart eine flotte Kostprobe dessen, was die vielen Zuschauer später entlang der Strecke und auf dem Marktplatz erwartet. An die tausend Läuferinnen und Läufer sammeln sich am Startplatz. Während noch gewartet wird, bis die Strecke frei ist, die viele ehrenamtliche Helfer sowie Mitarbeiter des städtischen Ordnungsamtes absperren und sichern, nimmt Helga Grau-Ritter wieder am Steuer eines schicken Cabrio Platz, das einer der zahlreichen Sponsoren zur Verfügung gestellt hat. Das Vorausfahrzeug kündigt das Ankommen der Läufer an und warnt davor, jetzt noch die Straßen zu überqueren.

Dicht an dicht gedrängt säumt das Publikum den Streckenrand

„Das Warten auf die Startfreigabe ist jedes Mal Adrenalin pur“, sagt die Tanz- und Sportlehrerin. Dann hört man den Countdown und los geht es. Hinter dem Vorausfahrzeug folgt ein weiteres Auto, das die gelaufene Zeit anzeigt, danach kommen die Radler vom RV Schwalbe Eltingen, die vor dem Läuferfeld als Pacemaker fahren. Mit eingeschalteten Warnblinkleuchten und reichlichem Gebrauch der Hupe macht Grau-Ritter die Zuschauer entlang der Straßen auf das folgende Läuferfeld aufmerksam. Während sich rund um Rathaus und Leo-Center eher wenige Menschen eingefunden haben, stehen sie an der Carl-Schmincke-Straße in Eltingen dicht gedrängt. Kein Wunder, ist doch dort auf dem Kirchplatz zeitgleich das Sommerfest des Obst-, Garten- und Weinbauvereins. Es herrscht ausgelassene Volksfeststimmung, die Menschen applaudieren, winken, lachen. Die Fahrt der bekannten Sportlehrerin wird von vielen „Helga“-Rufen begleitet. An einigen Stellen haben Bewohner Stühle vors Haus gestellt und prosten den Vorbeifahrenden und den Läufern zu.

Am Ziel gibt’s Rosen für die Läuferinnen

Zurück an der Steinstraße dauert es nicht lang, bis nach gut 16 Minuten mit Leonard Henke vom KSG-Runningteam schon der erste 5-Kilometer-Läufer ins Ziel kommt. Helga Grau-Ritter stellt das Fahrzeug ab und spurtet rasch zum Zieleinlauf, wo sie jeder Läuferin eine Rose überreicht, eine Geste, die von den Frauen gern angenommen wird.

Bei der Siegehrung, die sich bis in den späten Abend hinzieht, gibt es in einer Vielzahl von Kategorien Preise für die jeweils drei schnellsten Läuferinnen und Läufer, für die Teams und die verschiedenen Alterskategorien. Da ist irgendwann so mancher, der auf dem Siegertreppchen stehen könnte, schon nicht mehr vor Ort. Auf der Bühne hilft Elisabeth Kolofon mit ihrem Team von der Lebenshilfe unermüdlich bei Preisverleihung. Auch der neue Leiter des städtischen Amts für Kultur und Sport, Florian Streib, ist dabei. Von dem Citylauf zeigt er sich begeistert. „Das ist ein absolutes Erfolgsmodell, weil hier so viele Gruppen mitwirken“, sagt er. „Vielleicht lauf ich im nächsten Jahr selbst mit.“