Bemerken Eltern, dass ihr Kind kifft, sollten sie ruhig bleiben, reden und es weiter beobachten – heißt es seitens der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Foto: dpa/Hannes P Albert

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung berät Familien, wie gefährlich Cannabis für Kinder und Jugendliche ist. Und wo Eltern Hilfe finden können.

Hände weg von Drogen! So lautet ein typischer Elternsatz. Und dieser – so fürchten Mütter und Väter – könnte derzeit häufiger fallen: Umfragen zufolge sorgen sich derzeit viele Eltern, dass aufgrund der Legalisierung von Cannabis die Hemmschwelle bei Kindern und Jugendlichen für den Konsum sinkt. Ihnen machen vor allem die gesundheitlichen Folgen Angst. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) mit Sitz in Köln möchte daher Familien besonders informieren – und beantwortet für unsere Zeitung die häufigsten Elternfragen.

Wie sind Jugendliche geschützt, wenn Cannabis freigegeben ist?

Es handelt sich nur um eine teilweise Legalisierung von Cannabis. Für Jugendliche unter 18 Jahren bleibt die Droge verboten. Mit dem neuen Gesetz wird die Weitergabe von Cannabis an Jugendliche sogar stärker geahndet – nämlich mit mindestens zwei Jahren Freiheitsentzug. Hinzu kommt: Durch die Legalisierung können Jugendliche viel besser über die Risiken des Kiffens aufgeklärt werden.

Selbst Ärzte streiten über die Risiken von Cannabis: Die einen sagen, man kann von der Droge abhängig werden, andere bestreiten das. Was stimmt?

Beim Konsum von Cannabis kann eine psychische Abhängigkeit entstehen – zum Beispiel, wenn man immer häufiger versucht, unangenehme Gefühle und Gedanken mit einem Joint auszublenden. Je länger man auf diese Weise Cannabis zur Alltagsgestaltung benutzt, umso schlechter kann man sich vorstellen, dass man ohne Kiffen gut leben kann.

Wie merke ich, ob ich von Cannabis schon abhängig bin?

Eine Cannabis-Abhängigkeit ist nicht so eindeutig wie die Abhängigkeit von anderen Drogen. So sind Gewohnheitskiffer oft unsicher, ob Kontaktschwierigkeiten, Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit oder Stimmungstiefs tatsächlich etwas mit dem Kiffen zu tun haben. Gleiches gilt für die Tatsache, dass sie sich vieles wünschen, aber nicht in der Lage sind, diese Vorhaben umzusetzen.

Ich kiffe nicht oft, würde aber gerne wissen, ob mein Konsum unbedenklich ist. Wie finde ich das heraus?

Auf dem Internetportal der BZgA – www.drugcom.de – kann jeder einen anonymen Selbsttest nutzen. Der Test dauert fünf bis zehn Minuten. Danach bekommt man gleich eine Rückmeldung mit einer ungefähren Einschätzung. Viele aktuelle Informationen zu Cannabis stehen auch auf www.cannabispraevention.de, einem weiteren Portal der BZgA.

In der Schule wird unsere 16-jährige Tochter immer schlechter. Wir wissen, dass sie oft kifft. Hat dies damit zu tun?

Ja, häufiges Kiffen kann die geistige Leistungsfähigkeit vermindern und außerdem zu Störungen in der Persönlichkeitsentwicklung führen. Denn das junge Gehirn ist noch nicht voll ausgereift. Wird es aufgrund eines häufigen Konsums mit dem Cannabis-Wirkstoff THC regelrecht geflutet, stört dies den Reifeprozess.

Zu ihrem 16. Geburtstag sagte meine Tochter, dass sie nicht mehr kiffen will. Sie tut es aber weiter. Wie kann ich ihr helfen, den Absprung zu schaffen?

Loben Sie sie auf jeden Fall dafür, dass sie sich zu einem drogenfreien Leben entschlossen hat. Zwischen dem Entschluss und der Verhaltensänderung liegt aber offensichtlich bei vielen Menschen noch ein ganzer Schritt. Hilfreich könnte vielleicht die Frage sein, wie genau sie den Cannabis-Konsum einstellen, was sie stattdessen tun möchte oder wie sie künftig reagieren will, wenn ihre Freunde ihr einen Joint anbieten.

Unser Sohn kifft sehr oft. Er ist 15 Jahre alt. Seine Zensuren werden schlechter. Wenn wir darauf zu sprechen kommen, verlässt er sofort den Raum. Wie können wir ihm helfen?

Sprechen Sie das Problem in einer ruhigen Minute wieder sachlich an. Schildern Sie Ihre Sicht der Dinge. Bleiben Sie dabei in der Ich-Form. Sagen Sie ihm auch, dass Sie sich Sorgen machen. Lassen Sie ihm Zeit, sich dazu zu äußern. Bleiben Sie auf jeden Fall mit ihm im Gespräch. Das ist das Wichtigste. Sie können sich an Erziehung- oder Suchtberatungsstellen vor Ort wenden, um sich Hilfe zu holen. Die Adressen stehen etwa im Netz: www.dhs.de/service/suchthilfeverzeichnis.

Mein Sohn ist 26 Jahre alt und gibt offen zu, dass er hin und wieder einen Joint raucht. Ich mache mir große Sorgen. Was soll bloß werden?

Ihr Sohn ist ein erwachsener Mann, er geht seinen eigenen Weg. Sie können ihn nicht daran hindern. Wenn Sie sich weiter vor allem damit beschäftigen, was er macht, besteht die Gefahr, dass Sie selbst krank werden. Versuchen Sie loszulassen. Wenn Ihnen das nicht gelingt, rate ich Ihnen, sich bei einer Selbsthilfegruppe Unterstützung zu suchen, damit Sie wieder Freude am Leben finden – unabhängig vom Handeln Ihres Sohnes. Entsprechende Selbsthilfegruppen finden Sie zum Beispiel unter www.dajeb.de.