Immer häufiger werden in Deutschland Geldautomaten gesprengt (Archivbild). Foto: IMAGO/snowfieldphotography/IMAGO/D. Kerlekin

Immer häufiger sprengen Kriminelle Geldautomaten mit brachialer Gewalt auf. Die neue Form des Banküberfalls alarmiert Banken und Polizei gleichermaßen.

Die Angriffe hochprofessioneller Banden auf Geldautomaten in Deutschland setzen sich nach Erkenntnissen von Ermittlungsbehörden und Sparkassen 2023 mit hoher Schlagzahl fort. „Für dieses Jahr können wir sagen: Der Trend setzt sich fort. Es ist trotz aller Maßnahmen nicht zu erkennen, dass die Zahl der Automatensprengungen zurückgeht“, sagte der Präsident des Hessischen Landeskriminalamtes (HLKA), Andreas Röhrig, am Freitag in Frankfurt. „Es vergeht fast kein Tag, an dem nicht irgendwo ein Geldautomat gesprengt wird.“

Im vergangenen Jahr hatte das Bundeskriminalamt (BKA) bundesweit 496 Geldautomatensprengungen gezählt nach 392 ein Jahr zuvor. Es war der höchste Wert seit Beginn der statistischen Erfassung durch das BKA im Jahr 2005. Weil Kriminelle inzwischen meist hochexplosiven Sprengstoff einsetzen, gehen die Schäden - auch an den betroffenen Gebäuden - in die Millionen. Bundesweit gibt es aktuell etwa 55 000 Geldautomaten, davon etwa 5500 in Hessen.

Viele Banken sperren ihre Räume nachts inzwischen ab

Bei mehreren Fällen etwa in Hessen in jüngerer Zeit waren Täter durch eine Nebelanlage in die Flucht geschlagen worden. Möglich ist auch, dass die in den Automaten aufbewahrten Scheine im Falle eines gewaltsamen Zugriffs eingefärbt und damit für den Zahlungsverkehr unnutzbar werden. Viele Geldhäuser sperren inzwischen die Räume, in denen Automaten stehen, nachts zu.

Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) hatte im Mai angekündigt, zum Schutz vor Angriffen auf Geldautomaten künftig auch auf Klebesysteme setzen zu wollen. Dabei werden die Geldscheine nach der Explosion zu einem Klumpen, lassen sich nicht mehr nutzen und meist auch nicht mehr zählen. Bis diese Technik eingesetzt werden kann, seien noch rechtlich und technische Fragen zu klären, führte HLKA-Präsident Röhrig aus. Er sei aber zuversichtlich, dass der Prüfprozess bald abgeschlossen sei.