Ab in den Ruhestand: Der Ludwigsburger Landrat Dietmar Allgaier überreicht Joachim Wolf die Entlassungsurkunde. Auf Wunsch des scheidenden Bürgermeisters spielten die Musikvereine Korntal und Münchingen am Donnerstagabend zusammen. Foto: Jürgen Bach

Mit einem üppigen Programm sagt die Stadt Korntal-Münchingen dem scheidenden Bürgermeister Joachim Wolf auf Wiedersehen. Dem 64-Jährigen fehlen am Ende fast die Worte.

Erst füllten sich die Parkplätze rund um die Korntaler Stadthalle und das Haus selbst, dann füllte sich der Geschenketisch: Mit vielen Präsenten und noch mehr Gästen, darunter Prominenz aus der Politik, hat Joachim Wolf am Donnerstagabend seinen Abschied als Bürgermeister gefeiert. Rainer Wieland, der Vizepräsident des EU-Parlaments, und die Landtagsabgeordneten Markus Rösler (Grüne) und Konrad Epple (CDU) waren da, der Chef des Verbands Region Stuttgart, Thomas Bopp (CDU), und Vertreterinnen und Vertreter des Kreistags, die Bürgermeister Dirk Oestringer (parteilos) aus Gerlingen und Thomas Schäfer (CDU) aus Hemmingen.

Joachim Wolf hatte während des Abendprogramms von beinahe drei Stunden seine Frau und die zwei Söhne an seiner Seite, die Tochter war verhindert. Der 64-Jährige gibt am 7. Juli nach 16 Jahren den Chefsessel im Rathaus ab – an Alexander Noak, der bis dahin noch der Erste Beigeordnete der Stadt ist. Und nach dem ersten Stück der Musikvereine Korntal und Münchingen der Erste in der langen Reihe der Rednerinnen und Redner. Deren Abschiedsworte launig waren, freiheraus, mitunter versehen mit einer Spitze.

Nachfolger: Wolf nun Teil der Geschichte

Der neue Bürgermeister nutzte eine Aussage, die anno 2021 im Kontext von Angela Merkels Ankündigung fiel, nicht mehr als Kanzlerin zu kandidieren: Am Ende bleibe nur noch, würdevoll bedeutungslos zu werden. Der Satz sei krass und habe sich eingebrannt, so Noak. Und erinnerte Joachim Wolf daran, künftig habe er keinen Bürgermeisterparkplatz mehr, könne seine Mitarbeitende nicht mehr rumkommandieren. Womit er die Gäste zum Lachen brachte, ehe er hinterher schob, als Bürgermeister außer Dienst bleibe Joachim Wolf bedeutsam. „Du hast die Geschichte der Stadt mitgeformt und mitgestaltet.“ So sei Joachim Wolf jetzt Teil der Geschichte, „die letzten 16 Jahre tragen deine Handschrift“. Da er sich bekanntermaßen mit Lob schwertue, möge er sich nun zurücklehnen und genießen, zumal unklar sei, wie viel Lob ihn zuhause erwarte, meinte Alexander Noak. Erneut erntete er Lacher.

Der Ludwigsburger Landrat Dietmar Allgaier (CDU) zog Joachim Wolfs Leidenschaft für und frühere Jobs im Sport heran, um den „hochgeschätzten und anerkannten Bürgermeister“ zu würdigen. Mit ihm an der Spitze habe Korntal-Münchingen einen großen Schritt vorwärtsgemacht, stehe jetzt an der Schwelle zur Großen Kreisstadt. Joachim Wolf habe die Kitas sowie Schulen entwickelt und modernisiert und die städtebauliche Entwicklung „maßgeblich mitgeprägt“, sagte Dietmar Allgaier. Auch sei ihm, dem „überzeugten und engagierten Europäer“, die Pflege der Städtepartnerschaften immer sehr wichtig. Neben der Entlassungsurkunde erhielt Joachim Wolf eine Urkunde für 25 Jahre Tätigkeit im öffentlichen Dienst.

Mehrere Auszeichnungen verliehen

Nicht die einzige Auszeichnung: Klaus Haug, der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbands Ludwigsburg, überreichte Joachim Wolf die Ehrenmedaille des deutschen Feuerwehrverbands – „für die geleistete Arbeit zum Wohle des Feuerwehrwesens“. Er habe stets ein offenes Ohr gehabt und die Wehr über das normale Maß unterstützt. Was Korntal-Münchingens Kommandant Fabian Kunberger und sein Stellvertreter Jürgen Hieber unterstrichen. Im März hatte die Wehr Wolf zum Ehrenmitglied ernannt.

Die Vorsitzende der Freien Wähler im Gemeinderat, Marianne Neuffer, sprach für das Gremium. Sie berichtete von Joachim Wolfs Tatendrang, mit dem nicht immer jeder mithalten konnte, und umfassenden Beratungsunterlagen für den Gemeinderat. Jörg Di Marco, der Vorsitzende des Musikvereins Münchingen, stand im Namen der Vereine auf der Bühne, Diana Jäger-Hein als Chefin des Personalrats. Der Ditzinger Oberbürgermeister Michael Makurath (parteilos) sagte, für ihn sei klar gewesen: „Wer den Brasilianern Skifahren beibringen kann, kann auch drei Stadtteile zusammenbringen.“

Standing Ovations am Ende

Der Mann im Mittelpunkt des Abends rang am Ende um Worte. „Ich bin überwältigt und gerührt“, sagte Joachim Wolf. Er habe den schönsten Beruf der Welt, trotz Stresses, Ärgers, Kraftanstrengung, schlafloser Nächte. „Danke, dass ich Ihr Bürgermeister sein durfte“, sagte Joachim Wolf zu guter Letzt – woraufhin die Gäste im Stehen klatschten.