Ralf M. Ruthardt hat eigene Beobachtungen in seinem Roman verarbeitet. Foto: /Simon Granville

Der Renninger Unternehmer Ralf M. Ruthardt hat festgestellt, dass die Menschen nicht mehr ergebnisoffen miteinander diskutieren. Daraus ist ein Buch entstanden.

Im Laufe der Pandemie seien Dinge passiert, die er sich vorher nicht hätte vorstellen können, sagt der Renninger Unternehmer Ralf M. Ruthardt. Sie seien der Auslöser dafür gewesen, sein Buch „Das laute Schweigen des Max Grund“ zu schreiben. Das eine sei, dass sich die Politik zu einem Lockdown genötigt gesehen habe. Ruthardt, der sich seit fast 40 Jahren ehrenamtlich bei verschiedenen Aufgaben in Kirchengemeinden engagiert und durch regelmäßige Besuche auch einen Einblick in die Altenpflege bekommen hat, sagt heute: „Was wir den alten Menschen da angetan haben.“ Außerdem habe ihn die Pandemie persönlich getroffen. „Es gab Störerlebnisse in meinem Unternehmertum. Das hatte ich so nicht erwartet,“ so Ruthardt.

Der Unternehmer wünscht sich andere Streitsysteme, bei denen es nicht um Selbstdarstellung geht. Und: „Ich habe festgestellt, dass wir alle als Gesellschaft ein Diktat ausüben“, sagt Ralf M. Ruthardt. Wenn man nicht zum Mainstream gehöre, sei man nicht akzeptiert. Sein Buch sei „nicht frei von autobiografischen Elementen,“ betont Ruthardt. Sein Protagonist Max Grund, ebenfalls Unternehmer, aber auch normaler Bürger, kann viele politische Entscheidungen nicht mehr nachvollziehen. Vernünftige Diskussionen in Politik und Medien gibt es für ihn immer seltener. Zu oft werden die Menschen belehrt, was sie denken und wie sie leben sollen. Die Menschen sind vorsichtig geworden. Ein falscher Satz könnte dem eigenen Ruf schaden.

Sein Buch ist nicht frei von autobiografischen Elementen

„Wir brauchen Empathie und höflichen Mut, das zu sagen, was wir wollen“, meint Ralf M. Ruthardt. Dialoge fänden nicht mehr statt, auch in Unternehmen nicht. „Man hat offensichtlich Angst, einander zu verletzen“, mutmaßt der Unternehmer. Durch all diese Aspekte ist er ins Nachdenken gekommen. Er habe das Gefühl gehabt, er müsse etwas dazu sagen. Ruthardt geht es darum, dass die Menschen wieder aufeinander zugehen und ergebnisoffen miteinander diskutieren.

Ralf M. Ruthardt, der sich beruflich mit der Digitalisierung beschäftigt, vor allem mit der Automatisierung von kaufmännischen Geschäftsprozessen, ist der Gründer mehrerer Start-ups, darunter beispielsweise der Free Formation GmbH, heute Seeburger AG. Dem Mann, der von sich sagt, „er könne nur Start-ups“, lag es daran, vor Erscheinen des Buches ein Feedback zu bekommen. Er wollte sicher gehen, ob man seine Idee, mit einem Roman zu einem Perspektivwechsel einzuladen und einem Beitrag zum gesellschaftspolitischen Diskurs zu leisten, für sinnvoll hält. Er fragte sich, ob ihm als mittelständischer Unternehmer und einfacher Bürger so etwas zusteht. Deshalb hat er über fünfzig Menschen aus der Politik, den Politikwissenschaften und den Medien angeschrieben. „Davon haben rund fünfzehn geantwortet und sich Zeit genommen, um einen Blick in das Manuskript zu werfen und sich mit mir über mein Vorhaben und meine Motivation auszutauschen.“ Unter den Adressaten waren Professor Dr. Werner J. Patzelt und der Journalist Sigmund Gottlieb, die ihm auch eine Rezension schrieben. Generell hat man Ruthardt Mut gemacht, das Buch umzusetzen.

Ihm lag daran, vor Erscheinen ein Feedback zu bekommen

„Wir sind wohlstandsverwöhnt und bequem“, findet Ruthardt deutliche Worte. Wir hätten es zugelassen, dass wir uns lieber um unseren Skiurlaub und andere Annehmlichkeiten kümmern. Wenn er sich dabei nicht ausschließt, so versucht er doch mit seinem ehrenamtlichen Engagement dem entgegenzuwirken. Mit seinen beiden Kindern ist er beispielsweise 2015 nach München zur Essensausgabe für die Flüchtlinge gefahren. „Was sollen Kinder mitnehmen, wenn sie es nicht sehen“, fragt sich Ruthardt. So etwas sollte uns zur Demut anleiten.

Der Erstling von Ralf M. Ruthardt, den er seinen Kindern und den nächsten Generationen gewidmet hat, bewegt sich zwischen Roman und Sachbuch. „Ich wollte kein Sachbuch schreiben, denn ich bin nicht vom Fach“, sagt der Unternehmer. Sein Buch gebe auch keine Handlungsanweisung.

Die Frage, ob man in einem Roman Inhalt vor Rahmenhandlung stellen darf, hat er auch seinen Ansprechpartnern in Politik, Politikwissenschaft und Medien gestellt. „Hier gab es unterschiedliche Ansichten und Empfehlungen. Es ist nun quasi ein Mittelweg geworden,“ erklärt Ruthardt. „Mein Roman ist kein literarisches Meisterwerk und versucht auch nicht, es zu sein“, sagt er selbstkritisch. „Aber die Form eines Romans kann Argumente und Gegenargumente auf eine womöglich charmante und freundliche Art in den Raum stellen und dabei Brücken bauen – Brücken, um sich gegenseitig besser zu verstehen.“

Ralf M. Ruthardt, Das laute Schweigen des Max Grund. Edition PJB, ISBN 978-3982574905, 23 Euro.