Revierförster Jürgen Weis sagt, wo’s langgeht. Bürgermeister Torsten Bartzsch (links) unterstützt ihn. Foto:  

Bei den Auktionen in den Wäldern im Landkreis Ludwigsburg ist früher in Fünf-Euro-Schritten gesteigert worden. Heuer wurde teils in 50 Euro-Sprüngen geboten. Der Andrang im Hardtwald war riesig. Versierte Bieter haben gleich am Anfang zugeschlagen.

Gerhard Rupp aus Kleinbottwar ist schon eine halbe Stunde vor Beginn der Brennholzversteigerung da. Am Waldparkplatz Hardtwald, direkt neben der Landstraße, ist schon viel los. Es parken Autos aus den umliegenden Kreisen, genauso wie ein Auto aus Heidelberg und ein Werkswagen von einem Zuffenhausener Autohersteller. Rupp ist routiniert. Schon seit vielen Jahren ersteigert er für seine Holzheizung in den umliegenden Wäldern wertvolles Brennmaterial.

Doch dieses Jahr ist einiges anders. Durch den Krieg in der Ukraine und die Energiekrise ist der Rohstoff Holz begehrt wie nie. Früher, erzählt Rupp, waren die Holzkäufer eine kleine, eingeschworene Gemeinschaft. Man kannte sich, wusste um die Rituale der Versteigerung, es gab wenige Überraschungen.

Lose sind kontingentiert

Vor dem Hintergrund der Energieknappheit und des Krieges wünscht sich Torsten Bartzsch einen harmonischen Verlauf der Auktion. Der Bürgermeister aus Murr verantwortet einen Teil des Hardtwaldes, den sich sieben umliegende Gemeinden als kommunalen Wald teilen. Das Landratsamt Ludwigsburg hat die Anzahl der Lose auf 15 pro Käufer kontingentiert.

Rupp lässt sich von einem Bekannten berichten, wie versessen die Käufer in den vergangenen Tagen in Großbottwar gesteigert hätten. Früher wäre in Fünf-Euro-Schritten gesteigert worden. Heuer hätten sie teilweise in 50 Euro-Sprüngen geboten und auf bis zu 180 Euro für den Festmeter gesteigert. „Ich weiß nicht, wo das noch hingeht”, sagt er zu Rupp. In Murr fängt es wenigstens bei 90 Euro pro Festmeter an, erwidert Rupp nicht wirklich überzeugt, dass sich nachher ein günstiges Los ersteigern lassen wird.

Jürgen Weis ist Revierförster im Hardtwald. Routiniert beginnt er die Auktion vor den rund 100 potenziellen Holzkäufern. Unterstützt wird er von Torsten Bartzsch. Der Rathauschef lässt es sich nicht nehmen und wird auch heute wieder selbst einige Lose versteigern. Die Abwicklung übernehmen Snezana Maier und Marcel Ruoff, beide aus dem Rathausteam.

„Es geht um gespeicherte Sonnenenergie, die Sie zum Wärmen in ihren Stuben verheizen“, beginnt der Förster seine Ausführungen. Seine Mitarbeiter hätten das Holz aber nicht für die hohe Nachfrage eingeschlagen. „Wir entnehmen dem Wald nur so viel, wie nachwächst“, erklärt Weis die zehnjährigen Zyklen ihrer Dienstpläne. Er erläutert den durch den Klimawandel wichtigen Umbau des Waldes, weg von reinen Fichten-Monokulturen hin zu naturverjüngt nachwachsenden robusten Mischbeständen aus Nadel- und Laubbäumen. Der Forstprofi spricht über die Herausforderungen von Borkenkäfer, Hitzeschäden durch den Klimawandel und dem Eschentriebsterben. Er erklärt Naturverjüngung, wenn also der Wald sich selbst fortpflanzt und später nur ältere, erntereife Bäume geschlagen werden.

Holzscheine werden kontrolliert

Damit werde Platz und Licht für den Baumnachwuchs geschaffen. Aus Zehntausenden von Sämlingen würden nach einem dreiviertel Jahrhundert nur 60 bis 80 Bäume überleben. Doch die seien dann für den Klimawandel und die höheren Temperaturen gewappnet, erklärt Weis die Waldtransformation, die im Südwesten schon vor mehr als 30 Jahren begonnen habe.

Flugs erläutert der Forstmann noch die Voraussetzungen für die Arbeit im Wald: Motorsägen-Führerschein und Schutzbekleidung seien Voraussetzung. „Arbeiten Sie nie alleine. Holen Sie das Holz allein schon wegen der aktuellen Diebstahlgefahr zügig aus dem Wald. Und führen Sie Ihren Holzschein mit“, empfiehlt Weis und lässt keinen Zweifel daran, dass er die Kaufbestätigung kontrolliert. Die Reaktion der Zuhörer zeigt: Die Botschaft ist klar und unmissverständlich, und sie ist angekommen.

Nun geht es los. „Kommen wir zum ersten Los“, sagt Weis, „der Grundanschlag liegt bei 85 Euro“ und nennt die ungefähren Festmeter. „400, 405, 410, 420. Zum ersten, zum zweiten … 440, 450, 455 zum ersten, zum zweiten ….“ Verkauft wird es schließlich für 475 Euro an Joachim Berner aus Neckarweihingen. Die beiden Rathausmitarbeiter erfassen die Personalien im Akkord. Mit seiner Unterschrift bestätigt Berner den Kauf. Er habe sein Los extra schon gleich zu Beginn ersteigert. Bei vorigen Versteigerungen seien gegen Ende alle außer Rand und Band gewesen. Er aber braucht 15 Festmeter im Jahr und beheizt sein Haus fast vollständig mit Holz.

Später stärken sich Käufer und Verkäufer an der Waldhütte am Feuersee. Die Bewirtung managt der Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes aus Murr. Es gibt Gegrilltes und Flüssiges. Auch das gehört zum Ritual. Das nehmen die Neulinge dann übrigens genauso begeistert an wie die langjährig routinierten Holzeinkäufer. Holzlose gäben eben dreimal warm, erklärt ein Käufer schmunzelnd: beim Schnaps nach der Versteigerung, beim Sägen des Holzes und dann am Ende beim Verbrennen im Ofen.