Die Feuerwehr war zu einem Großeinsatz in der Winnender Innenstadt ausgerückt. Foto: 7aktuell/Kevin Lermer

Ein Brand in der Winnender Innenstadt hält die Feuerwehr am Donnerstag in Atem. Ein Mann soll von einem Balkon gesprungen sein, um sich vor den Flammen zu retten. Die Bewohner können nicht mehr in ihr Haus zurück.

Blaulicht und Martinshorn statt Einkaufsbummel und Straßencafé: In der Winnender Innenstadt herrschte am Donnerstag der Ausnahmezustand. Am frühen Morgen war der Brand eines Wohn- und Geschäftshauses an der Marktstraße gemeldet worden. Die Flammen sorgten für einen Großeinsatz von Feuerwehr und Rettungskräften im Stadtkern – und hinterlassen neben drei verletzten Menschen auch einen baulichen Millionenschaden.

Laut Polizei war der Brand gegen 5.30 Uhr in einer Wohnung ausgebrochen, die Ursache für die Flammen ist bisher unklar. „Schon vom Gerätehaus aus konnten wir das Feuer sehen“, berichtet Florian Claß, der Pressesprecher der Winnender Feuerwehr.

Die Brandschützer rückten mit einem großen Aufgebot von 16 Fahrzeugen und rund 120 Einsatzkräften in der Marktstraße an. Bilder vom Einsatzort zeigen hohe Flammen, die aus dem Dach des Gebäudes schlagen, und Feuerwehrleute, die unter anderem von Drehleitern aus versuchen, den Brand unter Kontrolle zu bekommen. Es ist zu vermuten, dass das Feuer im ersten Stock des Gebäudes oder darüber ausgebrochen ist. Augenzeugen schilderten dramatische Szenen und berichteten von Hilfeschreien.

Eine Person erleidet schwere Verletzungen

Laut Florian Claß ist die Bebauung an der Marktstraße sehr dicht. „Die umliegenden Gebäude wurden evakuiert, wir sind gleichzeitig in den Innen- und den Außenangriff gegangen“, erklärt er. Rund 20 Personen seien aus den Gebäuden geholt worden. „Eines der angrenzenden Häuser konnten wir komplett retten, der Dachstuhl eines weiteren Gebäudes wurde allerdings beschädigt“, sagt der Feuerwehr-Sprecher.

Schließlich konnte der Brand gelöscht werden. Durch das Feuer in der Stadtmitte wurden zwei Menschen leicht verletzt. Ein Bewohner erlitt bei dem Einsatz schwere Verletzungen – ob er sich diese durch die Flammen zugezogen hat, blieb am Donnerstag allerdings noch unklar. Augenzeugen hatten berichtet, dass sich der Mann bei einem rettenden Sprung von einem Balkon im ersten Stock verletzt habe.

Bei allen Verletzten handelt es sich laut Feuerwehr-Sprecher Florian Claß um Bewohner des Gebäudes. Neben den Brandschützern aus Winnenden waren auch die Kollegen aus Rudersberg im Einsatz. Die Feuerwehr Waiblingen suchte das Gebäude mit ihrer Drohnengruppe nach Glutnestern ab und fertigte Aufnahmen für die Polizei an. Auch ein Drehleiterfahrzeug war aus Waiblingen angefordert worden, die Fellbacher Feuerwehr war mit dem Atemschutztrupp in Winnenden vor Ort.

Insgesamt waren rund 120 Einsatzkräfte beteiligt – darunter auch der Landtagsabgeordnete Siegfried Lorek, der als Feuerwehrmann in Winnenden aktiv ist und wegen des Einsatzes einen Interviewtermin mit unserer Zeitung verschoben hat. „Das Gebäude wird nicht mehr zu retten sein“, gab er auf Nachfrage zu Protokoll. Laut einem Brandsachverständigen hat sich die Giebelwand des Bauwerks so gewölbt, dass sie abgestützt werden musste, die verbauten Holzbalken hätten durch die Flammen erheblichen Schaden erlitten und mehrere Zentimeter ihrer ursprünglichen Stärke eingebüßt.

Das Gebäude gilt als einsturzgefährdet

Auch am Mittag dauerte der Einsatz noch an, die sogenannten Nachlöscharbeiten waren im Gange. „Außerdem müssen wir den Giebel des betroffenen Hauses sichern, damit er nicht abstürzt und möglicherweise weitere Schäden verursacht“, erklärt Claß. Das Gebäude gilt wegen der Schäden, die durch die Flammen und das Löschwasser entstanden sind, als einsturzgefährdet und darf nicht betreten werden. In der Winnender Innenstadt kam es zu Behinderungen, da die Feuerwehr wegen der Gefahr herabstürzender Ziegelsteine und Scherben eine Absperrung errichtet hatte. Da die Bewohner nicht ins Haus zurückkehren können, wird die Stadt sich laut Claß auf die Suche nach einer Unterkunft für die Betroffenen machen müssen. Wie groß der Schaden an den Nachbarhäusern ist, wird noch untersucht.

Der bei dem Feuer entstandene Schaden beläuft sich nach einer ersten Schätzung auf etwa eine Million Euro. Die Kriminalpolizei hat routinemäßig die Ermittlungen aufgenommen, um Hinweise auf die derzeit noch unklare Brandursache zu finden. Diese Aufgabe dürfte durch die Einsturzgefahr jedoch kompliziert werden.