Zum zwölften Mal wird der Böblinger Sozialpreis verliehen. Diesmal bekommen ihn Roland Graner, die DLRG, der Diakonie-Laden und „My little Bukhara“.
2001 hatte der Böblinger Gemeinderat beschlossen, bemerkenswertes soziales Engagement alle zwei Jahre mit dem Sozialpreis zu würdigen. Für die aktuelle Auflage wurden 13 Bewerbungen von der Bürgerschaft eingereicht, eine Jury hat die Gewinner ausgewählt.
In der Kategorie „Einzelperson“ erhält Roland Graner den Böblinger Sozialpreis. Der inzwischen 86-Jährige kommt seit langer Zeit regelmäßig ins Pflegeheim Haus am Maienplatz und spielt dort Klavier. Seit Januar 2003 bis März 2020, ehe die Coronapandemie solche Aktivitäten jäh stoppte, trat er jeden Samstag am Klavier in der Caféteria auf. Seit das Café Rosengarten wieder geöffnet hat, untermalt er den Café-Betrieb mit Klaviermusik. Noch dazu spielt er auf Geburtstagsfeiern, beim jährlichen Galadinner und bei Feiern für das Betreute Wohnen. Zudem gibt Graner zweimal im Jahr ein Wunschkonzert, bei dem er die musikalischen Wünsche der Hausbewohner erfüllt. „Herr Graner erfreut die Bewohner mit seiner einfühlsamen Art zu jedem genannten Anlass“, schreibt die Stadtverwaltung in einer Pressemitteilung, „außerdem springt Herr Graner jedes Mal ein, wenn ein gebuchter Künstler ausfällt. Die Mitarbeitenden im Haus können sich in allen Lebenslagen auf ihn verlassen.“
Großes Engagement bei DLRG und Diakonie-Laden
In der Kategorie „Verein, Organisation und Projekt“ wird der Preis geteilt – zum einen bekommt die Böblinger Ortsgruppe der Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) eine Auszeichnung. Sie engagiert sich bei Schwimmkursen für Kinder und führt einmal im Jahr einen Helfertag an einer Böblinger Grundschule durch. Insgesamt erreicht die DLRG mit diesen Kursen etwa 250 Kinder im Jahr. Im letzten Jahr waren 38 meist jugendliche Riegenführerinnen und -führer ehrenamtlich tätig und leisteten über rund 1500 Stunden bei den Angeboten.
Zudem erhält das Team des Diakonie-Ladens in Böblingen eine Würdigung. Der Laden ist seit Februar 2003 geöffnet. Aktuell sind 30 ehrenamtliche und zwei hauptamtliche Personen aktiv. Gebrauchte, aber gut erhaltene Ware wird dem Diakonie-Laden gespendet, aufbereitet und zu einem fairen Preis verkauft. Insgesamt arbeiten 31 Mitarbeiter in der Annahme, Vorbereitung, Dekoration und im Verkauf. Im Jahr ergeben sich rund 9000 ehrenamtliche Stunden. Die Vorbereitungen für den Verkauf sind immens. Jedes gespendete Teil wird in der Warenannahme gesichtet, sortiert, beurteilt und ausgezeichnet. Es wird ein Preis festgelegt, das jeweilige Teil für den Verkauf vorbereitet und anschließend im Laden zum Verkauf präsentiert. Die Verkaufsteams sind an fünf Tagen in der Woche für die Kunden da.
Zusammenarbeit mit Schneiderinnen in Usbekistan
In der Kategorie „Unternehmen“ bekommt das Modelabel „My little Bukhara“ den Sozialpreis. Nadira Khalikova hat ihre kleine Firma im April 2019 gegründet und wird von ihrem Mann und ihrer Mutter ehrenamtlich unterstützt. Ihre Mutter lebt in Usbekistan und übernimmt die Logistik und die Kontakte vor Ort. Ihr Mann ist für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. „My little Bukhara“ ist ein sogenanntes Slow-Fashion-Label, das dank der usbekischen Handwerkerinnen maßgeschneiderte Kleidung in Usbekistan produziert. Das Unternehmen arbeitet mit 40 sozial benachteiligten Handwerkerinnen aus Usbekistan, die neben anderem häusliche Gewalt erlebt haben. Der Stoff, mit dem hauptsächlich gearbeitet wird, heißt Ikat-Adras. Das Unternehmen strebt nach dem Erhalt der traditionellen handwerklichen Kunst der Frauen, die langsam in Vergessenheit gerät. Die Leitwerte sind Frauenrechte, Gerechtigkeit, Respekt gegenüber der Natur und Tradition. Das Unternehmen hat im Juni 2022 den zweiten Platz beim Weltethos Pitch Day in Tübingen belegt.
Die Sozialpreise werden im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung am Donnerstag, 18. Januar 2024, um 19 Uhr in der Aula am Murkenbach übergeben. Mehr Infos unter www.boeblingen.de/Sozialpreis im Netz.