Bürgerbeteiligung ist wichtig, aber die darf nicht nur Selbstzweck sein, meint unser Autor Robert Krülle.
Die Bürgerinnen und Bürger in der Stadtpolitik „mitzunehmen“, klingt zunächst recht einfach, ist aber ein verzwicktes Thema. Über die Jahre wurden in Böblingen bei Workshops dutzende von Stellwänden mit bunten Zetteln samt guter Vorschläge vollgepinnt, haben sich Beiräte und Diskussionsrunden die Köpfe heiß geredet – doch am Ende sind bei konkreten Projekten die Entscheidungsprozesse häufig zu komplex, als dass die Bürger zu ihrer vollsten Zufriedenheit beteiligt werden könnten.
Bürgerbeteiligung mag Leitlinien brauchen, wie sie die Stadt nun erarbeiten will. Doch diese wiederum per Bürgerbeteiligung zu entwickeln, hört sich zwar logisch und löblich an, birgt aber Gefahren in sich. Bedarf allein die Konzeption eines „Werkzeugkastens“ so viele Mitdenker und -redner? Sind hier nicht wenige Experten gefragt, die entsprechende Erfahrungen haben und das effektiver zusammenstellen könnten? Wichtig ist vor allem, dass die entwickelten Kriterien und Abläufe ihre pragmatische Anwendung finden. Ein Muster ohne Wert darf auf keinen Fall entstehen. Dafür ist das Thema Bürgerbeteiligung dann doch zu wichtig.