Das Theater Rampe feiert unter dem Motto „Our Story“ die Eröffnung des „Black History Month“. Im Februar laden Initiativen und Akteure zu etlichen Veranstaltungen in der Stadt, bei der afrodiasporische und Schwarze Communities Schwarze Geschichte in Deutschland sichtbar machen und würdigen.
Mit dem Gedicht „A two Sided Self Portrait“, der südafrikanischen Poetry-Performerin Lebogang Mashile, eröffnete am Freitagabend Lisa Tuyala aus dem Intendantenteam des Theater Rampe den „Black History Month Stuttgart (BHM)“. Ein anschließendes Panelgespräch läutete unter dem Motto „Our Story“ die Veranstaltungsreihe ein, die den gesamten Februar in Stuttgart die afrodiasporische und afrodeutsche Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Ein Jahr Planung steht hinter dem Programm, das über die Stadt verteilt, zu verschiedenen Veranstaltungen lädt, etwa im Haus der Geschichte, der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst oder dem Lindenmuseum. Über 14 verschiedene Initiativen sowie Einzelakteur:innen sind beteiligt, darunter die Initiative Schwarze Menschen Stuttgart (ISD) und Afrokids International e. V..
Synergien schaffen und Sichtbarkeit zeigen
Das Angebot des BHM ist bunt und vielseitig: von Sportveranstaltungen oder Konzerten, hin zu Ausstellungen und Filmgesprächen, laden Schwarze Communities und deren Akteur:innen zum Zusammenkommen und Dialog ein. Es gibt zum Beispiel Workshops zu den Themen Rassismuserfahrung, Empowerment, Schwarzem Feminismus oder LGBTQ*. Was es bedeutet, auf der Flucht gewesen zu sein, davon berichtet am Abend Rex Osa, der den Verein Refugees4Refugees gegründet hat. „Eines der zentralen Ziele des ‚Black History Month‘ in Stuttgart ist es, Synergien zu schaffen und Sichtbarkeit zu zeigen“, sagt Farina Görmar, interkulturelle Promotorin für die Region Stuttgart. Das Leitungsteam des Stuttgarter „Black History Month“ vertreten außerdem noch die 26-jährige Niyat Haile, die unter anderem Community-Arbeit auf der App „My Afro City“ anbietet, und Yara Richter, als künstlerische Leitung.
Das kulturelle Erbe und die Erfolge Schwarzer Communities feiern
Der „Black History Month“ hat seine Wurzeln in den USA und Kanada und ist ein weltweit gefeierter Monat, der die Geschichte, Erfolge und Errungenschaften Schwarzer Menschen würdigt. Seit den 1990er Jahre hat er auch in Deutschland an Bedeutung gewonnen. Vor allem in größeren Städten wie Berlin, Leipzig oder Köln hat der BHM eine reiche Tradition. Für Stuttgart ist es in diesem Jahr das bislang größte Event der Reihe. Auch in den Vorjahren war die Rampe zentraler Ankerpunkt. Der „Black History Month“ würdigt die Geschichte und die Beiträge der Schwarzen Diaspora und schafft Raum für Dialoge über Vielfalt und soziale Gerechtigkeit, gegen Rassismus und Diskriminierung. Er bietet Gelegenheit, das kulturelle Erbe und die Erfolge Schwarzer Communities zu feiern.
„Es ist wichtig, die Wut auch zu äußern“
Ein wichtiges Ziel ist es, das Verständnis für Schwarze Geschichte zu verbessern, „und nicht nur deren negative Seite zu erzählen, die von Sklaverei oder Bürgerbewegung handelt“, sagt die Literaturwissenschaftlerin Yeama Bangali, die den Abend moderiert „sondern auch die Errungenschaften Schwarzer Menschen zu benennen“, ergänzt Cathy Nzimbu Mpanu-Mpanu-Plato, vom Fellbacher Verein Ndwenga e. V. und African Network Germany. Neben ihr sitzt Karimael Buledi und berichtet von Erfahrungen und Erlebnissen Schwarzer Realität in Deutschland. „Man solle auch wütend sein, und diese Wut äußern“, sagt Buledi, Rassismus dürfe keinen Raum erhalten in unserer Gesellschaft. Es gehe vor allem darum, verhärtete Muster und Stereotype aufzubrechen.
„Die Schwarze Geschichte in Deutschland ist über 400 Jahre alt, doch taucht sie in unseren Schul- und Geschichtsbüchern kaum auf“, sagt Bangali. So sei es auch wichtig, Gemeinsamkeiten für das Zusammenleben hervorzuheben. Aus der Stadt sind viele Einzelakteure mit an Bord des BHM. Gerade jüngeren Initiativen fehle es oft an Räumlichkeiten zum Arbeiten, sagt Farina Görmer, sodass beispielsweise mit dem Eckladen der Rampe neue Orte möglich sind. Hier finden im Verlauf des Februars mehrere Workshops statt, etwa zum Thema Empowerment.
Schwarze Geschichte sichtbar machen
Manche Dinge sind in der Vergangenheit bereits in Bewegung geraten: So gibt es mittlerweile zwei Plätze in Stuttgart, die die Namen bedeutender Schwarzer Persönlichkeiten tragen: Der Platz vor dem Arbeitsgericht trägt seit 2023 den Namen des schwarzen Philosophen Anton Wilhelm Amo (1756-1784) und die Dichterin und Aktivistin May Ayim (1960-1996) wurde mit einer Platzumbenennung an der Kreuzung Gutenberg-/Vogelsang-/ Hasenbergstraße gewürdigt. Neben Sport-, Musik- und Konzertangeboten, gibt es auch Safe-Space Veranstaltungen, bei denen man im BHM zusammenkommen kann. Man habe bewusst darauf verzichtet, berühmte Persönlichkeiten einzuladen, erzählt Lisa Tuyala, damit der Fokus auf den Akteur:innen selbst liegt. Ein wichtiger Aspekt ist zudem, dass alles „Bottom-up“ geschieht. Die Bewegung müsse sich aus sich selbst heraus entwickeln, damit sie wirkungsvoll ist, so Niyat Haile.
„A two Sided Self Portrait“, vertont findet sich da Stück auf Youtube von Jazzmusiker Tumi, erzählt von Zerrissenheit, von Geschichte und unüberwundenem Schmerz. Der Black History Month dient zum Aufbrechen, zum Brücken bilden und Teilhabe schaffen, sodass letztendlich Selbstverständlichkeit und Normalität Schwarzer Identität in Deutschland entstehen.