Etliche Menschen afrikanischer Herkunft haben einem Bericht zufolge in der EU mit Rassismus zu kämpfen. (Symbolbild) Foto: IMAGO/Panthermedia/PheelingsMedia via imago-images.

In der EU ist einem Bericht zufolge fast die Hälfte der Menschen afrikanischer Herkunft in ihrem Alltag Rassismus und Diskriminierung ausgesetzt. Deutschland und Österreich schnitten in vielen Punkten besonders schlecht ab. Die Einzelheiten.

Fast die Hälfte der Menschen afrikanischer Herkunft in der EU ist in ihrem Alltag Rassismus und Diskriminierung ausgesetzt. Das Phänomen verschärfte sich in den vergangenen Jahren, wie aus einem am Mittwoch in Wien veröffentlichten Bericht der EU-Grundrechteagentur hervorgeht. Deren Direktor Michael O’Flaherty sprach von einem beschämenden Eingeständnis. Deutschland und Österreich schnitten in vielen Punkten besonders schlecht ab.

Demnach gaben 76 Prozent der Befragten in Deutschland an, in den vergangenen fünf Jahren diskriminierende Erfahrungen aufgrund ihrer Hautfarbe, ihres Migrationshintergrunds oder ihrer Religion gemacht zu haben, mehr als in jedem anderen EU-Land. Bei der vorigen Umfrage 2016 waren es 52 Prozent. Der aktuelle EU-Schnitt beträgt 45 Prozent. In Österreich lag der Wert nur knapp unter dem deutschen bei 72 Prozent.

Berichteten 2016 im europäischen Mittel noch 39 Prozent der afrikanischstämmigen Personen von Rassismus im Alltag, so stieg deren Anteil nun um 6 Prozentpunkte an. O’Flaherty nannte es schockierend, dass keine Verbesserungen zu sehen seien. „Im Gegenteil: Menschen afrikanischer Herkunft werden allein aufgrund ihrer Hautfarbe immer stärker diskriminiert“, sagte er.

Auch im Beruf machten Schwarze in Deutschland häufiger schlechte Erfahrungen

Auch im Beruf machten Schwarze in Deutschland laut dem Bericht „Being Black in the EU“ häufiger schlechte Erfahrungen als in jedem anderen der 13 untersuchten europäischen Staaten. 46 Prozent berichteten, im zurückliegenden Jahr an ihrem Arbeitsplatz diskriminiert worden zu sein (EU-Schnitt: 31 Prozent). Wenn es um Jobsuche ging, gaben im Rückblick auf fünf Jahre sogar 56 Prozent in Deutschland negative Erlebnisse an; höher lag der Anteil nur in Österreich mit 59 Prozent.

Ähnlich rangierte Deutschland bei herabsetzenden Erfahrungen in den Bereichen Bildung und Gesundheit sowie rassistischen Übergriffen jeweils auf dem ersten oder - nach Österreich - zweiten Platz. Von den Befragten, die in den vergangenen zwölf Monaten von der Polizei kontrolliert wurden, gaben in Deutschland 69 Prozent an, dies sei aufgrund ihrer Hautfarbe geschehen.

Die Daten der Europäischen Grundrechteagentur stammen aus einer breiteren Online-Umfrage unter Einwanderern und deren Nachkommen. Für den aktuellen Bericht wurden die Antworten von über 6.700 Personen afrikanischer Herkunft ausgewertet, die in Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, Österreich, Polen, Portugal, Schweden und Spanien leben. Die Gruppe der Befragten in Deutschland zählte 579, die in Österreich 454.