Niedersachsen, : Eine Notrufsäule der DLRG steht an einem Badesee in der niedersächsischen Gemeinde Moormerland. Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich

2022 sind 355 Menschen in Deutschland in Flüssen, Seen und am Meer ertrunken. Wer etwa im Rhein schwimmen geht, begibt sich in große Gefahr, denn die Strömung dort ist tückisch. Am Wochenende kam es wieder zu tödlichen Badeunfällen.

Mehrere Menschen sind am vergangenen Wochenende in Deutschland beim Baden ums Leben gekommen.

Wo ist es jüngst zu Badeunfällen gekommen?

Karlsruhe: In Baden-Württemberg ist  54-Jähriger in einem Baggersee bei Karlsruhe am 11. Juli ertrunken. Der Mann sei   gegen 19.30 Uhr in der Nähe des Badestrandes im Bad Schönborner See geschwommen und hätte plötzlich nach Hilfe gerufen, wie die Polizei  mitteilte. Zeugen hätten beobachtet, wie der Mann schließlich unterging. Die verständigten Rettungskräfte und Taucher des DLRG konnten ihn  nur noch leblos aus dem See bergen. Reanimationsmaßnahmen verliefen ohne Erfolg.
Bakum: In Niedersachsen in der Gemeinde Bakum nördlich von Osnabrück starb am 25. Juni laut Polizei ein 52 Jahre alter Mann in einem Baggersee. Seine Begleiterin, eine 60 Jahre alte Frau, trieb ebenfalls leblos im See, konnte aber von Rettungskräften reanimiert werden. In dem See ist Baden ausdrücklich verboten, wie dort auf Schildern zu lesen ist. 
Münster: In Münster ertrank am 9. Juli  ein 32-jähriger Mann im Dortmund-Ems-Kanal. Es ist der dritte Badetote innerhalb weniger Wochen in Münster.
Issum: In Nordrhein-Westfalen hatte es bereits am Samstag (26. Juni) Todesopfer gegeben: In einem Baggersee in Issum bei Duisburg starb der Polizei zufolge ein 86-Jähriger, der Abkühlung gesucht hatte. Einsatzkräfte bargen seinen Leichnam am Samstagmittag nach einer Suchaktion, bei der den Angaben nach auch eine Polizeidrohne zum Einsatz kam. 
Wittstock: Im Dranser See bei Wittstock (Brandenburg) erlitt ein Mann beim Baden am 25. Juni wohl einen Herzinfarkt, wie ein Sprecher der Polizei in Neuruppin sagte. Der 80-Jährige soll mit einem Bekannten zunächst einige Meter auf den See hinausgeschwommen sein. Kurze Zeit darauf sei einer der beiden ans Ufer zurückgekehrt. Als er sich noch einmal umgeschaut habe, habe der Mann seinen Bekannten winken und untergehen sehen. 
Potsdam:  Am   24. Juni ertrank eine 79-jährige Frau beim Baden nahe Potsdam (Brandenburg) in der Havel.
Kerken: Im nahe gelegenen Kerken starb eine 73 Jahre alte Schwimmerin bei einem Badeunfall im Naturfreibad Eyller See.
Düsseldorf: In Düsseldorf wurden am 24. Juni  drei junge Männer im Rhein von einem Sog erfasst und mitgerissen. Ein 22-Jähriger trieb ab und konnte zunächst nicht gefunden werden. Angesichts mehrerer tödlicher Badeunfälle in jüngster Zeit hatte die Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) erneut vor den Gefahren beim Baden gewarnt.Münster ertrank am Sonntagnachmittag ein 32-jähriger Mann im Dortmund-Ems-Kanal.
Langenargen: Ein Badeunfall im Bodensee hat für einen Mann ein tödliches Ende genommen. Der 38-Jährige war mit seiner Freundin am Sonntagabend bei Langenargen am Bodensee im Wasser, als sie über Schmerzen im Bein klagte, wie die Polizei mitteilte. Daher machte sich die Schwimmerin auf den Weg zurück ans Ufer. Als sie sich umdrehte, konnte sie ihren Freund nicht mehr sehen und rief um Hilfe.Zwei Badegäste eilten zu Hilfe und zogen den Mann aus dem Wasser. Am Ufer wurde er auf ein Feuerwehrboot gebracht und man versuchte, ihn zu reanimieren. Schließlich starb der Mann im Krankenhaus.
Kerken: Im nahe gelegenen Kerken starb eine 73 Jahre alte Schwimmerin bei einem Badeunfall im Naturfreibad Eyller See.

Auf unserer Karte sehen Sie, wo sich bisher im Jahr 2023 tödliche Badeunfälle ereignet haben:

Steigt die Zahl der tödlichen Badeunfälle?

Nach Angaben der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) ist die Zahl der tödlichen Badeunfälle in Deutschland ist 2022 im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Im vergangenen Jahr ertranken mindestens 355 Menschen. Das sind 56 Todesfälle mehr als 2021 – ein Plus von 19 Prozent.

„Damit verzeichneten wir erstmals seit vier Jahren wieder einen Anstieg an tödlichen Unfällen im Wasser“, sagt die Präsidentin der DLRG, Ute Vogt.

Was sind die Gründe für diese hohen Zahlen?

Ute Vogt sieht die Gründe für diesen Anstieg in einem langen und warmen Sommer „ohne nennenswerte coronabedingte Einschränkungen“. Dies hätten die Menschen genutzt, um wieder in unbewachten Seen und Flüssen schwimmen zu gehen. Dadurch sei auch das Risiko für Unfälle gestiegen.

Den Anstieg der Todeszahlen führt die DLRG auch auf die Hitze im Sommer zurück, in der viele Menschen in Flüssen, Seen oder in Nord- und Ostsee baden.

Auf lange Sicht ist die Zahl der Todesopfer jedoch unter dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre.

Wo sind die Menschen ertrunken?

Insgesamt 308 der erfassten tödlichen Badeunglücke (87 Prozent) ereigneten sich in Binnengewässern. 147 Personen (2021: 120) ertranken in Seen, 105 (95) in Flüssen, 15 (acht) in Bächen, 22 (elf) in Teichen und 19 (16) in Kanälen. Auch in Schwimmbädern stieg die Zahl der tödlichen Unglücksfälle – von sieben auf 13.

In Meer verloren weit weniger Menschen ihr Leben (18 gegenüber 26 im Vorjahr). Knapp zwei Drittel der Todesfälle im Wasser (65 Prozent) verzeichnete die DLRG in der Badesaison von Mai bis Ende August. Verglichen mit dem Vorjahr ertranken im Mai (+19) und August (+33) deutlich mehr Menschen.

Wo lauern die größten Gefahren?

Laut DLRG sind Flüsse und Seen die größten Gefahrenquellen. Nur vergleichsweise wenige Gewässerstellen werden von Rettungsschwimmern bewacht. Das Risiko, dort zu ertrinken, ist deshalb um ein Vielfaches höher als an Küsten oder in Schwimmbädern.

Zudem lassen bei ungeübten Schwimmern in Notlagen die Kräfte schneller nach und sie geraten leichter in Panik.

Welche Rolle spielt die Schließung von Bädern?

Aber auch in den Bäderschließungen der vergangenen Jahre sehen DLRG-Experten einen Grund für die unverändert hohe Zahl an Badeunfällen. Die Schwimmausbildung kommt demnach an vielen Grundschulen zu kurz oder fällt ganz weg, weil kein Schwimmbad erreichbar ist.

„Gerade die Kinder und Jugendlichen bereiten uns Sorgen, wenn wir an den kommenden Sommer denken“, sagt DLRG-Präsidentin Ute Vogt.

Eine von der DLRG in Auftrag gegebene Befragung durch das Meinungsforschungsinstitut Forsa aus dem Jahr 2022 zeigt, dass sich die Zahl der Grundschulkinder, die nicht schwimmen können, seit 2017 von zehn auf 20 Prozent verdoppelt hat.

„Wie Jungen und Mädchen lesen, schreiben und rechnen lernen, so müssen sie auch schwimmen lernen“, fordert Ute Vogt. „Wir müssen dahin kommen, dass jedes Kind am Ende der Grundschule sicher schwimmen kann.“