Netze BW kündigt nach zwei verheerenden Gasexplosionen Verbesserungen an. (Symbolbild) Foto: dpa/Christoph Schmidt

Mal war es eine alte Leitung, mal eine falsch verlegte Leitung - der Netzbetreiber Netze BW nennt Ursachen für zwei verheerende Gasexplosionen. Und kündigt Verbesserungen an.

Nach zwei verheerenden Gasexplosionen binnen eines Jahres in Stuttgart wirbt der Netzbetreiber um Vertrauen in das Gasnetz und kündigt zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen an. Die Netze BW betreibe das Netz streng nach den Regeln, investiere systematisch in die Erneuerung und habe die Zahl der Schäden in den vergangenen Jahren drastisch senken können, erklärte Geschäftsführer Christoph Müller im Verwaltungsausschuss des Stuttgarter Gemeinderats. Gleichwohl unterstrich er in einer am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung: „Die Unglücke sind unter unserer Verantwortung passiert. Ich sehe es deshalb als unsere Verpflichtung an, aus diesen Unfällen zu lernen, damit wir den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Stuttgart das Vertrauen in ein sicheres Gasnetz zurückgeben können.“

Die Fragen, die nach den Unglücken gestellt werden, seien absolut berechtigt. „Wir sind es nicht zuletzt den Opfern und Betroffenen schuldig, die bestmöglichen Antworten zu geben“, so Müller laut Mitteilung. Zugleich betonte er, dass die Unfälle unterschiedliche Ursachen gehabt hätten und keine inhaltlichen Parallelen aufwiesen. 

Erstes Unglück am 6. März 2023

Das erste Unglück, bei dem am 6. März 2023 eine Frau starb, sei vermutlich durch einen Baufehler verursacht worden; eine Gasleitung sei zu nah an einer Stromleitung verlegt worden. Die Explosion am 17. Januar 2024 mit einer Verletzten gehe nach aktueller Einschätzung auf Korrosion einer Gasleitung aus dem Jahr 1932 zurück.

Müller warnte aber davor, vom Alter einer Leitung auf ihren Zustand zu schließen. Weitere Faktoren wie das Baumaterial, der Untergrund oder größere Baumaßnahmen in der Nähe müssten beachtet werden. Die Netze BW entscheide auf Basis aller Faktoren, wann eine Leitung erneuert werde. Im Durchschnitt investiere das Unternehmen BW rund fünf Millionen Euro pro Jahr in das Gasnetz. Zwischen 1998 und 2023 sei die Zahl der Schäden um 84 Prozent gesunken, so Müller. Pro Jahr würden in der Landeshauptstadt durchschnittlich über 500 Kilometer Leitung inklusive rund 17 000 Hausanschlussleitungen mit Spürgeräten kontrolliert. 

Man müsse aber anerkennen, „dass passiert ist, was nicht passieren sollte“. Müller kündigte eine Sonderüberprüfung aller Leitungen mit Baujahr vor 1950 an. Diese machen in Stuttgart noch rund vier Prozent des Netzes aus und sollen mit Spürgeräten abgegangen werden. Stichprobenartig sollen zudem ältere Leitungsstücke auch dann aufgegraben werden, wenn sie bei der Kontrolle mit Spürgeräten unauffällig sind. Außerdem will die Netze BW eine neue fahrzeuggestützte Leitungskontrolle einsetzen.