Eritrea hat zuletzt wohl auf eine Partnerschaft mit Russland gehofft – auch, um Sanktionen durch westliche Länder zu umgehen. Foto: imago/edna

Als eines der wenigen Länder hat Eritrea den Angriff Russlands auf die Ukraine nicht verurteilt. Dahinter stecken Hoffnungen des Landes auf eine Partnerschaft mit Russland.

141 Länder haben den Angriff Russlands auf die Ukraine bei der Vollversammlung der Vereinten Nationen (UN) am Mittwoch verurteilt. Nur fünf Länder lehnten den Beschluss ab: Belarus, Nordkorea, Eritrea, Syrien und Russland selbst. Während die Verbindungen zwischen Belarus und Russland ebenso bekannt sind wie Russlands Unterstützung des syrischen Machthabers Baschar al-Assad, dürfte die Ablehnung durch Eritrea bei vielen auf Verwunderung stoßen. Welche Verbindung besteht zwischen Russland und Eritrea?

Das Land im Nordosten von Afrika gilt als „Nordkorea Afrikas“, Menschenrechtsorganisationen verweisen immer wieder auf brutale Zustände in Eritrea, zahlreiche Menschen versuchen immer wieder von dort zu fliehen. Westliche Regierungen haben deshalb in den vergangenen Jahren Sanktionen gegen Eritrea verhängt: Vor einem Jahr begründete die EU die Strafmaßnahmen mit „schweren Menschenrechtsverletzungen in Eritrea, insbesondere willkürliche Festnahmen, außergerichtliche Tötungen, Verschwinden lassen von Personen und Folter.“ Das Außenministerium des Landes am Horn von Afrika nannte die Sanktionen damals eine „böswillige Handlung“.

Eritrea musste weitere Sanktionen fürchten

Erst im Herbst des vergangenen Jahres hatte US-Präsident Biden weitere Sanktionen gegen das Land verhängt – wegen der Beteiligung eritreischer Truppen an dem Konflikt in der Region Tigray im Norden Äthiopiens. Eritreische Streitkräfte seien in Äthiopien für Massaker, Plünderungen und sexualisierte Angriffe verantwortlich, so begründete es damals das US-Finanzministerium.

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An diesem Punkt kommt Russland ins Spiel. Laut dem „Eritrean Research Institute for Policy and Strategy“ (ERIPS) versucht Eritrea, die internationalen Sanktionen zu umgehen. Anfang Februar 2022 hatte sich demnach der eritreische Präsident demnach mit einem Vertreter Russlands getroffen. Zwar seien kaum Details aus dem Treffen zwischen Eritrea und Russland bekannt geworden, heißt es vom ERIPS, doch „es wurde berichtet, dass die Parteien ‚externe Einmischung und illegitime Sanktionen’ bemängelt haben.“

Eritrea hatte an einer Partnerschaft mit Russland gearbeitet

Der Forschungsverbund schreibt weiter: Es sei gut bekannt, dass das Regime des eritreischen Präsidenten Isaias Afwerki seit längerem die Freundschaft und Unterstützung anderer autoritärer Regime suche. „Präsident Afwerki hat nun eine neue strategische, aber ungleiche Beziehung mit China unterschrieben, und arbeitet an einer solchen mit Russland – ohne Zweifel als Hebel, um die Sanktionen zu umgehen und um einen Vorteil aus der rapide schlechter werdenden Situation in der Region zu ziehen.“ Mit der Aussicht auf politische und militärische Beziehungen zu Russland könnte demnach darauf hindeuten, dass Eritrea seine militärischen Eingriffe in Tigray und anderswo in Ostafrika ausweiten wolle.

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Bekannt ist seit Längerem auch Russlands Strategie, politische, ökonomische und militärische Beziehungen mit vielen afrikanischen Ländern zu etablieren. Laut dem „Stockholm International Peace Research Institute“ (SIPRI) berichtete, dass Russland bereits im Jahr 2020 für knapp die Hälfte aller Waffenimporte nach Afrika verantwortlich war. Wie all diese Beziehungen und Bemühungen – auch jene zwischen Eritrea und Russland – nun weitergehen werden, da Russland selbst sanktioniert und international weitgehend isoliert ist, wird sich allerdings zeigen müssen.