Mirsad Talic freut sich über die besondere Auszeichnung. Foto: Jürgen Bach

Mirsad Talic ist eigentlich gelernter Hotelfachmann, doch seine Leidenschaft gehört dem Busfahren. Jetzt wurde er im Landkreis Ludwigsburg zum Busfahrer des Jahres gekürt.

Wer hat als Kind nicht davon geträumt, einmal ein ganz großes Fahrzeug lenken zu dürfen? Wahr wird dieser Traum nur bei wenigen, und auch Mirsad Talic hat zuerst den Umweg über das Hotelfach gewählt, das er in seiner Heimat Bosnien-Herzegowina gelernt hat. Als der heute 57-Jährige 1992 nach Deutschland kam, ist er aber nicht lang in seiner Branche geblieben. Drei Jahre später hat er eine Umschulung zum Busfahrer angefangen. „Mein Onkel ist Bus gefahren, und auch für mich war es ein Kindheitstraum.“

Doch nicht nur das hat dazu geführt, dass er umgesattelt hat. Ein weiterer Grund waren die unregelmäßigen und oft sehr langen Arbeitszeiten im Hotelfach. „Immer am Wochenende und oft bis zwei oder drei Uhr morgens – da hat man es als Busfahrer doch besser, obwohl man auch da immer wieder am Wochenende fährt“, sagte er bei seiner offiziellen Ehrung in den Räumen seines Arbeitgebers, den Ludwigsburger Verkehrslinien Jäger. „Letzten Endes war dann die Familie ausschlaggebend dafür, dass ich mich fürs Busfahren entschieden habe.“ Und Busfahren, das merkt man ihm deutlich an, ist auch heute noch, nach mittlerweile 27 aktiven Jahren, seine Leidenschaft. „Fahren ist mir lieber als Reden“, sagt er und bestätigt damit, was Landrat Dietmar Allgaier schon zuvor über ihn gesagt hat: „Eigentlich mag er so viel Rummel um seine Person nicht, hat er mir verraten; er freut sich, wenn er wieder in seinem Bus sitzt.“

Es ist ein anstrengender Beruf“

Dabei ist Busfahren heutzutage längst nicht mehr ein Grund zu reiner Freude. Das betonte auch Horst Stammler, der scheidende Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Stuttgart (VVS). „Es ist ein anstrengender Beruf“, sagte er. „Man muss anders als die meisten Lkw-Fahrer auch an Sonn- und Feiertagen fahren und transportiert Menschen statt Kisten. Und Menschen sind nicht immer gleich gut drauf.“

Damit hat auch Mirsad Talic schon seine Erfahrungen gemacht. „Ich hatte mal eine Frau als Fahrgast, die sich beschwert hat, weil ich drei Minuten zu spät dran war und sie dringend zum Flughafen müsse.“ Da kann er bei aller Freundlichkeit nur den Kopf schütteln. Denn an den Verspätungen sind in der Regel nicht die Fahrer schuld. Allein in der Marbacher Straße sind drei Baustellen. Da kommen bis Neckarweihingen schon mal 20 Minuten Verspätung zusammen. Ein weiterer Grund: Immer mehr Tempo-30-Bereiche. Vielen Fahrgästen sei das aber nicht klar, da müsse die Kommunikation verbessert werden.

Seine Chefin Carry Buchholz hat noch einen anderen Kritikpunkt: „Die Ausbildung zum Busfahrer ist in Deutschland zu langwierig und zu teuer.“ Während der Busführerschein in Österreich zwischen 3000 und 4000 Euro koste, müsse man in Deutschland wegen der höheren Zahl der Pflichtstunden mit 10 000 bis 12 000 Euro kalkulieren. Auch die IHK-Prüfung sei sehr kostspielig und zudem extrem anspruchsvoll. Talic bestätigt, dass das zur Zeit seiner Ausbildung viel unkomplizierter gewesen sei.

Der Ehrenwimpel kommt übers Bett

Dass er nun wegen seines jahrelangen Einsatzes zum „Busfahrer des Landkreises“ gewählt wurde, bedeute ihm sehr viel, so Talic. „Nicht nur für mich, sondern auch für meine Kollegen.“ Den Einkaufsgutschein, den er bekommen hat, löst er aber allein ein. Und auch den Wimpel nimmt er mit nach Hause. „Der kommt übers Bett“, sagt er.