Herbert X. Maier vor seinen großformatigen Arbeiten Foto: /Jürgen Bach

Das Kunstforum Weil der Stadt zeigt ab Sonntag großformatige Arbeiten des Künstlers Herbert X. Maier in der Wendelinskapelle.

Das Bild mit dem Käfer an der Stirnseite der Wendelinskapelle, das sich auch auf dem Plakat zu der Ausstellung mit Arbeiten von Herbert X. Maier findet, ist sehr groß. Das Insekt darauf ist riesengroß. Der Betrachter fragt sich, ob der Künstler dafür wohl eine Fotografie übermalt hat. Aber nein. Der Künstler erzählt, das schon Andere dies angenommen haben und er sich habe rechtfertigen müssen. Seine Grundlage bei dieser Arbeit war ein Käfer aus Peru, den er unter dem Mikroskop betrachtet und dann gemalt hat. Dabei hat er – wie auch bei seinen anderen Werken – mehrere Schichten aufgetragen. Auf diese Weise wollte er den Käfer „durchdringen“. Das Besondere an dem Bild ist, dass es keinerlei Schattierungen aufweist. Außerdem leuchtet der Käfer von innen – wie auch der Wal auf dem Bild an der Seite der Kapelle. Bis ein solches Werk fertig ist, könne es eineinhalb Jahre dauern, erzählt Herbert X. Maier.

Die Ausstellung trägt den Titel „In Wendelins Flur und Keplers Vermessung“. Wie ist nun der Titel zustande gekommen? Maier gibt sogleich zu, dass er Titel nicht sehr gerne mag. Aber Wendelin sei als Hirte für die Bauern, Tiere und Flure zuständig gewesen. Das passe zu seinen Arbeiten. Bei der „Sache mit Kepler“ wedelt er mit der Hand hin und her, um zu zeigen, dass das eigentlich keine tiefere Bedeutung hat. Horst Peter Schlotter vom Kunstforum Weil der Stadt, der mit Herbert X. Maier die Ausstellung aufgebaut hat, meint, „In Wendelins Flur“ hätte eigentlich auch gereicht. „Ein Titel darf ja auch ironisch sein“, fügt Maier wiederum an, um dann zwischen sich und dem Astronomen einen Bezug herzustellen, in dem er beispielsweise erzählt, dass er eigentlich Physik habe studieren wollen.

Er malt nicht so spontan, wie es aussieht

Er male nicht so spontan, wie es aussieht, betont der Künstler. Bei dem Bild mit dem Käfer zieht er eine weitere Verbindung zu Kepler: „Ich gehe da vor wie ein Wissenschaftler.“ Er benutze bei einer solchen Arbeit auch eine Lupe. Dabei suche er danach, was Form eigentlich ist. Und damit hat er sein Schaffen, das, was ihn bei seiner Arbeit antreibt und was sie ausmacht, auf den Punkt gebracht: Er ist kein Naturalist. Seine Arbeit sei eine „Formbefragung“, sagt Maier. Hier sieht er sich im Komplementär mit Kepler. „Denn ich muss auch rechnen“, so Herbert X. Maier.

Sowohl das Bild des Käfers als auch das des Wals ist durch ein weiteres ergänzt. Es sind Doppelbilder, auch sie komplementär. „Sie verhalten sich zueinander“, wie Maier erklärt. „Beide gemeinsam bewegen sich zwischen Figuration und Abstraktion.“ Da der Künstler, der in Freiburg beheimatet ist, keine Titel mag, heißen alle seine Bilder „Speicher“. „Speicher“ setzt der Künstler gleich mit „Ohne Titel“. Horst Peter Schlotter sagt dazu: „Ein Bild speichert ja auch Zeit und Energie.“ Das ist bei Maier umso mehr der Fall, als er immer mehrmals über ein Bild geht. Den Ton, also die Farbe, baut er oft über ein Jahr lang auf.

Mit dem farbenreichen Bild links vom Eingang nimmt Maier die Architektur der Kapelle auf. Bei dem Kunstwerk ist es in der Mitte so, als würde man wie durch ein Fenster hinausschauen – ähnlich wie durch das hohe Kirchenfenster links von dem Kunstwerk. Auf diese Weise steuert der Künstler geschickt und faszinierend die Wahrnehmung des Betrachters.

Der Künstler nimmt die Architektur der Kapelle auf

„Solch große Bilder hatten wir noch nie“, sagt Horst Peter Schlotter. Herbert X. Maier, dessen Arbeiten in Freiburg beim Morat-Institut für Kunst und Kunstwissenschaft ausgestellt sind und damit in großen Räumlichkeiten, gefällt die Wendelinskapelle. Eigentlich sei der Raum auch nicht klein, er ziehe ja in die Höhe. Das hat man bei der Hängung der Kunstwerke ausgenutzt. Maier begeistert zudem, dass die Wendelinskapelle an ein Museum erinnert. Und lachend fügt er hinzu: „Wer hat schon eine Kirche.“

Die Ausstellung „In Wendelins Flur und Keplers Vermessung“ wird am Sonntag, 12. November, um 11 Uhr in der Wendelinskapelle, Herrenberger Straße 17, eröffnet.