Friedrich von Mömpelgard (Elsass) wurde später Herzog von Württemberg. Dieses zeitgenössische Porträt zeigt ihn im Alter von 12 Jahren. Foto: Landesmuseum Württemberg, Stutt/H. Zwietasch

Das Hauptstaatsarchiv Stuttgart zeigt eine Ausstellung zur linksrheinischen Landesgeschichte. Die Spuren dieser Periode reichen bis zum Tennisturnier in Wimbledon.

Württemberg besaß Jahrhunderte lang Territorien jenseits des Rheins. Die bekannteste ist die Grafschaft Mömpelgard (französisch Montbéliard). Begonnen hat die württembergisch-französische Geschichte vor genau 700 Jahren, als Graf Ulrich III. von Württemberg die Grafschaft Horburg und die Herrschaft Reichenweier (französisch Riquewihr) im Elsass erwarb. Das Hauptstaatsarchiv widmet dieser linksrheinischen Geschichte Württembergs jetzt eine beeindruckende Ausstellung.

Dass die Trophäe des Damen-Tennisturniers von Wimbledon ihren Ursprung in der württembergischen Geschichte hat, ist vielleicht die größte Überraschung, mit der die Ausstellung aufwarten kann. Das Vorbild der Trophäe hatte der württembergische Herzog Friedrich I. Ende des 16. Jahrhunderts als Temperantia-Schale in Mömpelgard anfertigen lassen. Genauer gesagt, zwölf Abgüsse davon.

Was Wimbledon damit zu tun hat

Eine, so erklärt Peter Rückert, der Leiter des Hauptstaatsarchivs Stuttgart, sei als Gastgeschenk an die englische Königin Elisabeth I. gelangt. Die Schale taucht später im Victoria and Albert Museum in London auf. „Und als man Ende des 19. Jahrhunderts für das Damen-Turnier ein Trophäe sucht, stößt man im Museum auf die filigrane Schale und gießt sie nach“, so Rückert.

Die Kuratoren der Ausstellung, Erwin Frauenknecht (li.) und Peter Rückert. Foto: StZN/Schöll

Eine der Originalschalen des lothringischen Zinngießers François Briot aus dem Bestand des Landesmuseums Württemberg ist im Rahmen der Ausstellung „Württemberg und das Elsass – 700 Jahre gemeinsame Geschichte“ zu sehen. Das Hauptstaatsarchiv selbst verfügt über zahlreiche schriftliche Dokumente, die die historischen Beziehungen belegen. Die Schau zeigt darüber hinaus kostbare Handschriften und Drucke aus der Württembergischen Landesbibliothek sowie weitere Bilder, Schmuck- und Kunstobjekte aus dem Landesmuseum.

Wein und Wiederentdeckungen

Die württembergischen Exponate werden ergänzt durch Stücke aus französischen Archiven und Museen. Zum ersten Mal ausgestellt werden auch die Originalurkunden, die den Erwerb von Horburg und Reichenweier 1324 dokumentieren. Sie seien, sagt Rückert, im Nationalarchiv in Paris wiederentdeckt worden.

Eine zentrale Rolle spielt der elsässische Wein. „Er führt zu einer immensen Weinausausfuhr nach Württemberg“, erklären die Kuratoren Rückert und Erwin Frauenknecht. Auch der Philosoph Voltaire war in den Handel involviert, wovon Originalbriefe zeugen. Elsässischer Wein am Hof in Stuttgart, das war offenbar eine Frage des Prestiges.

Nachdem die linksrheinischen Gebiete Württembergs 1796 an Frankreich fielen, bestimmten die deutsch-französische Gegensätze die folgenden 150 Jahre. Die Ausstellung überspringt diese dunkle Phase. Erst mit den Städtepartnerschaften von Stuttgart und Strasbourg, Ludwigsburg und Montbéliard sowie Weil der Stadt und Riquewihr richtet die Schau wieder den Blick auf die gemeinsame Geschichte. Jetzt als Teil der europäischen Integration.

Bis 5. Juli in Stuttgart, dann im Elsass

Ausstellung
Die deutsch-französische Ausstellung „Württemberg und das Elsass – 700 Jahre gemeinsame Geschichte“ im Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Konrad-Adenauer-Straße 4, ist bis zum 5. Juli zu sehen. Vom 13. Juli bis 13. Oktober gastiert sie im ehemaligen Schloss der württembergischen Herzöge in Riquewihr.