Wie wird eine verletzte Person geborgen und transportiert? Das und vieles mehr wurde in der Ausbildung gelehrt. Foto: DRK Sindelfingen

Der Fachkräftemangel im ehrenamtlichen Sanitätsdienst betrifft auch das Rote Kreuz. Dass sich in Sindelfingen nun 20 Freiwillige zum Nachwuchsretter ausbilden ließen, ist umso bedeutender.

Die Zeit nach Corona zeigt es immer deutlicher: Auch im ehrenamtlichen Sanitätsdienst fehlen zunehmend Freiwillige, die sich zu einer Sanitätsfachkraft ausbilden lassen wollen. Das teilt der Sindelfinger DRK Ortsverein mit, der weiß, dass er dieses Problem mit vielen Organisationen teilt – was die Situation noch dramatischer macht. Denn die Folgen können gravierend sein. Umso mehr schätzt er, dass er jüngst 20 Personen zum Sanitäter ausbilden konnte.

Die Menschen sind noch immer hilfsbereit, sie wollen sich aber immer weniger längerfristig an eine Organisation binden, weiß Wolfgang Bux als Vorstandsmitglied des Sindelfinger DRK. Dies ist jedoch Voraussetzung für eine fundierte Ausbildung, wie sie zu einer sachgerechten Durchführung von Sanitätsdiensten zwingend erforderlich ist.

Der Bedarf ist groß und wächst

Bei einer sanitätsdienstlichen Betreuung von Betroffenen kleiner und großer Schadensereignisse oder Katastrophen ebenso, wie bei Musikfestivals, Sportereignissen und ähnlichen Veranstaltungen müssen an ehrenamtlich tätige Freiwillige Mindestanforderungen an Wissen und Können gestellt werden, damit Verletzten und Kranken bei den Hilfeleistungen nicht mehr geschadet als geholfen wird.

Der Bedarf an ehrenamtlichen Sanitäterinnen und Sanitätern wächst stetig und liegt schon über dem Vor-Corona-Niveau. Neben den zunehmenden lokalen Sanitätsdiensten wirft in diesem Jahr auch die ‚Fußball-Europameisterschaft schon jetzt ihre Schatten voraus. Die geplanten Sanitätseinsätze rund um den Spielort Stuttgart werden hunderte ausgebildeter Freiwilliger des DRK aus ganz Baden-Württemberg erfordern. Gleichzeitig schwindet die Motivation der Menschen sich auf ein solch zeitintensives Engagement mit nicht unerheblichen Ausbildungserfordernissen und persönlicher Verantwortung einzulassen – zumal die Anerkennung für dieses Engagement in der Öffentlichkeit in umgekehrter Richtung zum Bedarf stetig abzunehmen scheint.

Für die Freiwilligen ist ein solches öffentliches Danke aber oftmals der einzige Lohn für ihren Einsatz, so DRK-Kreisbereitschaftsleiterin Birgit Bux, verantwortlich für die Ausbildung der DRK-Freiwilligen im Landkreis Böblingen.

Umso mehr freut sie sich mit dem DRK-Ortsverein Sindelfingen, dass sich zu der von ihm auch in diesem Jahr angebotenen Sanitätsgrundausbildung wieder 20 Freiwillige aus dem gesamten Landkreis Böblingen – von Leonberg bis Mötzingen – eingefunden haben, um sich an insgesamt zwölf Tagen ihrer Freizeit zu DRK-Sanitäterinnen und -Sanitätern ausbilden zu lassen. Auf dem Unterrichtsprogramm standen vielfältige Inhalte.

Anspruchsvolles Programm

Unter anderem wurden das Bergen und der Transport von Verletzten aus der Gefahrenzone mit Tragen und ähnlichen Transportgeräten gelehrt, Maßnahmen bei thermischen Notfällen, bei Sportverletzungen, bei Herz-Kreislauf-Problemen bis hin zu Herzinfarkten und Schlaganfällen. Maßnahmen der Wundversorgung, Infektionsschutz und Hygienemaßnahmen standen ebenso auf dem Stundenplan wie Grundlagen einer psychologisch angemessenen Betreuung von Patienten.

Schließlich müssen die Helferinnen und Helfer zahlreiche rechtliche Vorgaben bei ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit beachten, die ihnen in der Ausbildung ebenfalls vermittelt wurden – in insgesamt 64 Unterrichtsstunden mit schriftlicher und praktischer Prüfung. Von Seiten des DRK-Ortsvereins Sindelfingen waren an der Sanitätsgrundausbildung sechs pädagogisch geschulte Sanitätsausbilder, zwei Rettungssanitäter, fünf Sanitätshelfer sowie drei Einsatzköche beteiligt.

Ein riesiger Spaß

Trotz des Lernpensums und der Nervosität vor der Abschlussprüfung hat die Ausbildung riesigen Spaß gemacht, bilanzieren die Verantwortlichen. Es war eine tolle Lehr-/Lerngemeinschaft, in der jeder für jeden da war. Das Essen hat toll geschmeckt – Kompliment an die Vereinsküche – und nie kam Stress auf, waren sich die Teilnehmer einig. „Wir haben uns beim DRK Sindelfingen so richtig zu Hause gefühlt.“