Anja Hendel hat zunächst in anderen Branchen gearbeitet, bis sie zur Spezialistin für IT rund ums Auto wurde. Foto: cinecore.de /Steffen

Bei der Software-Tochter Diconium von VW trimmt die gelernte Programmiererin Anja Hendel hardwarelastige Unternehmen auf digitale Geschäftsmodelle.

Stuttgart - Zehn Jahre lang hatte Anja Hendel kein Auto, und in den ersten 14 Jahren ihrer Karriere hatte sie auch nichts mit der Automobilindustrie zu tun. Sie hatte so wenig Interesse an der Branche, dass es verwunderte Nachfragen von ihren Freunden gab, als sie dann 2015 zu Porsche ging. Jetzt leitet die gelernte Programmiererin, die in Böblingen aufgewachsen ist, Diconium, die einflussreiche Digitaltochter von VW mit Sitz in Stuttgart. Der Umgang mit Daten gehört zu ihrer DNA. Seitdem Hendel für Lutz Meschke, Porsche-Vorstand für Finanzen und IT, gearbeitet hat, ist sie Expertin für digitale Themen rund ums Auto.

Neue IT-Lösungen zum Geldverdienen

Bei Diconium entwickelt sie IT-Lösungen, mit denen Unternehmen Geld verdienen wie etwa E-Commerce-Shops oder Carsharing-Modelle. „Ich bringe Software in Unternehmen, die vielfach bislang sehr stark auf die Hardware ausgerichtet sind“, sagt Hendel. Nicht nur Autohersteller sind ihre Kunden, auch bekannte Unternehmen aus dem Südwesten, die etwa mit Sägen und Komponenten für den Fahrzeugbau weltweit unterwegs sind.

Faszination für Veränderung

Wer sich mit der jungen Managerin unterhält, der spürt die Faszination, die sie für Veränderungen hat: „Als ich 2002 mein Diplom als Wirtschaftsinformatikerin gemacht habe, waren Programmierer in Deutschland kaum gesucht.“ Man dachte, dass diese Arbeit künftig von Kollegen in Niedriglohnländern erledigt würde.

Was für ein Irrtum, weiß man heute. Sie hat damals über verteilte Arbeitsmodelle – in der Pandemie sind sie über die Pflicht zu Homeoffice für so gut wie alle Unternehmen zur Routine geworden – sogar ein Buch geschrieben. Und als sie zwei Wochen nach Ausbruch des VW-Abgasskandals bei Porsche in Zuffenhausen anfing, stand für manchen Branchenexperten in den Sternen, ob sich die deutschen Autobauer von dem wirtschaftlichen Schlag überhaupt noch einmal erholen könnten. Vorerst scheint die Autoindustrie gerettet zu sein.

Beim grundlegenden Wandel mitmischen

Jetzt dreht sich viel um die Transformation hin zu emissionsfreien Antrieben. Hendel mischt bei der Debatte mit, sie leitet einen Podcast zur Mobilität und hat zum gleichen Thema auch einen Blog. In diesen Tagen fährt Hendel, die neben Job und Kind noch Zeit für das Stuttgarter Ballett und das Staatstheater findet, einen kleinen batterieelektrischen Flitzer, um ihre elf Monate junge Tochter in die Kita zu bringen: „Zum Stadtflitzer haben mir viele wegen Corona geraten. Ich könnte die Wege aber wohl auch mit Bus und Bahn machen.“

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