Patriarch Bartholomäus ist seit 1991 griechisch-orthodoxer Ökumenischer Patriarch von Konstantinopel in Istanbul. Er kritisiert den russischen Einmarsch in der Ukraine und wirft der russischen Kirche eine „Kriegstheologie“ vor. Foto: Imago/ZUMA

Fünf Jahre nach der orthodoxen Kirchenspaltung wegen der Ukraine: Ein Besuch in der Andreaskirche in Istanbul, die in diesen Tagen wieder mal Anlaufstelle für russische Flüchtlinge und Emigranten ist.

Aufwärts geht es zur Andreaskirche in Istanbul, fünf Stockwerke hoch in einem verfallenden Prachtbau aus dem 19. Jahrhundert im alten Hafenviertel der Stadt. Die unteren Stockwerke sind dunkel und verlassen, doch oben unter dem Dach erheben sich Stimmen im hellen Gesang. Hinter einer schweren Holztüre liegt hier die Andreaskirche: ein Raum unter einer Kuppel, die Wände leuchtend blau gestrichen, mit Fresken bemalt, die russische Heilige zeigen, und mit Ikonen bedeckt. Die Gläubigen stehen der Ikonenwand vor dem Altar gegenüber und wechseln sich mit dem Priester im Gesang ab – auf Kirchenslawisch, der gemeinsamen Liturgiesprache der orthodoxen Kirchen von Russland und anderen slawischen Ländern. Immer weitere Menschen kommen herein und küssen eine Ikone in einem Glaskasten mitten im Raum, bevor sie sich in den Halbkreis der Gläubigen einreihen und in den Sprechgesang einstimmen.