Opfer von Überschwemmungen durch Monsunregen tragen Habseligkeiten aus ihrem überfluteten Haus in der pakistanischen Provinz Sindh. Foto: Pervez Masih/AP/dpa

Die wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels sind vielfach analysiert. Doch was passiert mit der globalen Gesundheit, wenn Temperaturen steigen und Wetterextreme zunehmen? Das Weltwirtschaftsforum in Davos wagt ein Szenario.

Durch den Klimawandel drohen in den kommenden Jahrzehnten einer Bericht zufolge mehrere Millionen Todesfälle, außerdem schwere Krankheiten und hohe Kosten für die Gesundheitssysteme.

Das größte Risiko geht dabei von Überschwemmungen aus. Zu diesem Schluss kommt der am Dienstag (16. Januar) in Davos vorgelegte Report „Folgen des Klimawandels für die globale Gesundheit“ des Weltwirtschaftsforums (World Economic Forum) und des Beratungsunternehmens Oliver Wyman.

Die Folgen des Klimawandels

Die Studienautoren betrachten sechs zentrale Klimawandel-Folgen: Überschwemmungen

  • Dürren
  • Hitzewellen
  • tropische Stürme
  • Waldbrände
  • steigende Meeresspiegel

Szenario des Weltklimarats

Zugrunde liegt das mittlere Szenario des Weltklimarats (IPCC) zum Temperaturanstieg bis zum Jahr 2100. Angenommen wird dabei unter anderem ein Anstieg der Durchschnittstemperatur um 2,7 Grad Celsius.

Der IPCC hat in seinem rund 4000 Seiten langen Berichtsentwurf zahlreiche Auswirkungen der Erderwärmung auf den Menschen, aber auch auf die Natur zusammengetragen. Den Forschungsergebnissen zufolge, welche die IPCC-Experten gesammelt und ausgewertet haben, bringt der Klimawandel weite Teile der Erde mit zahlreichen Tieren und Pflanzen in Gefahr.

Welche Gefahren das sind, sehen Sie in unserer Bildergalerie.

Kosten für Klimawandel gehen in die Billionen

Bis zum Jahr 2050 könnte der Klimawandel dann laut Studie weltweit bis zu 14,5 Millionen Todesfälle verursachen. Allein de Gesundheitssysteme müssten zusätzliche Kosten in Höhe von 1,1 Billionen US-Dollar (1,01 Billionen Euro) tragen.

Die Gesamtkosten des Klimawandels könnten einer Prognose zufolge in den kommenden Jahrzehnten sogar noch deutlich höher sein. Im Jahr 2070 könnten sie weltweit bereits 5,4 Billionen US-Dollar (umgerechnet rund 4,6 Billionen Euro) betragen, wie Forscher des University College London und der Nichtregierungsorganisation Carbon Disclosure Projekt (CDP) berechneten.

Zum Ende des nächsten Jahrhunderts, im Jahr 2200, könnten sie sogar die Schwelle von mehr als 30 Billionen US-Dollar (mehr als 26 Billionen Euro) erreichen, weil etwa Naturkatastrophen zu immer verheerenderen Schäden führen dürften. Zugrunde liegt dieser Berechnung ein „Weiter-wie-bisher“-Szenario mit einem ähnlichen Ausstoß von Treibhausgasen, das bis zum Ende dieses Jahrhunderts zu einer Erderwärmung von 4,4 Grad führen würde.

Die Folgen von Überschwemmungen

Allein Überschwemmungen könnten den Schätzungen zufolge bis 2050 für 8,5 Millionen Tote sorgen: Nicht nur direkt, sondern auch indirekt durch Ernteschäden, vermehrte Infektionskrankheiten und eine höhere Luftfeuchtigkeit, die zu Atemwegserkrankungen führen kann. Besonders betroffen wäre der asiatisch-pazifische Raum mit seinen stark bevölkerten Küstenregionen.

Die Folgen von Dürren

Die zweithöchste Sterberate mit 3,2 Millionen Toten erwarten die Autoren durch Dürren: vor allem wegen langfristiger Auswirkungen von sinkender Wasserqualität und weniger fruchtbaren Böden etwa auf die Kindersterblichkeit. Hitzewellen könnten demnach bis 2050 rund 1,6 Millionen Leben kosten, vor allem bei älteren Menschen.

Die Folgen durch Krankheitserreger

Dazu kämen der Bericht zufolge vermehrte Krankheiten und Fälle von Berufsunfähigkeit. Bei wärmeren Temperaturen etwa könnten sich Mücken deutlich ausbreiten, so dass Malaria, Dengue-Fieber und Zika-Infektionen auch in Europa und den USA gängiger würden.

Insgesamt aber wären der Studie zufolge besonders Regionen in Afrika, Mittleren Osten und Asien von den gesundheitlichen Folgen des Klimawandels betroffen. Anders als auf die Corona-Pandemie könnten sich Regierungen und die weltweite Gesundheitsbranche auf diese Entwicklung aber vorbereiten, betonen die Studienautoren.

Die Ergebnisse des Berichts sollen am Donnerstag (19. Januar) auch auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos diskutiert werden.