Unterstützung für Israel. Foto: imago/Wolfgang Maria Weber

Mehr als 100 deutsche Unternehmen haben sich in einer Zeitungsanzeige zur „historischen Verantwortung“ bekannt und ein Zeichen pro Israel und gegen Antisemitismus gesetzt. Das gilt auch für Mercedes-Benz, das in der Aufstellung fehlt.

Die deutsche Wirtschaft bezieht Position: In einer ganzseitigen Zeitungsanzeige mit der Überschrift „Nie wieder ist jetzt“, die an diesem Sonntag in den Springerblättern „Bild am Sonntag“ und „Welt am Sonntag“ erscheint, haben sich mehr als 100 namentlich aufgeführte Unternehmen ausdrücklich gegen Antisemitismus und Judenhass gewandt.

Wörtlich heißt es darin: „Wir alle verurteilen den Terrorangriff der Hamas auf Israel. Und wir sehen mit Entsetzen das Leid von Zivilisten in Israel und Gaza. Als deutsche Unternehmen stellen wir uns gegen jede Form von Hass und Antisemitismus.“ Und weiter: „Wir sind uns unserer historischen Verantwortung bewusst. Deshalb bitten wir alle, mit uns gemeinsam den jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern in unseren Unternehmen und in unserem Land solidarisch zur Seite zu stehen. Für Judenhass darf in Deutschland kein Platz sein. Nie wieder ist die Verpflichtung jedes Einzelnen. Nie wieder ist jetzt“.

Auch viele Unternehmen aus dem Land sind dabei

Zu den 106 unterzeichnenden Unternehmen gehören Porsche, VW, BMW, Audi, Bosch, Allianz, BASF, Lufthansa, SAP, Deutsche Bahn, Bertelsmann, Hubert Burda Medien, Henkel, Siemens, Otto, Hugo Boss, die Deutsche Bank, die Commerzbank oder die Sparkassen Finanzgruppe. Außerdem Trumpf, LBBW, Mahle und die Bausparkasse Schwäbisch Hall.

Mercedes-Benz ist – andres als Daimler Truck – nicht in der Anzeige vertreten. Auf Anfrage erklärte Konzernsprecher Tobias Just: „Die simple Wahrheit ist: wir waren einfach etwas zu spät. Als wir Anfang letzter Woche zu der Aktion kontaktiert wurden, waren wir erstmal damit beschäftigt unsere Spendenaktion auf den Weg zu bringen.“ Dabei handelt es sich nach den Worten von Konzernchef Ola Källenius „um eine Spende in Höhe von einer Million Euro an die Hilfsorganisation United Hatzalah zur Beschaffung von Rettungsfahrzeugen und an das Deutsche Rote Kreuz, das vor Ort in Kooperation mit den Schwestergesellschaften humanitäre Hilfe organisiert“.

Der Konzernsprecher erklärte, als man Ende vergangener Woche nochmals mit dem Springer-Verlag wegen der Teilnahme an der Anzeige gesprochen habe, sei der Druck schon angelaufen. Er betonte: „Den Text und die Botschaft unterstützen wir aber so oder so.“

Trumpf-Chefin Nicola Leibinger-Kammüller schrieb in einem Gastbeitrag für die „Jüdische Allgemeine“ unter der Überschrift „Stille Zeitenwende“: „Wir alle, auch die Wirtschaft, sind darum aufgefordert, in der jetzigen Situation Haltung zu zeigen. Zumindest dann, wenn wir es ernst meinen mit der Freundschaft zu Israel und den in Deutschland lebenden Juden.“ In einer Zeit, in der Parteien und Kirchen an Bindekraft verloren hätten, seien Unternehmen meinungsbildende gesellschaftliche Orte, gerade in den Regionen abseits der Städte: „Sie müssen diese Verantwortung über den ökonomischen Erfolg hinaus einlösen.“