Auch als Börseneinsteiger sollte man entspannt bleiben - auch wenn die Kurse mal fallen. Foto: IMAGO / Westend61

Wer langfristig mit seinem Geld Erträge oberhalb der Inflationsrate erzielen will, kommt an Aktien nicht vorbei. Doch wie gelingt der Einstieg, und was ist beim Aktienkauf zu beachten?

Wer sein Geld in Aktien anlegt, kann eine gute Rendite erzielen. Doch was ist neben einem breit gestreuten Portfolio und einem langen Anlagezeitraum wichtig? Und wo liegen Fallstricke und Risiken? Ein Überblick für Einsteiger.

1. Zinsen sind nach wie vor hoch. Ist es dennoch sinnvoll, Aktien zu kaufen?

Mit Aktien sind deutlich höhere Erträge möglich als mit sicheren Zinspapieren. Allerdings unterliegen Aktien kurzzeitig starken Schwankungen und bergen somit auch höhere Verlustrisiken. „Auch wenn die Aktienanlage breit gestreut ist, muss man bereit sein, zwischenzeitlich Verluste von 50 Prozent hinzunehmen“, sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Wichtig sei neben einer breiten Risikostreuung eine Anlagestrategie. Wenn man spekuliere und kurzfristig Gewinne mitnehme, sei das Glückssache, aber keine Strategie. „Hin und her macht Taschen leer“, sagt Nauhauser und rät zur „Kaufen und liegen lassen“-Strategie. Aktieninvestments hätten sich in der Vergangenheit als krisenfest erwiesen, wenn man die Grundregeln der Aktienanlage eingehalten habe – breit streuen, langfristig anlegen und kontinuierlich sparen. „Je länger man spart, desto höher kann die Aktienquote im Depot sein“, sagt Gerrit Fey, Leiter Kapitalmärkte beim Deutschen Aktieninstitut.

2. Fahren Börseneinsteiger mit ETFs besser als mit Einzelaktien?

Das hängt von der individuellen Risikobereitschaft ab. Besteht das Anlageziel darin, Vermögen aufzubauen, raten Experten von Einzelaktien ab, denn hier ist das Verlustrisiko in der Regel größer. Geringer sind die Risiken bei Fonds oder ETFs (Exchange Traded Fund), also börsengehandelten Indexfonds. ETFs bilden einen bestimmten Börsenindex nach, bieten eine breite Streuung über viele Unternehmen und kosten mit jährlichen Verwaltungsgebühren zwischen 0 und 0,8 Prozent des Fondsvermögens weniger als herkömmliche aktiv gemanagte Investmentfonds mit 1,5 bis zwei Prozent. Beispiel Dax-ETF: Steigt der Wert der 40 größten deutschen Börsenkonzerne im Schnitt um zwei Prozent, legt auch der Wert des Fondsanteils um zwei Prozent zu. Wer einen MSCI All Country World oder FTSE All-World-ETF kauft, bekommt die Wertentwicklung von rund 3000 bis 4000 weltweiten Aktien. Anleger können so ihr Risiko streuen.  

3. Was ist ein ETF-Sparplan? ETF-Sparpläne sind ab 25 Euro im Monat möglich. Dabei investieren Anleger monatlich einen bestimmten Betrag. Fallen die Kurse, bekommen Anleger mehr Anteile für ihr Geld. Steigen die Kurse, bekommen sie weniger. Sie müssen sich also keine Gedanken um den perfekten Kaufzeitpunkt machen, weil sie langfristig vom sogenannten Durchschnittskosteneffekt an der Börse profitieren, der das Auf und Ab auffängt. 

4. Was sollten Anleger bei der Eröffnung eines Depots beachten?

Ohne Depot ist kein Aktien- beziehungsweise Fondskauf möglich. Bei Banken, die vor Ort Filialen haben, sind die Kosten in der Regel eher höher. Wer selbstständig online handeln möchte, der kann ein günstiges Depot bei einer Direktbank oder einem Onlinebroker eröffnen. Oft werden Wertpapierdepots gebührenfrei angeboten. Man sollte aber nicht nur auf die Depotführungsgebühren schauen, sondern auch die Orderkosten vergleichen – also die Gebühren für den Kauf und Verkauf der Wertpapiere oder für mögliche Sparpläne. Mit einem günstigen Wertpapierdepot lassen sich laut Stiftung Warentest oft ein paar Hundert Euro im Jahr sparen. Beim letzten Depotvergleich im Juli 2023 haben deren Experten 15 Wertpapierdepots von Direktbanken, Online- und Neobrokern verglichen. Klassische Direktbanken lagen vorn. Wem eine einfache und komfortable Bedienung besonders wichtig ist, der fahre gut mit dem Onlinedepot der ING, so die Tester. Aber auch andere Onlinedepots – darunter beispielsweise S Broker, Flatex und Trade Republic – erhielten das Qualitätsurteil „sehr gut“.

5. Was ist ein Neobroker?

Eine klare Definition von Neobrokern gibt es nicht. Das sind Onlinebroker, die vergleichsweise günstig sind und sich an Menschen richten, die vor allem über das Smartphone handeln. Das kommt vor allem vielen jungen Leuten entgegen. Finanzen.net Zero, Scalable Capital oder Trade Republic zählen beispielsweise zu den Neobrokern. Sie bieten aber in der Regel meist ein deutlich schmaleres Spektrum an Handelsplätzen und Wertpapieren. Ob ein Handel an den klassischen Finanzplätzen Xetra oder der Börse Frankfurt möglich ist, steht im Kleingedruckten, also den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB).

6. Sind Dividenden und Kursgewinnesteuerfrei?

Kursgewinne und Dividenden müssen grundsätzlich versteuert werden – mit einer pauschalen Abgeltungsteuer, welche die Bank einbehält und ans Finanzamt abführt. Es gibt aber Freibeträge: Für Singles sind seit 1. Januar 2023 bis zu 1000 Euro Gewinn mit Aktien steuerfrei, für Ehepaare 2000 Euro. Anleger müssen bei ihrer Bank oder ihrem Broker einen Freistellungsauftrag beantragen, damit der Freibetrag für den Aktienverkauf gilt.

7. Was bedeutet das Kürzel WKN?

Das Kürzel WKN steht für Wertpapierkennnummer. Diese besteht aus einem sechsstelligen Code und ist wichtig, um ein Wertpapier eindeutig zu identifizieren. Bei Namen kann es möglicherweise Verwechslungen geben. Oft hat man das Problem, dass bei der Suche nach dem Wertpapiernamen gleich mehrere Ergebnisse angezeigt werden. Der internationale Standard ist die ISIN (Internationale Kennnummer), die WKN wird aber nach wie vor parallel verwendet.

Fehler vermeiden – aber wie?

Risiko
 Eine Börsenweisheit lautet: „Lege niemals alle Eier in einen Korb.“ Deshalb sollten vor allem Aktienanfänger nicht nur in ein Unternehmen, nur in eine Branche oder nur in Deutschland investieren. Betrag
Anleger sollten Geld, das sie in Aktien investieren, übrig haben und nicht kurzfristig für Ausgaben benötigen. In turbulenten Zeiten heißt es, die Nerven zu behalten – erst beim Verkauf werden Verluste realisiert.

Information
Der Finanztest-Ratgeber „Goldene Regeln für die Börse“ (22,90 Euro) der Stiftung Warentest bietet viele Infos rund um Aktien, Fonds und ETFs und erklärt, wie die Börse tickt. Auch Verbraucherzentralen sind eine gute Anlaufstelle für unabhängige Beratung: So findet sich auf der Homepage der Verbraucherzentrale NRW das „kleine Einmaleins der Geldanlage“.