Die Jesusfigur aus Ludwigsburg hat schon einiges mitgemacht. Jetzt wurde sie beschmiert. Einen Reim kann sich bisher niemand darauf machen. Foto: privat/Schöpe

In Ludwigsburg-Pflugfelden ist zum dritten Mal eine Jesusfigur gestohlen worden. Wie die Male davor ist sie wieder aufgetaucht – besudelt mit dem Namen eines Hamburger Gangsterrappers.

Frank Schöpe fällt so langsam nichts mehr ein. „Ich bin stinksauer“, sagt der katholische Pfarrer aus Ludwigsburg. Was sich seit einiger Zeit in Pflugfelden abspielt, wühlt ihn auf. Das hört man selbst am Telefon und einige Tage nach dem Vorfall. Was erzürnt den Geistlichen so?

Am Rande des Ortsteils, fast malerisch gelegen, zwischen Friedhof und Berufsschule Römerhügel, steht das sogenannte Feldkreuz, das auf Initiative von Mitgliedern der katholischen Gemeinde St. Johann gegen Ende der 1980er Jahre aufgestellt wurde. Nach Ostern flackern hier Kerzen, Gläubige haben Blumen abgelegt. Normalerweise gehört zum Kreuz auch noch eine Jesusfigur. Sie fehlt – wieder einmal.

Erst fehlte der Figur die Hand, jetzt wurde sie beschmiert

In den vergangenen gut drei Jahren ist die Figur insgesamt dreimal gestohlen und beschädigt worden. Schöpe spricht inzwischen von einer „abstrusen Geschichte“. Angefangen habe alles mit einem Unwetter, infolge dessen das morsche Kreuz umfiel. Die Gemeinde erneuerte es. Im Juli 2020 wurde der Statue dann die Hand abgeschlagen, im März 2022 fehlte sie dann erstmals komplett.

Wie durch ein Wunder tauchte sie wenig später auf – in Bietigheim. Beim nächsten Verschwinden war der Ärger wieder groß, die Verwunderung, dass die Diebe die Statue selbst wieder an ihren Platz schraubten auch. Die Kirchengemeinde traf daraufhin Vorkehrung, einfach abschrauben ließ sich die Figur nun nicht mehr. Dachte man.

Die Diebe, die um Ostern ihr Unwesen trieben, störte das offenbar nicht. „Die Figur wurde einfach abgeflext“, sagt Schöpe. Dazu ist vermutlich schweres Gerät verwendet worden. Seiner Meinung nach müssen die Täter auch jedes Mal mindestens zu zweit am Werk gewesen sein. „Allein schafft man das nicht.“ Wie in der Vergangenheit auch, ist die Statue inzwischen wieder aufgetaucht. Eine Frau, die ihre Kinder in die Kita brachte, entdeckte sie kurz nach den Feiertagen. Die Täter haben sie diesmal mit schwarzen Filzstift verschandelt.

Was auf dem Korpus und den Armen steht, lässt die Fragezeichen bei Pfarrer Schöpe nur noch größer werden. „Ich gehe davon aus, dass es sich um jüngere Leute handelt.“ Zu dem Schluss kommt er, weil auf den Armen „Free Gzuz“ gekritzelt wurde. Gzuz, mit bürgerlichem Namen Kristoffer Jonas Klauß, ist ein deutscher Rapper, der mit seiner Band 187 Strassenbande schon ganz oben in den deutschen Charts stand. Aufgefallen ist er in der Vergangenheit auch mit Straf- und Gewalttaten, derzeit sitzt er im Gefängnis, unter anderem weil er einer jungen Frau auf der Reeperbahn in Hamburg ins Gesicht geschlagen hat.

Auch die Polizei ist ratlos

Was der Musiker mit der Jesusfigur zu tun hat, für Frank Schöpe erschließt sich das nicht so richtig. „Das ist total verworren und passt überhaupt nicht zusammen.“ Dass der Name des Gangsterrapers phonetisch der englischen Aussprache des Wortes „Jesus“ ähnelt, könnte eine Erklärung sein. Dass auf der Brust der Figur „End Kirchensteuer“ geschrieben steht, legt zumindest den Schluss nahe, dass ein Kirchenhasser am Werk war. „Wobei so jemand die Statue vielleicht auch einfach kurz und klein hacken würde“, sagt Schöpe. So oder so: auch wenn es gut sein kann ,das Jugendliche verantwortlich sind, „ein dummer Jungenstreich ist das mittlerweile nicht mehr“.

Die Polizei ermittelt wegen Diebstahl und Sachbeschädigung. Allerdings hat Sprecherin Yvonne Schächtele wenig Hoffnung, dass ihre Kollegen die Taten aufklären. „Die Ermittlungen sind schwierig, weil das Kreuz auch so abgelegen aufgestellt ist.“ Zeugen hätten sich bislang nicht gemeldet. Dass ein Objekt so oft Ziel von Randalierern sei, das sei schon ungewöhnlich, so Schächtele. Gewalt gegen Kirchen oder andere christliche Einrichtungen aufzuklären, das gehöre „hin und wieder mal“ zur Arbeit der Polizei. „Aber gemehrt hat sich das zuletzt nicht“, sagt Schächtele. Meist sei es schwer festzustellen, aus welchen Motiven die Täter handelten.