Nach wie vor am sportlichen Ruder: 07-Trainer Tim Djokic, auf den man im Verein große Stücke hält. Foto: Pressefoto Baumann

Nach nur einer Spielzeit geht der Nachfolgeverein von 07 Ludwigsburg eine Spielgemeinschaft mit der zweiten Mannschaft des SGV Freiberg ein. Das hat mit durchaus vorhandenen Ambitionen der Fußballer nach oben zu tun.

Es sind große Worte, die da im Gespräch mit Silvester Apro fallen. „Wir möchten auf jeden Fall die Nummer eins sein in der Stadt“, sagt der Vorsitzende des Fußballvereins 07 Ludwigsburg beim nachmittäglichen Treffen. Und überhaupt: „Wir wollen in dieser Saison den Aufstieg ins Auge fassen.“ Das Ziel ist also klar. Nur: 07 hat in seiner ersten Saison seit der Neugründung im Frühjahr 2019 in der Kreisliga B nicht wirklich dauerhaft geglänzt. Ein paar Siege gab es, allerdings mit nur einer Ausnahme gegen Mannschaften, die im Laufe der Runde vom Spielbetrieb abgemeldet wurden. Ansonsten standen in der Endabrechnung 16 Niederlagen und ein Remis.

Man gibt sich optimistisch, dass es mit dem Aufstieg klappt

Was bringt den 80-jährigen Vereinsboss jetzt also zu solchen Aussagen? Es ist der neue Partner, den man sich geangelt hat – und der hat einen großen Namen im Landkreis. Es ist der SGV Freiberg, genauer gesagt das Reserve-Team des Regionalligisten, mit dem man in der anstehenden Saison gemeinsame Sache macht. „Ich und der gesamte restliche Vorstand sind guten Mutes“, gibt Apro an.

Nun muss man wissen, dass auch 07 Ludwigsburg einmal ein klangvoller Name im Fußball war: Deutscher Vize-Amateurmeister im Jahr 1991, Verbandsligameister 1989, davor Meister der Amateurliga Nord-Württemberg 1976 und WFV-Pokalsieger 1974. Das konnte sich alles sehen lassen. Dann verhob sich der Club jedoch, wollte 2016 mit aller Gewalt und finanzieller Anstrengung wieder in die Verbandsliga aufsteigen, holte dafür teure Spieler – und landete im Tabellen-Niemandsland. Nach etlichen Querelen beschloss die Mitgliederversammlung am 29. März 2019, dass der bis über beide Ohren verschuldete Verein mit dem MTV Ludwigsburg verschmelzen solle. Allerdings gründeten 21 ehemalige 07er noch am selben Abend einen neuen Verein, auf dass die schwarz-gelbe Fußball-Historie erhalten bleiben möge.

Mit der SG sei man wesentlich besser aufgestellt

Und jetzt regen sich erneut gewisse Ambitionen. „Wir bringen 18 Spieler mit, die Freiberger 13 – Stand jetzt“, sagt Apro, „wir sind also wesentlich besser aufgestellt als in unserer ersten Saison, die ich jetzt eher als Findungsjahr bezeichnen würde.“ Damit meint er vor allem die Qualität der Akteure. Denn an der Kadergröße gab’s bislang nur selten etwas zu meckern. „Nur haben wir anfangs ja praktisch jeden genommen, der sich gemeldet hat“, führt der 07-Vorsitzende weiter aus. So seien in der Vergangenheit einige unzufrieden gewesen und hätten den Verein wieder verlassen. Jetzt hingegen seien Leute dabei, die schon in der Landesliga Erfahrung gesammelt hätten. Trainer bleibt weiterhin Tim Djokic, der immerhin mit einer B-Lizenz aufwartet. Ein Aufstieg scheint den Beteiligten also realistisch.

Nur: Was genau hat der Kooperationspartner SGV Freiberg von dieser neuen Zusammenarbeit? Letztmals schickte der Wasen-Club in der Saison 2018/2019 eine zweite Mannschaft ins Rennen – die stieg damals auf Rang 13 aus der Kreisliga A1 ab. Danach war erst einmal Feierabend mit Zweitvertretungen. Es stellt sich die Frage: Sieht der SGV ein B-Liga-Team als Sprungbrett für die Regionalliga-Mannschaft? Mitnichten.

„Wir wollen damit zunächst 07 unterstützen, wir kennen viele Leute von dort schon lange, auch den Trainer“, sagt der Freiberger Präsident Emir Cerkez, den mit Silvester Apro eine langjährige Freundschaft verbindet. Sportlich habe man davon nicht viel. Vielmehr erhoffe man sich von der Zusammenarbeit, mehr Personen für den SGV gewinnen zu können – von Helfern bei Spieltagen bis hin zu neuen Fans im Stadion. Daher solle die Kooperation auch länger andauern. „Wir wollen der Mannschaft mit ein paar guten Spielern helfen“, so Cerkez. Die könnten auch aus dem eigenen Jugendbereich kommen, die Freiberger A-Jugend spielt in der Oberliga. „Alles ist möglich“, so der SGV-Chef.

Gespielt und trainiert wird weiterhin in Ludwigsburg – mit Ausnahmen

Dass der gemeinsame Weg ein langer wird, daran ist auch Silvester Apro gelegen. Wichtig für ihn und die 07er: Gespielt und trainiert wird weiter in Ludwigsburg. „Wir sind ein Ludwigsburger Verein. Nur in Ausnahmefällen werden wir nach Freiberg ausweichen“, sagt er. Was das für Anlässe sein könnten? „Zum Beispiel im Winter, da können wir dann in Freiberg auf den Kunstrasen.“ Bisher spielt der B-Ligist im altehrwürdigen Ludwigsburger Jahnstadion, Übungseinheiten finden auf dem Rasen an der August-Lämmle-Schule statt. Auch am Aussehen der Mannschaft werde sich laut Apro nichts ändern: Angesagt sind weiterhin traditionell gelbe Trikots und schwarze Hosen, dazu auf der Brust das historisch bedeutsame alte 07-Wappen mit dem barock verschnörkelten „L“.

Denn in dieser Linie sieht Apro den noch jungen Verein sehr wohl. „Wir wollen in die Fußstapfen des alten Vereins 07 Ludwigsburg treten“, bekräftigt er.

07 Ludwigsburg und die Fans – da war doch was?

Pyros
 Als 07 Ludwigsburg am 18. September 2022 auf die Fußballbühne zurückkehrte, wurde der Auftritt umrahmt vom Einsatz von Pyrotechnik. 500 Euro Geldstrafe vom Verband gab’s damals, verantwortlich für die Aktion zeichnete der inoffizielle Fan-Zusammenschluss „Balljungz“. Dort hatte man sich eine Genehmigung bei der Stadt eingeholt, hatte sich vorab jedoch nicht beim Verband erkundigt. „Bezahlen sollen jetzt die, die das gemacht haben“, forderte der 07-Vorsitzende Silvester Apro damals – was zumindest zum Teil passiert sei.

Banner
Eine Woche später präsentierten die „Balljungz“ im Spiel beim MTV Ludwigsburg provozierende und beleidigende Banner – was zu teils handfesten Auseinandersetzungen zwischen MTVlern und 07-Supportern führte.

Und jetzt?
 „Das ist Schnee von gestern“, sagt Apro, „die, die jetzt da noch dabei sind, sind in Ordnung.“