Mit Juli Zeh rückt die brandenburgische Provinz ganz dicht heran an die Sofa-Leserin, die es im wirklichen Leben mit der Abstandsregel zu der dort angeblich verbreiteten Spezies des Dorfnazis sehr genau nimmt. In „Über Menschen“ (Luchterhand Verlag, 22 Euro) richtet die ostdeutsche Heimat-Romancière ihr sozio-psychologisches Brennglas abermals auf das platte Priegnitzsche Land, wohin sich die großstadt-, zeitgeist- und coronamüde Dora geflüchtet hat. Wie und was Zeh hier mal wieder über Menschen schreibt – das knallt wie Peitschenhiebe, die dem Wohnzimmer-Leser so manches Mal die klischeegetrübten Augen öffnen. Wer literarische Gegenwartsanalysen mag, ist ebenso gut beraten, dem Helden von Hilmar Klutes Roman „Oberkampf“ (Galiani Verlag, 22 Euro) ins Paris des Charlie-Hebdo-Attentats zu folgen. Noch scharfsinniger und sprachfeiner als Zeh und dazu mit subtilem Humor geht der Streiflichtredakteur der „Süddeutschen“ zu Werk und liefert ganz en passant eine Feier der Literatur frei Haus. Mehr kann man im Ferienlesesessel wirklich nicht erwarten. Ulla Hanselmann (Foto: Verlage)
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