An Bord der umgeleiteten Maschine soll der vom belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko international gesuchte Blogger Roman Protassewitsch gewesen sein. Foto: AFP

EU-Spitzen und das Auswärtige Amt in Berlin fordern eine Erklärung zur außerplanmäßigen Landung eines Passagierflugzeuges in Minsk. Ryanair hat die Umleitung unterdessen bestätigt.

Berlin - Die EU-Spitzen haben die Umleitung eines Passagierflugs nach Minsk durch die belarussischen Behörden scharf verurteilt und die Freilassung aller Passagiere gefordert. „Es ist absolut inakzeptabel, den Ryanair-Flug von Athen nach Vilnius zu zwingen, in Minsk zu landen“, schrieb EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen am Sonntag auf Twitter. Alle Passagiere müssten in der Lage sein, ihre Reise nach Vilnius unverzüglich fortzusetzen, und ihre Sicherheit müsse sichergestellt werden. Verletzungen der internationalen Luftverkehrsregeln müssten Konsequenzen haben.

EU-Ratschef Charles Michel schrieb auf Twitter, es müsse Untersuchungen der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation geben. Der Belgier forderte wie auch EU-Parlamentspräsident David Sassoli die belarussischen Behörden dazu auf, alle Passagiere unverzüglich freizulassen. Er sei sehr besorgt über die Berichte, schrieb Michel.

Auch das Auswärtige Amt in Berlin fordert eine Erklärung zu der außerplanmäßigen Landung eines Passagierflugzeuges in Minsk. Staatssekretär Miguel Berger schrieb am Sonntag auf Twitter, man brauche eine sofortige Erklärung der Regierung von Belarus zur Umleitung eines Ryanair-Fluges innerhalb der EU nach Minsk und der angeblichen Festnahme eines Journalisten.

An Bord der Maschine soll der vom belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko international gesuchte Blogger Roman Protassewitsch gewesen sein, der nach Angaben des Menschenrechtszentrums Wesna in Minsk festgenommen wurde. Das Flugzeug war auf dem Weg von Athen nach Vilnius (Litauen).

Die Fluglinie Ryanair hat unterdessen bestätigt, dass einer ihrer Flieger auf dem Weg von Athen in die litauische Hauptstadt Vilnius nach Belaraus umgeleitet worden ist. Die Besatzung des Fluges sei von belarussischer Seite über eine mögliche Sicherheitsbedrohung an Bord in Kenntnis gesetzt und angewiesen worden, zum nächstgelegenen Flughafen in Minsk zu fliegen, teilte die Airline am Sonntag auf Anfrage der dpa mit.

Die Maschine sei sicher gelandet und die Passagiere seien von Bord gegangen, während die lokalen Behörden Sicherheitsüberprüfungen durchgeführt hätten. Dabei sei nichts Ungewöhnliches gefunden worden. Nach Angaben des belarussischen Menschenrechtszentrums Wesna hatte sich der vom belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko international gesuchte Blogger Roman Protassewitsch an Bord befunden, er wurde demnach festgenommen. Dazu machte Ryanair keine Angaben.