In „Zwei Minuten Klima“ klären wir Fragen, die oft falsch oder verkürzt diskutiert werden. Heute: Wer sind eigentlich die größten CO2-Emittenten in Deutschland? Und an welcher Stelle stehen Daimler, RWE oder HeidelbergCement?
Wer stößt das meiste CO2 aus? Auf diese Frage kann man auf sehr verschiedene Arten antworten. Am einfachsten lassen sich die Sektoren aufzählen: Danach hat laut neuesten Zahlen des Umweltbundesamtes (UBA) im vergangenen Jahr der Energiesektor, das sind also vor allem Kohle- und Gaskraftwerke, mit 34,4 Prozent den größten Anteil an den Emissionen in Deutschland. Es folgen die Industrie mit 22 Prozent, der Verkehr mit 19,8 Prozent und die Gebäude mit 15 Prozent. Landwirtschaft und Abfall spielen eine geringere Rolle.
RWE steht an der unrühmlichen Spitze
UBA-Präsident Dirk Messner betont, dass der gestiegene Einsatz von Stein- und Braunkohle unbedingt zurückgefahren werden müsse. Insgesamt hat Deutschland 2022 rund 746 Millionen Tonnen an Treibhausgasen freigesetzt, was 1,9 Prozent weniger als 2021 entspricht.
Es verwundert nach dieser Aufstellung nicht, dass RWE als großer Kraftwerksbetreiber der größte deutsche Einzelemittent ist. Laut einer Analyse des Handelsblattes hat der Konzern im Jahr 2021 knapp 90 Millionen Tonnen CO2 emittiert. Unter den weiteren DAX-Konzernen lag auf dem zweiten Platz HeidelbergCement bei 74,6 Millionen Tonnen, gefolgt vom Industriegase-Hersteller Linde mit knapp 40 Millionen Tonnen, dann kommen die BASF mit 20 Millionen Tonnen.
Mercedes-Benz und Daimler-Trucks werden in dieser Liste zusammen mit etwa zwei Millionen Tonnen angegeben. Die EnBW steht nicht im DAX; als größter baden-württembergischer Energieversorger kommt sie auf 18 Millionen Tonnen. Achtung: Ein Vergleich mit den genannten 746 Millionen Tonnen an Gesamtausstoß ist nicht zulässig, weil in den Unternehmenszahlen auch die Emissionen aus der zugekauften Energie mitgerechnet wurden.
Weltweit erhöht sich der CO2-Ausstoß weiterhin
Nach Industriebranchen steht also die Energieerzeugung mit 256 Millionen Tonnen an Treibhausgasen ganz klar vorne bei den Emittenten. Allein die beiden größten CO2-Emittenten, die Kraftwerke Neurath und Niederaußem (beide RWE), stoßen mit 38 Millionen Tonnen mehr aus als der zweitgrößte Industriesektor insgesamt; das ist die Stahlindustrie mit 35,4 Millionen Tonnen, alle Zahlen für 2021). Dahinter folgen die Raffinerien (22,5 Millionen Tonnen), die Zementindustrie (20,5 Millionen Tonnen) und die chemische Industrie (17,2 Millionen Tonnen). Die Emissionen der deutschen Airlines lagen vor der Coronapandemie bei rund 28 Millionen Tonnen.
In Deutschland zeigen die Bemühungen um den Klimaschutz trotz aller berechtigten Kritik übrigens doch Erfolge: Seit 1990 sind die Emissionen um 40 Prozent gesunken. Weltweit gesehen werden dagegen derzeit jedes Jahr rund 50 Prozent mehr Treibhausgase in die Atmosphäre gepustet als 1990. Die deutschen Klimaschutzbemühungen sind nicht vergebens. Aber so hart diese Aussage auch ist; sie den globalen Trend nicht umkehren.