Bild der Vergangenheit? In München sollen bald wieder Zuschauer zugelassen sein. Foto: imago/MIS

Bund und Länder haben Lockerungen von Corona-Auflagen ausgeschlossen – Oliver Kahn und Markus Söder ist das egal, BVB-Boss Hans-Joachim Watzke poltert. Ein Überblick zur Aussicht auf die Fan-Rückkehr in die Stadien.

Stuttgart - Der Beschluss steht – vorerst. Bund und Länder haben bei ihren Beratungen Lockerungen von Corona-Auflagen ausgeschlossen, die Maßnahmen aber auch nicht verschärft. Damit bleibt es in den großen Profiligen weitgehend bei Geisterspielen, es soll also keine Öffnung für Zuschauer geben. Damit werden die Fußball-Bundesliga und weitere deutsche Profiligen vorerst weiterhin vor wenigen bis gar keinen Zuschauern spielen. Die Staats- und Senatskanzleien sollen aber bis zum 9. Februar eine einheitliche Regelung für überregionale Großveranstaltungen vereinbaren.

So weit, so klar? Denkste!

Denn längst kündigen sich erste Ausreißer an. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder etwa hat ungeachtet der Beratungen mit seinen Amtskolleginnen und Kollegen erneut Lockerungen für den Sport in Bayern angekündigt. „Es ist nicht ganz fair, dass wir in Hamburg in der Elbphilharmonie 2000 Leute haben, und woanders geht das nicht. Dass wir in einigen Fußballstadien 15 000 Leute haben – wir haben Geisterspiele. Also wenn, muss das schon vernünftig gleich sein“, sagte der CSU-Chef am Montagabend in den ARD-Tagesthemen: „Und deswegen werden wir da einiges an Anpassungen machen.“

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Man werde in beiden Bereichen mehr Zuschauer zulassen, sagte Söder am Montagabend zudem im BR Fernsehen – jeweils unter 2G-plus-Bedingungen und mit Maskenpflicht. Die Details will das bayerische Kabinett an diesem Dienstag beschließen. Ob und für welche Profiligen dies gelten soll, ließ Söder noch offen.

Einheitliche Regeln wären besser, betonte der Ministerpräsident noch. Im Sport gehe es, so Söder weiter, ohnehin nicht nur um den Fußball. „Ob der FC Bayern München jetzt mehr oder weniger Zuschauer hat, der gewinnt trotzdem. Aber es muss fair und angemessen stattfinden“, sagte Söder. So seien viele Vereine zum Beispiel im Handball, Basketball und Eishockey sehr stark betroffen.

Regel im Land

Schon jetzt gelten in den Bundesländern teils unterschiedliche Höchstgrenzen für die Zuschauerzulassung. In Baden-Württemberg sind, egal, ob es sich um ein Bundesligaspiel in einem großen Stadion im Freien oder um eine Sportveranstaltung in einer kleinen Halle handelt, maximal 750 Zuschauer erlaubt.

In Sachsen-Anhalt dagegen sieht das anders aus. Fußball-Drittliga-Tabellenführer 1. FC Magdeburg hatte am vergangenen Sonntag gegen den TSV Havelse vor 13 385 Zuschauern gespielt. Das ließ die dortige Landesverordnung zu, wonach die Stadien bis zu 50 Prozent gefüllt werden dürfen.

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So etwas bekommt auch Oliver Kahn, der Vorstandschef des FC Bayern München, mit – Kahn hofft nun spätestens nach den jüngsten Öffnungssignalen Söders vom späten Montagabend auf ein Ende der Geisterspiele. Söder, so Kahn, habe beim Bund-Länder-Gipfel angekündigt, „Anpassungen bei den Corona-Maßnahmen vornehmen zu wollen. Das begrüße ich ausdrücklich“, sagte er und spielte gleich mal den Doppelpass an Söder zurück: „Wir müssen vernünftige Lösungen für alle Lebensbereiche finden, also auch für den Sport. Ich hoffe sehr, dass das bayerische Kabinett bei seiner Sitzung am Dienstag Möglichkeiten und Chancen bespricht – und entsprechende Entscheidungen trifft.“

Bayern also ist das eine, der große Rest des Landes das andere. Dass es vorerst keine Öffnungen für Zuschauer geben soll und die Maßnahmen vorerst so bestehen bleiben sollen, stößt bei einigen Protagonisten des Profifußballs erwartungsgemäß auf heftigen Widerstand.

Watzke poltert

„Es wurde immer geklagt, der Fußball bekomme in Deutschland Sonderrechte“, sagte etwa Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke der Bild-Zeitung: „Das Gegenteil ist gerade der Fall. Der Fußball wird zum Opfer von Symbolpolitik.“ Es sei bitter, dass „die Mehrheit der MPK-Teilnehmer nach zwei Jahren nur an Verbote denkt und nicht auch an ein Mindestmaß an Möglichkeiten und logischen Entscheidungen. Wir werden uns die Beschlüsse des Landes NRW genau anschauen und prüfen, ob wir sie im Eilverfahren kontrollieren lassen.“

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Auch Donata Hopfen, die neue Chefin der Deutschen Fußball-Liga (DFL), hat den Verzicht von Bund und Ländern auf eine weitere Öffnung der Fußballstadien kritisiert. „Die Eindämmung der Pandemie und der Schutz des Gesundheitssystems genießen selbstredend Priorität, erst recht angesichts der Omikron-Welle“, wurde Hopfen in einem DFL-Statement zitiert. „Im Sinne des gesamten Profisports wäre es dennoch wichtig gewesen, schon jetzt mit Blick auf die Zulassung von Fans Einigkeit über differenzierte Szenarien zu erzielen, die sich an der jeweiligen Pandemie-Lage orientieren.“

Der Profisport in Deutschland habe mit seinen Hygienekonzepten und deren Umsetzung bewiesen, „dass Clubs und Fans ihrer Verantwortung gerecht werden“, meinte Hopfen. „Insbesondere ist weiterhin nicht nachvollziehbar, dass der Profisport aktuell an vielen Stellen objektiv schlechter gestellt ist als andere Lebensbereiche.“