Hört auf den Namen „Enno“ und machte einen Abstecher in den Kreis Böblingen: Testzug aus Niedersachsen. Foto: Landratsamt

Der Zweckverband Schönbuchbahn leiht sich einen Testzug aus Niedersachsen, um Alternativen zu den verspäteten Zügen aus Spanien zu prüfen. So verkehrte am Sonntag ein Zug aus Wolfsburg zwischen Dettenhausen und Böblingen.

Nanu, hat sich da ein Zug aus Niedersachsen auf die Gleise der Schönbuchbahn in den Kreis Böblingen verirrt? Nein, der Besuch war beabsichtigt, wie das Landratsamt am Sonntag mitteilt. Nachdem der Start der elektrisierten Schönbuchbahn-Züge vom Hersteller CAF aus Spanien wegen einer fehlenden Zulassung der Bremse weiter auf sich warten lässt, testet der Betreiber alternative Modelle. So auch am frühen Sonntagmorgen.

Nach den Testfahrten im November 2022 mit Zügen der Modelle Talent 3 und einem Flirt 3 kam es am Sonntag zu einer weiteren lang geplanten Testfahrt mit einem Coradia Continental von Alstom der Baureihe 1440. Das „Enno“ genannte Fahrzeug (abgeleitet von Elektro-Netz Niedersachsen-Ost) wurde von der Metronom Eisenbahngesellschaft ausgeliehen, die die Fahrzeuge auf den Strecken Hildesheim-Wolfsburg und Wolfsburg-Hannover einsetzt.

Spanische Züge nicht vor Frühjahr 24

Denn noch immer fahren angemietete Elektrowagen der Deutschen Bahn und die Dieseltriebwagen auf der Schönbuchbahn. Die Auslieferung der neu bestellten Elektro-Fahrzeuge an den Zweckverband könne wegen der noch nicht gelösten Bremsproblematik bestenfalls im ersten Quartal 2024 erfolgen. Bis dahin müsse der Hersteller CAF aber noch die Zulassung für die extra für die Schönbuchbahn entwickelten Fahrzeuge bekommen.

Suche nach Alternativen

Was passiert aber, wenn sich die Zulassung weiter verzögert? Der Zweckverband habe sich deshalb entschlossen, nach möglichen alternativen Fahrzeugen zu suchen und auf der Strecke der Schönbuchbahn zu testen, mit ihren engen Radien, Steigungen und kurzen Abständen der Haltestellen. Mittlerweile hat der Zweckverband insgesamt drei verschiedene Fahrzeugbaureihen getestet.

Damit wolle man tiefere Erkenntnisse erlangen, ob und gegebenenfalls mit welchen technischen Anpassungen solche Triebzüge für die Schönbuchbahn zum Einsatz kommen könnten, heißt es aus dem Landratsamt weiter. Die Auswertung dauere an. Erste Erkenntnisse zeigten allerdings, dass keines der Fahrzeuge ohne größere Änderungen einsetzbar und auf dem Fahrzeugmarkt verfügbar ist. Mit allen drei Fahrzeugen müsse man technische und/oder wirtschaftliche Kompromisse eingehen.

Lange Vorlaufzeit für alternative Züge

Außerdem bedeuteten Anpassungen ein erneutes Zulassungsverfahren und eventuell europaweite Ausschreibungen, die mehrere Jahre in Anspruch nehmen würden. Als kurzfristige Übergangslösung oder als grundsätzliche Alternative zu den bestellten, aber noch nicht zugelassenen Fahrzeugen von CAF kommen sie deshalb voraussichtlich nicht infrage.

Für Landrat Roland Bernhard, der auch Vorsitzender des Zweckverbands Schönbuchbahn ist, bleibe die Situation unbefriedigend: „Es ist ein großes Ärgernis, dass die Züge immer noch nicht zugelassen sind. Der Hersteller hat uns erläutert, wie sein aktualisierter Zeitplan für die zu erbringenden Nachweise im Prüfverfahren aussieht.“ Immerhin, wenn alles gut läuft, könnte bis Dezember 2023 der Prüfstempel endlich kommen. „Wir als Auftraggeber haben im Zulassungsprozess jedoch keinen eigenen Handlungsspielraum. Desto wichtiger ist es, dass wir uns für weitere Überraschungen wappnen und jede mögliche Alternative ausloten“, sagte der Kreischef.