Jan Böhmermann fragt sich, warum es Hartz IV immer noch gibt. Foto: ZDF

Im „ZDF Magazin Royale“ hat sich Jan Böhmermann böse Gedanken über Hartz IV gemacht. Wem nutzt dieses Sozialsystem eigentlich?

Stuttgart - „Ein perfektes Perpetuum immobile“, lästert Jan Böhmermann. Er meint damit das Arbeitslosengeld II, das unter einem anderen Namen bekannter und verhasster sein dürfte. „Hartz IV ist ein System“, ätzt Böhmermann in der neuen Ausgabe des „ZDF Magazin Royale“ weiter, „das Menschen in mies bezahlte Jobs zwingt und sie vom richtigen Arbeitsmarkt fern hält.“

Echt jetzt? Hartz IV noch mal als Thema? Ist das nicht, könnte man denken, ein bisschen so wie vor einigen Wochen, als Böhmermann den Profifußball und dessen schamlose Aushebelung der Corona-Regeln aufs Korn nahm? Ein wichtiges Thema. Aber von den Medien eigentlich so umfassend und kritisch behandelt, dass Satire es nur noch zusammenfassen, aber nicht mehr weiter erhellen kann?

Auf Kosten der Kleinen

Könnte man durchaus denken, ja. Aber je länger Böhmermann sich der Einführung, Weiterentwicklung und sturen Beibehaltung von Hartz IV widmet, desto klarer wird der Sinn der Unternehmung. Der tagesaktuelle Journalismus muss sich mit vielen problematischen Einzelaspekten von Hartz IV und immer wieder mit tragischen individuellen Schicksalen beschäftigen. Da kann das Gesamtbild schon mal aus dem Sinn geraten.

Böhmermann aber nimmt sich vor, nicht nur die Details zu kritisieren, sondern deren Zusammenhang. Er sieht Hartz IV als Garanten wirtschaftlicher Leistungskraft auf Kosten kleiner Leute durch Schaffung eines gigantischen Niedriglohnsektors.

Der nächtliche Irrsinn

Zu diesem System fallen ihm wirklich passende Boshaftigkeiten ein – etwa seine mit realen Beispielen illustrierte Behauptung, die allergrößten Gewinnerinnen von Hartz IV seien „Fotografinnen mit Spezialgebiet Symbolfotos zum Thema Hartz IV“. Da spießt er auch die reale alltägliche Produktionsnot der Medien gezielt auf.

Dem Anfang der Show fehlt es zwar an Pfiff. Man muss durch ein paar Minuten eher flauer Witze, bis man beim Themenblock angelangt ist. Dafür gibt’s am Schluss noch eine tolle Passage: Böhmermann stellt nach, was jeder von uns kennt, eine nächtliche Klickwanderung durchs Internet von einem Irrsinn zum nächsten. Was für einen schönen Einstieg er dafür findet, eine Wendung, die man in die eigenen künftigen Tagesbilanzen übernehmen kann: „Es war schon sehr spät, ich war mit einer Maustaste schon im Bett ...“

Die ganze Sendung kann man hier in der Mediathek des ZDF abrufen, bis 23. Juli 2021.