Anka Kling speilt die Chefin des Kripoteams in „Das Quartett – Dunkle Helden“. Foto: ZDF/Oliver Vaccaro

Die Polizei geht in der Folge „Dunkle Helden“ aus der ZDF-Krimireihe „Das Quartett“ wieder mal freihändig mit dem Rechtsstaat und seinen Regeln um.

Stuttgart - Die Leipziger Kripo versucht, in einem Häuschen am See eine Verhaftung vorzunehmen. Die Zielperson rennt trotz gezückter Waffen davon, hechtet ins Wasser, krault los. Einer der Beamten, Christoph Hofherr (Shenja Lacher), schwimmt hinterdrein. Seine Kollegin Pia Walther (Annika Blendl) könnte sich nun ins Auto setzen und um den kleinen See herum fahren, was dem Flüchtenden den Weg abschneiden würde. Aber vielleicht wäre das ja unsportlich. Walther schaut jedenfalls dem Wettschwimmen zu, bis der Mordverdächtige tief Luft holt, abtaucht und nicht mehr hochkommt. „Scheiße“, kommentiert Hofherr, und haut aufs Wasser ein.

In einem James-Bond-Film könnte man sicher sein, dass ein abtauchender Schurke in der Tiefe von einem Atom-U-Boot erwartet wird. So ein Gefährt ist in einem kleinen sächsischen See aber selten. Werden darum nun Taucher gerufen und gleich auch Sanitäter? Oder wartet man einfach, bis an den gut überblickbaren Seeufern ein Wiederaufgetauchter an Land krabbelt? Nein, das wäre alles zu plump und einfach.

Bloß nicht logisch werden

Stattdessen sitzen Walther und Hofherr nebst ihrer Chefin Maike Riem (Anja Kling) und dem Technikspezialisten Linus Roth (Anton Spieker) abends am Ort ihrer Pleite und lassen die Beine vom Bootssteg baumeln. Sie grübeln, wo der Gesuchte wohl stecken mag. Dieser Gedanke kommt immerhin auf: „Auch ein guter Schwimmer kann ertrinken.“ Aber er wird gelassen hingenommen. Wir befinden uns in der ZDF-Krimireihe „Das Quartett“, deren Ermittler sich der kleinlichen Tyrannei des logischen Handelns nie und nimmer beugen werden. Dienstvorschriften und rechtsstaatlichen Prinzipien natürlich auch nicht.

In der Folge „Dunkle Helden“ darf sich Politikverdrossenheit Luft machen. Ermittlungen in einem Mordfall führen mitten hinein in den Lokalwahlkampf. Einer der Bürgermeisterkandidaten ist der Sohn eines Recken der 89er-Revolution, eines noch immer verehrten Helden (Thomas Thieme). Einige der Cops zweifeln grundsätzlich an Politikern. Dass jemand, der sich für bezahlbaren Wohnraum einsetzt, selbst in einer Villa wohnt, kommt ihnen etwa heuchlerisch vor.

Der Datenschutz in Person

Mit sich selbst sind sie großzügiger. Sie bohren Schlösser auf und schnüffeln durch Wohnungen, für die sie keinen Durchsuchungsbeschluss haben. Sie fotografieren ungefragt Menschen und kontern auf die Vorhaltung, das verstoße gegen den Datenschutz: „Kriminalpolizei. Ich bin quasi der Datenschutz.“ Wenn auf dem Revier Befragte nicht das Gewünschte antworten, droht man grundlagenfrei: „Wir können Sie auch hierbehalten.“ Ausgerechnet in einem Krimi, in dem es auch ums Ende der DDR geht, so die Systeme und Epochen durcheinander zu bringen, ist schon ein wenig skurril. Kleiner Tipp, liebes Drehbuchteam: Genau so lief das alles mal in Leipzig, aber vor 1989.

Das Quartett – Dunkle Helden. ZDF, Samstag, 20.15 Uhr. Bereits in der Mediathek.