Sie gilt als eine der wichtigsten Künstlerinnen der Fluxus-Bewegung. Foto: dpa/Jens Kalaene

Schon gemeinsam mit John Lennon setzte sie sich ein: Gegen den Krieg, für den Frieden. Eine Botschaft, die heute genauso aktuell ist wie damals. Yoko Ono – die Aktivistin, die Künstlerin, die Feministin.

Yoko Ono. Als Frau des Beatles-Frontsängers John Lennon war sie immer mit dabei. Auch 1969 bei den Aufnahmen für das letzte gemeinsame Album „Let It Be“ in einem Londoner Filmstudio, bei dem sich die vier Bandmitglieder vier Tage lang trafen, war sie immer anwesend. Doch dabei bleib sie immer im Hintergrund, beobachtete die Arbeit und las Zeitung. Einmischen wollte sie sich nie, wie der Regisseur Peter Jackson sagte: „Sie hatte nie Meinungen dazu, was sie gemacht haben. Sie war eine sehr freundliche Präsenz und mischte sich nicht im Geringsten ein“. Er war es auch, der das Filmmaterial der Studioaufnahmen 2021 zu der Dokumentation „The Beatles: Get Back“ verarbeitete.

Beatles-Fans werfen ihr einiges vor

Trotzdem: Ono, die am Samstag (18. Februar) 90 Jahre alt wird und seit der Ermordung von Lennon 1980 dessen Witwe ist, polarisiert. Manche Beatles-Fans werfen ihr bis heute vor, die Band auseinander gebracht zu haben, nennen sie „Drachenfrau“ oder „böse Hexe im Beatles-Märchen“. Sowohl Ono als auch die Band haben das immer anders gesehen. „Sie hat die Gruppe mit Sicherheit nicht auseinanderbrechen lassen, die Gruppe ist selbst auseinandergebrochen“, sagte Paul McCartney einmal. Tatsächlich habe sie seinem Beatles-Kollegen Lennon gut getan, ihn inspiriert.

Schon bevor sie Lennon kennenlernte, war Ono als Konzeptkünstlerin der Fluxus-Bewegung bekannt, hatte zweimal geheiratet und war Mutter einer Tochter. 1933 in Tokio in eine reiche Familie hinein geboren, musste sie sich gegen die traditionellen Vorstellungen ihrer Eltern wehren. 1971 entführt ihr zweiter Mann die minderjährige Tochter Kyoko. „Es war, als ob jemand einen Teil meines Körpers weggerissen hätte“, sagte Ono einmal in einem Interview. Mutter und Tochter sehen sich erst über zwei Dekaden später wieder. Inzwischen ist Kyoko selbst Mutter und Ono stolze Großmutter.

Immer noch aktiv für den Frieden

Als Künstlerin sei Ono „historisch bedeutend, bahnbrechend und einflussreich“, wie der Direktor der Neuen Nationalgalerie in Berlin, Klaus Biesenbach, es einmal formulierte. Ihre Kunst ist bei Ausstellungen rund um die Welt zu sehen. Außerdem kümmert sich Ono um Lennons Nachlass und setzt sich unermüdlich für den Frieden auf der Welt ein. In den letzten Jahren ist es allerdings etwas ruhiger um Ono geworden und Meldungen über Krankenhausaufenthalte und nachlassende Gesundheit haben ihre Fans beunruhigt. Via Twitter meldet sich die Künstlerin aber immer noch regelmäßig. „Was auch immer passiert, wir finden einen Weg, es gut zu machen“, schrieb sie beispielsweise jüngst.

Zur schicksalhaften Begegnung zwischen Ono und Lennon kam es Ende der 60er Jahre in einer Londoner Galerie: Die Künstlerin verdreht dem Beatles-Sänger so mächtig den Pilzkopf, dass er und seine „Muse“ oder „Göttin der Liebe“, wie er sie nennt, fortan unzertrennlich sind. Das Paar heiratet 1969. Die Welt darf am Liebesglück und den pazifistischen Happenings teilhaben: Die Flitterwochen verbringen sie beim „Bed-In“ im Hotelzimmer vor Journalisten - als Statement gegen Krieg. „Make love, not war!“ wird Botschaft und Hymne der beiden. „In gewisser Weise ruinierten John und ich mit unserer Beziehung unsere Karrieren“, sagte Ono später.

Lennon wurde mit Ono zum Hippie - singt mit Rauschebart und wallenden Gewändern Friedenslieder, Ono krächzt und schreit im Hintergrund. Die Solokarriere gelingt ihm nicht, er flüchtet in Alkohol und Rauschgift. Ono und Lennon trennen sich und kommen wieder zusammen. Erst Sean, der gemeinsame Sohn, der 1975 geboren wird, sorgt für Beständigkeit. Lennon wird zum Hausmann.

John Lennons Tod ist ein Schicksalstag in ihrem Leben

Dann bricht am 8. Dezember 1980 für viele eine Welt zusammen, vor allem für Ono. Vor dem pompösen New Yorker „Dakota“-Gebäude, in dem die Lennon-Witwe bis heute lebt, erschießt Mark Chapman den Musiker. Nur Stunden zuvor hatte Star-Fotografin Annie Leibovitz das Paar noch gemeinsam nackt auf dem Bett fotografiert. „Johns Tod war das Schlimmste“, sagte Ono. Sie stößt auf Unverständnis, als sie auf der Platte „Season of Glass“ ein Foto der blutigen Brille Lennons veröffentlicht. Nun wird sie zur „Schwarzen Witwe“, zum geldgierigen „Nachlasshai“.

„In den letzten fünfzig, sechzig Jahren wurde ich beschimpft, wurden Lügen über mich verbreitet und Hassbriefe an mich geschickt“, sagte Ono einmal. Den Hass habe sie „in positive Energie umgepolt“. „So viel Energie war das, dass ich jetzt genug für zweihundert Jahre habe.“