Mexikanische Fans verwundern unseren WM-Reporter mit einer überraschenden Frage. (Symbolbild) Foto: imago//Florencia Tan Jun

In einer Shoppingmall in Doha kommt es zu einer lustigen Begegnung mit mexikanischen Fans. Zudem entdeckt unser DFB-Reporter klein Venedig in Katar.

Die wohl schlimmstmögliche Beleidigung in diesen Tagen in Katar gab es ein paar Stunden vor dem ersten deutschen Gruppenspiel von zwei eigentlich sehr netten mexikanischen Fans. „Arbeitet ihr für die Fifa?“, fragten sie doch glatt und machten dabei noch nicht mal einen billigen Witz. Sie meinten es ernst. Gut, wir sehen zumindest ein bisschen offiziell aus, wenn uns die Akkreditierungen um den Hals baumeln und wir im Café neben dem Stadion nicht wie die anderen Gäste in bunten Trikots dasitzen, sondern versuchen, in neutralen Klamotten irgendwelche schlauen oder gar lustigen Sätze in unsere Laptops zu tippen.

„Wenn ihr bei der Fifa arbeiten würdet, hättet ihr den Kaffee selbst gezahlt“

Aber bei der Fifa arbeiten? Sehen wir wirklich so aus? So farblos und eintönig? Oder verhalten wir uns so intolerant, unfreundlich und egoistisch? Sind wir gar käuflich? Kurz machten wir uns Sorgen, aber hey: Nach der Aufklärung, wer wir wirklich sind und woher wir kommen, waren die Mexikaner neben uns gleich viel netter und erinnerten uns genussvoll an den WM-Auftakt 2018, dem 0:1 in Moskau gegen, genau: Mexiko.

Hochverdient, entgegneten wir nur und erinnerten uns noch mal an die 45 000 Mexikaner im Stadion und eine Stimmung, die wir nicht vergessen werden. Die zwei Mexikaner waren damals ein Teil davon. Mitten im Schwelgen bestanden sie nun in Doha darauf, uns einen Kaffee zahlen zu dürfen, und dann sagte der eine einen Satz, der für noch mehr Sympathie unsererseits sorgte: „Wenn ihr bei der Fifa arbeiten würdet, hättet ihr ihn selbst gezahlt.“ Wir versprachen umgehend, uns zu revanchieren – vor dem Finale Deutschland gegen Mexiko. Man wird ja mal träumen dürfen.

Künstlich angelegter Fluss mit Gondeln in der Shoppingmall

Wir sagten also Adios, schauten uns um und merkten, dass es dort, wo wir gelandet waren, weil uns die Fifa nebenan noch nicht ins Medienzentrum des Stadions lassen wollte, nicht nur nette Mexikaner gab. Sondern auch einen Einheimischen, der unaufhörlich „’O sole mio“ singt. Wir näherten uns dem Sangesknaben und kannten den Grund für seine Liedzeile schnell. Denn neben ihm war klein Venedig in der Shoppingmall. Gondeln fuhren ab und führten die WM-Touristen durch einen künstlich angelegten Fluss in der großen, klimatisierten Wüstenhalle. Umgerechnet knapp zwei Euro kostet eine Fahrt.

´O sole mio? Mamma mia!

Wir dachten also mal wieder an all die Dinge, die sonst so abgehen in diesem Land und wollten dieser beschämenden Dekadenz in Richtung Stadion entfliehen. Dann sahen wir die beiden Mexikaner wieder, als sie die ebenso lange wie peinliche Touristenschlange vor dem Gondelzugang beobachteten. Sie sahen uns auch, wir sahen uns an. Dann schüttelten wir zeitgleich den Kopf und machten den Scheibenwischer.

Adios, Shoppingmall – auf Nimmerwiedersehen!