Nicht nur langjährige Besitzer einer Fahrerlaubnis mussten auf den Kartenführerschein warten – vor allem Anträge auf begleitetes Fahren dauerten teils extrem lange.Foto: Adobe Stock/blende11 Foto:  

Ein Großteil der aufgestauten Anträge sei inzwischen bearbeitet, auch der Tagesbetrieb vor Ort beginne sich zu normalisieren, berichtet Landrat Richard Sigel. Doch man sei „noch nicht am Ziel“.

Vor allem der gesetzlich vorgeschriebene Pflichtumtausch von Führerscheinen ins Kartenformat hat zum Jahreswechsel die gesamte Fahrerlaubnisbehörde im Waiblinger Landratsamt kräftig in die Bredouille gebracht. Es war eine Kombination aus Andrang von denen, die rechtzeitig ihr neues EU-konformes Führerscheinkärtchen haben wollten, zusammen mit starker Fluktuation beim Personal und hohen Krankenständen. Die Folge: extrem lange Bearbeitungszeiten insbesondere bei sogenannten BF-17-Anträgen für Fahranfänger – diejenigen, die vor dem 18. Geburtstag mit einer Begleitperson ihre ersten Fahrten im Straßenverkehr angehen wollen.

Landrat: Nicht hinnehmbare Situation

Auch für den Landkreis sei diese Situation nicht hinnehmbar gewesen, berichtete jetzt der Landrat Richard Sigel bei einem Pressegespräch zur Lage der Dinge in der Waiblinger Zulassungsstelle. „Das machte unverzügliches Handeln notwendig.“ Und dies, obwohl bereits im Herbst eigens eine Task Force aus unterschiedlichen Bereichen des Waiblinger Landratsamts eingerichtet worden war. Diese hatte, so berichtete damals die Behörde, in einer konzertierten Aktion unter anderem 4200 Anträge auf Führerscheinumtausch abgearbeitet.

In einem zweiten Schritt war es dann darum gegangen, den Rückstand bei „komplexeren Anträgen und eiligen Fällen“ abzuarbeiten – also etwa beim begleiteten Fahren ab 17 Jahren. Dafür wurde die Fahrerlaubnisbehörde im Waiblinger Landratsamt vom 23. bis zu 29. Januar für den Kundenverkehr ganz geschlossen. Dies blieb mittwochs auch im Februar so. Und es wird zumindest bis Mai, so war jetzt beim Pressegespräch zu erfahren, am Mittwochnachmittag auch weiterhin so bleiben. An den anderen Wochentagen, so sagte Michael Szauer, der stellvertretende Leiter des Amtes für Zulassung und Fahrerlaubnis, gebe es noch genügend Kapazitäten für die ausfallenden Mittwochstermine.

Projektgruppe schnürt Maßnahmenpaket

Eine Projektgruppe, bei der Mascha Carina Bilsdorfer dem Landrat als stellvertretende Leiterin zur Seite stand, hatte zunächst ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Behebung der Rückstände geschnürt, so der Bericht zur Lage in der Fahrerlaubnisbehörde. Zusätzlich zur zeitweisen Schließung wurden Personalpools gebildet, teils unterstützt auch durch einige Kräfte von Zeitarbeitsanbietern. Die Aufgaben des zusätzlichen Personals lauteten: Abarbeitung komplizierter Antragsarten, und falls noch Kapazitäten frei waren, auch von Umtauschanträgen. Das übergreifende Ziel: „Die Antragsrückstände möglichst schnell und umfassend abarbeiten.“

Diesem Ziel sei man nun, Anfang März, nahe gekommen, so lautete das Zwischenfazit in der aktuellen Pressekonferenz. „Wir verzeichnen eine positive Entwicklung, sind aber noch nicht am Ziel“, so formulierte dies der Landrat. Deshalb solle der bisherige Weg konsequent fortgesetzt werden, um in Sachen Bearbeitungsdauer alle Zeitziele zu erreichen und längerfristig zu halten.

Bei den Anträgen zum begleiteten Fahren haben sich die personellen und organisatorischen Unterstützungsmaßnahmen deutlich bemerkbar gemacht. Zum 6. Januar waren dort noch 1043 Anträge auf dem Bearbeitungsstapel der Führerscheinstelle gelegen. Anfang März sind es – bei inzwischen insgesamt 1423 bearbeiteten Anträgen – nur noch knapp 100, die unerledigt sind.

Auch bei der Führerschein-Ersterteilung hat sich das Blatt weitgehend gewendet. Dort stapelten sich zur Jahreswende noch 762 unbearbeitete Datensätze. Zum 1. März sind von insgesamt 1507 Anträgen immerhin 1403 bearbeitet. Noch rund 100 harren auch hier der Bearbeitung.

Beim Führerschein-Umtausch ist die Lage indes etwas komplizierter, weil dort auch noch eine teils mehrwöchige Wartezeit bis zur Lieferung des Kärtchens aus der Druckerei zum restlichen Zeitaufwand hinzu kommt. Im Januar wurde zunächst ein „saisonal bedingter stärkerer Anstieg“ von 2800 auf 5789 Anträge verzeichnet. Inzwischen sind gut 3800 vollständig erledigt, und nur 559 wurden noch gar nicht in die Hand genommen. Weitere 2772 sind „in Arbeit“, heißt es. Sprich, bei der Druckerei bestellt, aber bisher noch nicht ausgeliefert.