Wann kann am Feldberg endlich die Skisaison so richtig starten? Foto: dpa/Silas Stein

Um unabhängiger von den Launen des Wetters zu werden, setzen die Verantwortlichen auch am Feldberg auf eine künstliche Beschneiung. Doch so manches Vorhaben stößt auf viel Kritik.

In Anbetracht von Plänen für den Bau neuer Lifte und Schneekanonen im Hochschwarzwald haben die Naturschutzverbände im Land ihren Widerstand angekündigt. Man habe zwar Verständnis, wenn die bereits vorhandene Infrastruktur gesichert werde. Auch gegenüber der Förderung eines naturverträglichen Sommertourismus verschließe man sich nicht, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme. „Beides darf jedoch nicht zulasten der Natur gehen. Eine weitere Flächeninanspruchnahme lehnen wir strikt ab.“

Zuvor hatte der parteilose Feldberger Bürgermeister Johannes Albrecht gegenüber unserer Zeitung ein offizielles Bekenntnis der Landesregierung „zum Wintersportstandort Hochschwarzwald“ gefordert. In anderen Mittelgebirgsregionen habe man die Wintersaison dank einer effektiven Beschneiung schon starten können. Doch die Naturschutzorganisationen lehnen solche Investitionen strikt ab. Zuschüsse der öffentlichen Hand für solche Vorhaben seien nicht vermittelbar, schreiben der Landesnaturschutzverband (LNV), BUND, Naturschutzbund und Schwarzwaldverein in einer gemeinsamen Stellungnahme.

Der Feldberg ist seit 1935 Schutzgebiet

„Wir bestreiten, dass es ein öffentliches Interesse an einem derartigen Ausbau der touristischen Infrastruktur gibt.“ Am Feldberg befindet sich das größte und älteste Naturschutzgebiet in Baden-Württemberg. Es wurde 1935 gegründet. Das Gebiet gilt als Refugium für Zitronenzeisig, Auerhuhn, Wiesenpieper und Ringdrossel.

Nachdem bereits im Jahr 2019 von den Gemeinden Feldberg, Sankt Blasien und Todtnau erarbeiteten „Masterplan Feldberg“ soll die Beschneiung am höchsten Berg des Landes stark ausgebaut werden. Unter anderem sei ein Wasserspeicherbecken für 120 000 bis 180 000 Kubikmeter notwendig. Es gebe am Feldberg genug Wasser, sagte Albrecht. Die Naturschutzverbände weisen jedoch darauf hin, dass das Wasser aus dem oberen Wiesental und dem Menzenschwander Tal abgezapft und über 500 Meter hoch auf den Berg gepumpt werden müsse. Die beiden bisher vorhandenen Becken fassen lediglich zusammen 8500 Kubikmeter.

Eine Millioneninvestition

Zudem soll am Seebuck eine weitere Seilbahn mit Zehner-Sesseln entstehen. An der Grafenmatt sollen die vier bestehenden Schlepplifte durch einen verlängerten Sessellift ersetzt werden, der auch für den Sommerbetrieb geeignet ist. Auch der Neubau eines Gastronomiebetriebs auf dem Gipfel ist im Gespräch. Insgesamt taxierte der Masterplan die Steigerung der jährlichen Einnahmen von acht auf 15 Millionen. Allerdings sind die Investitionskosten mit damals 40 Millionen Euro beträchtlich. Inzwischen dürfe sich die Investitionssumme nach Ansicht der Umweltschutzverbände aber durch die zwischenzeitliche Steigerung der Energie- und Baukosten fast verdoppelt haben. Dies sei ohne öffentliche Gelder nicht zu realisieren.

Durch die Pläne verschärfe sich der Druck auf die Natur weiter. Beim Auerhuhn sei die Zahl der Hähne zuletzt erstmals unter 100 gesunken. Gleichzeitig hegen auch private Investoren Ausbaupläne. So möchte ein Liftbetreiber in Todtnauberg den bisherigen Stübenwasen-Schlepplift durch einen Vierer-Sessellift ersetzen, der statt 900 mehr als 2000 Skifahrer pro Stunde befördern kann. Als zusätzliche Attraktion ist eine kurvenreiche Abfahrtsstrecke für sogenannte Mountaincarts geplant, das sind geländegängige Dreiradroller. Damit soll auch der Sommertourismus angekurbelt werden.

Was das Ministerium davon hält

Damit reagieren die Investoren auf die Strategie des für Tourismus zuständigen Wirtschaftsministeriums, das den Ausbau des Sommertourismus als Antwort auf die abnehmende Schneesicherheit im Winter empfiehlt. Gegenüber Großinvestitionen gibt sich das Stuttgarter Ministerium zurückhaltend. So lägen im Winter Wellness, Winterwanderungen und kleinere Veranstaltungen im Trend. Was künstliche Beschneiungsanlagen betreffe, so sei ihr Bau vor dem Hintergrund der aktuellen Energiekrise und den infolgedessen gestiegenen Energiepreisen sowie angesichts des Klimawandels und dessen zunehmenden Auswirkungen für Natur und Mensch zu prüfen.

„Im Rahmen der Tourismusförderung des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus besteht kein Ansatz zur finanziellen Unterstützung solcher Anlagen“, sagte eine Sprecherin. Ob gegebenenfalls im Rahmen der Förderprogramme anderer Ministerien entsprechende Förderansätze bestehen, entziehe sich der Kenntnis des Wirtschaftsministeriums.

Die nächste Warmfront ist im Anmarsch

Derweil hat der vorübergehende Wintereinbruch zumindest einige Schlittenfahrer schon einmal glücklich gemacht. Am Feldberg herrschte am Dienstag bei einer Schneedecke von rund 20 Zentimetern reges Treiben. In den tieferen Lagen taute eine neuerliche Warmfront den Schnee bis zum Abend aber wieder weg. Ob der Seebucklift zum Wochenende in Betrieb geht, hängt von der weiteren Wetterentwicklung ab.