Der Spezialist für Zahnimplantate hat nun mehr Fläche für die Erweiterung seiner Produktion. Umstritten war nicht nur die Höhe des Gebäudes, sondern an den Böschungen tummelten sich Zauneidechsen.
Wer von Friolzheim nach Wimsheim fährt, passiert direkt am Ortseingang Linkerhand zuerst die mächtigen Gebäude der Firma Altatec. Das jüngste unmittelbar am Kreisverkehr Gelegene wurde am Dienstag nach knapp zweijähriger Bauzeit eingeweiht. Die Altatec GmbH stellt dort ein Spezialprodukt her, das in vieler Menschen Munde ist: Zahnimplantate. Mit dem Neubau, der ein Gebäude aus dem Jahr 2004 erweitert, kann auch die Produktion in bestimmten Bereichen um 50 Prozent aufgestockt werden. So wurde etwa das Labor von Tübingen nach Wimsheim verlegt. Rund 340 Mitarbeitende beschäftigt Altatec aktuell. Davon kamen allein 60 in diesem Jahr neu dazu und es gibt wohl noch Luft nach oben.
Jahrelang hatten sich die Mitglieder des Wimsheimer Gemeinderats die Köpfe über die Erweiterungspläne heiß geredet. Umstritten war nicht nur die Höhe des dreistöckigen Gebäudes, sondern an den Böschungen tummelten sich Zauneidechsen. Die Gebäudehöhe wurde durch einen Rücksprung im obersten Stock optisch verringert, für die Reptilien wurden vor Ort Ersatzbehausungen geschaffen. Und schließlich musste der Gemeinderat ein weiteres Mal den Bebauungsplan Breitloh-West ändern. Im Frühjahr 2022 konnte mit dem Bau begonnen werden. „Wenn alle an einem Strang ziehen, geht es schnell – auch in Deutschland“, meinte der Bürgermeister Mario Weisbrich, der der Firma für ihre Treue zum Standort Wimsheim dankte. „Wir beschäftigen uns schon mit der Frage, wo wir in fünf oder zehn Jahren sein werden“, antwortete der Altatec-Geschäftsführer Daniel Balduf. „Da kommen wir dann wieder auf Sie zu“, sagte er an Weisbrich gewandt. Heute sei mit dem neuen Gebäude „ein nächster großer Schritt in die Zukunft gemacht worden, der es uns ermöglicht, weiter zu planen“, so Balduf.
Der Zahnimplantate-Hersteller Altatec, der seine Wurzeln im benachbarten Wurmberg hat und dessen Produkte seit 1999 unter der Marke Camlog vertrieben werden, gehört seit 2004 ebenso wie die auch in Wimsheim ansässige Camlog Vertriebs GmbH zur Camlog Biotechnologies AG mit Sitz in Basel. Diese Gruppe wiederum ist seit 2012 Teil der US-Firma Henry Schein, die weltweit in verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens aktiv ist. Als deren Vertreterin war Bianka Wilson nach Wimsheim gekommen. Sie wies daraufhin, dass die von ihr geleitete Global Oral Reconstruction Group mit 3750 Beschäftigten neben Deutschland auch in den USA, Brasilien und Frankreich arbeite. Rund vier Millionen Implantate würden weltweit pro Jahr vertrieben. „Und wir wollen weiterwachsen“, betone sie. Die Altatec GmbH sei maßgeblich daran beteiligt. „Alle Besucher sind tief beeindruckt von der Perfektion und Präzision, die sie hier erleben können“, so Wilson. Der 16 Millionen Euro teure Neubau mit einer Grundfläche von 2300 Quadratmeter bietet auf einer Produktionsfläche von 6500 Quadratmeter viel Platz für Fertigung und Logistik.
Biodiverse Außenanlage
Das Gebäude sei in verschiedenerlei Hinsicht eines der modernsten und ein Vorreiter, sagte Bianka Wilson, vor allem auch in puncto Nachhaltigkeit. Deshalb wurde es vor Kurzem von der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) mit dem Gold-Zertifikat ausgezeichnet.
Dafür müssen viele Kriterien erfüllt werden. Das fange schon bei der nachhaltigen Produktion der Baumaterialien an, erklärte der Projektleiter Marc Herdtfelder bei einem Rundgang durch die neuen Räume. Es gebe Anforderungen an die Infrastruktur des Gebäudes, etwa was die Aufenthaltsqualität betrifft. „Und die Außenanlage ist biodivers angelegt“, nannte Herdtfelder weitere Beispiele.
Nicht nur über den Erweiterungsbau, sondern auch über die Gold-Zertifizierung freute sich ebenfalls der Wirtschaftsförderer des Enzkreises. „Wir sind gerade dabei, mit der DGNB abzuklären, ob nicht auch ganze Gewerbegebiete zertifiziert werden könnten“, sagte Jochen Enke. „Da werden wir auch noch auf Wimsheim zukommen“, kündigte er mit Blick auf Bürgermeister Weisbrich an.
Elf Abteilungen sind in dem neuen Gebäude untergebracht, bei dessen Gestaltung Wert auf schlanke Abläufe gelegt wurde. Dazu gehören neben der Produktion und den Laboren Räume zum Sandstrahlen und Ätzen der Implantate, ein Reinraum und das Hauptlager. In der eigentlichen Produktion, wo viele Maschinen computergesteuert die Implantate herstellen, wird im Drei-Schicht-Betrieb rund um die Uhr gearbeitet, erklärte Marc Herdtfelder.