Nichtstun unter Palmen – das trägt oft nicht so stark zur Erholung bei, wie wir denken. Foto: IMAGO//Fokke Baarssen

Anfang des Jahres ist es für viele Menschen Zeit, ihren Urlaub zu planen – und wie man ihn angeht hat großen Einfluss darauf, ob die freien Tage uns glücklich und erholt machen. Worauf es ankommt.

Deutschland gehört beim Urlaubsanspruch zu den internationalen Spitzenreitern. Der gesetzliche Urlaub beträgt zwar nur 20 Tage im Jahr, in den meisten Tarifverträgen sind aber zwischen 28 und 30 Urlaubstagen vereinbart. Mit den gesetzlichen Feiertagen kommt man so etwa in Baden-Württemberg auf bis zu 42 freie Tage, zumindest wenn alle Feiertage auf einen Wochentag fallen. Wie nutzt man sie am besten, um nach Urlaubsende noch etwas von der Erholung zu haben?

Wer kürzer und öfter urlaubt, erholt sich besser

„Man sollte eher öfter ein bisschen Urlaub machen“, sagt Florian Becker von der Wirtschaftspsychologischen Gesellschaft in Neubiberg bei München unserer Zeitung. Denn: „Man kann Erholung nicht auf Vorrat tanken“, irgendwann erreiche man keinen Mehrwert mehr, sagt der Diplompsychologe, der mehrere einschlägige Bücher geschrieben hat.

Zu dem Ergebnis kam auch eine niederländische Studie: Sobald die Urlauberinnen und Urlauber wieder am Arbeitsplatz zurück sind, seien sie meist kaum noch glücklicher als ihre Kollegen, die nicht im Urlaub waren, fanden Forscher der Erasmus-Universität in Rotterdam und der NHTV Breda University of Applied Sciences im Jahr 2010 heraus. Selbst wenn die freie Zeit als besonders entspannend wahrgenommen wurde, war zwei Wochen nach der Rückkehr in den Alltag kein Urlaubsglück mehr übrig. Die Dauer des Urlaubs hätte darauf keinen Einfluss gehabt, so Studienleiter Jeroen Nawijn.

Am glücklichsten ist man vor dem Urlaub

Stärker kann man der Studie zufolge sein Glück vor dem Urlaub beeinflussen: durch Vorfreude. Am glücklichsten seien Menschen gewesen, die gerade ihren Urlaub planten, so Nawijn. Die typische Glückkurve danach sieht demnach so aus: Zwei bis drei Tage nach Beginn einer Urlaubsreise steigt sie an, nachdem zuvor durch die Strapazen der Anreise eher Flaute ist. Gegen Ende nimmt das Glück wieder ab.

Aber auch, wie man seinen Urlaub angeht, hat Einfluss darauf, wie gut man sich erholt und wie glücklich man ist. Permanent am Strand zu liegen oder ständig aufs Smartphone und in den Fernseher zu gucken sei dabei ebenso wenig förderlich wie der Partyurlaub am Ballermann, sagt Psychologe Florian Becker: „Das Hirn braucht auch im Urlaub eine Herausforderung.“

Viel Freizeit, aber keine Erholung

Dazu würde ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung, Bewegung und eventuell ein Achtsamkeitstraining dazu beitragen, dass wir uns wirklich erholen, sagt Becker. Und was zur Regeneration beitrage, mache uns in der Regel sowohl produktiver als auch glücklicher. Gelingen würde das aber nur wenigen. „Wir haben zwar mehr Freizeit denn je, aber wir erholen uns nicht in dieser Zeit“, sagt Becker. Das liege an äußerer und innerer Ablenkung. Zum einen würde man durchschnittlich alle vier Minuten bei der Arbeit unterbrochen, das lasse den Stresspegel steigen. Und man würde selbst ständig die Mails am Smartphone checken, ein Handyspiel starten, Nachrichten schreiben. Sich öfter mal fünf Minuten Pause von alldem zu gönnen, sei für die Erholung wohl ebenso wichtig wie Urlaube, sagt Becker.

So ganz spricht das natürlich nicht gegen längere Urlaube. Manche Arbeitspsychologen weisen darauf hin, dass eine wesentliche Erholung und ein Abbau der Stresshormone erst ab zwei Wochen Urlaub eintritt. Aber: „Große Urlaube erfüllen eher andere Ziele“, sagt Becker. Statt Erholung etwa Reisen machen, die einen herausfordern und die persönliche Entwicklung fördern. Und das bringe einen als Arbeitnehmer meist auch weiter.