Wie wird der Winter 2022/2023? Eisig kalt oder feuchtwarm? Wir wagen eine Prognose. Foto: dpa/Jan Woitas

Wir wagen eine Prognose, was die Monate Dezember bis März bringen könnten. Kältewellen oder Regenpfützen? Oder vielleicht beides? Ein Blick in alte Bauernregeln und die Wetterprognosen der Meteorologen.

Die Meteorologie versucht die Wetterlage mit Hilfe von Technik und Wissenschaft vorherzusagen. Die alten Bauernregeln dagegen sind Erfahrungswissen, das aus der Wetterbeobachtung über viele Generationen hinweg gewonnen wurde. Was sagen die Wetter-Volksweisheiten zum Winter 2022/2023?

Was sagen Bauernregeln über den Winter?

„Sind an Jakobi (25. Juli) die Tage warm, gibt’s im Winter viel Kält’ und Harm.“

Am St.-Jakobus-Tag war es in diesem Sommer extrem heiß bei Spitzenwerten von 37 Grad. Der ganze Monat Juli war deutlich zu warm. Prognose: könnte stimmen.

„Ist’s in der ersten Augustwoche heiß, bleibt der Winter lange weiß.“

Auch die ersten Augusttage waren in diesem Jahr sehr heiß. Folglich müsste der Winter kalt werden und viel Schnee bringen. Prognose: könnte stimmen.

„Bringt der August viel Gewitter, wird der Winter kalt und bitter.“

Im Vergleich mit durchschnittlichen Augustmonaten war der August kein besonderer Gewittermonat. Prognose: könnte nicht stimmen.

Was sagt der Deutsche Wetterdienst über den 2022/23?

Mit Hilfe von Wetterprognosen versuchen Meteorologen, künftige Entwicklung der Jahreszeiten zu ermitteln. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach beispielsweise zeigt in seiner Jahreszeitenvorhersage die Temperaturen für die Monate November, Dezember 2022 und Januar, Februar 2023 an.

Dem DWD-Wettermodell zufolge wird ein milder Winter in Europa erwartet. In Deutschland könnten demnach die Temperaturen im Mittel etwa 1 Grad wärmer werden als in den Jahren zuvor. Außerdem soll es ein trockener Winter werden, glaubt man den Vorhersagen.

Was sagen andere Wetter-Vorhersagemodelle?

Auch andere Vorhersagemodelle wie etwa von Langfristwetter.com gehen von einem eher milden Winter 2022/23 aus. Besonders im Februar sollen die Temperaturen zu warm werden. Für Februar wird auch überdurchschnittlich viel Niederschlag erwartet.

Wie wird der nächste Winter?

Wenn der Sommer schon so extrem ist, wie wird dann erst der Winter 2022/23? Dominik Jung, Diplom-Meteorologe bei wetter.net, hat sich aus dem Fenster gelehnt. Seine Prognose für den Winter 2022/23: „Dem Winter ist es völlig egal, wie der Sommer gewesen ist – und genauso war es dem Sommer egal, wie es im Winter davor gewesen ist. Da hängt nichts zusammen.“

Langzeitprognosen sind nur bedingt aussagekräftig. Aber dennoch sagt Wetterfrosch Jung: „Wir können nur versuchen, abzuschätzen, wird ein Monat ein bisschen wärmer oder eher ein bisschen kühler ausfallen.“

Was sagt das Europäische Wetterzentrum?

Der Trend ist – mit Rückblick auf die vergangenen Winter – ziemlich eindeutig: Die Wintermonate in Deutschland werden immer milder und schneeärmer. Dennoch wird es auch in Zukunft immer wieder Winter geben, die einen vor Kälte bibbern lassen und reichlich Schnee bringen.

Aktuelle Berechnungen des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage (ECMWF – European Centre for Medium-Range Weather Forecasts) haben ergeben, dass der November 2022 normal temperiert ausfallen soll.

Der Dezember soll eher zu warm ausfallen, der Januar eher kälter. Mit 0,5 bis 1 Grad soll er wärmer als das langjährige Klimamittel ausfallen. Auf extreme Kälte wird man wohl verzichten müssen.

Was lässt sich mit Blick auf frühere Winter für 2022/2023 prognostizieren?

Winter 2021/2022

Die Durchschnittstemperatur lag im Winter 2021/22 mit 3,3 Grad Celsius um 3,1 Grad über dem Mittelwert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur Zeitspanne 1991 bis 2020 betrug die Abweichung plus 1,9 Grad.

Damit gehört der Winter 2021/22 zu den sieben wärmsten seit Beginn kontinuierlicher Wetteraufzeichnung im Jahr 1881 und ist zugleich der elfte zu warme Winter in Folge.

Winter 2019/2020

Mit einer Mitteltemperatur von 4,1 Grad fiel der Winter 2019/20 über zweieinhalb Grad milder als im Durchschnitt der vergangenen 30 Jahre aus. Damit war es nach 2006/07 der zweitwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881.

Winter 2018/19

Auch der Winter 2018/19 war zu warm und damit der 8. Winter in Folge, der gegenüber dem langjährigen Mittelwert zu warm ausfiel.

Winter 2017/18

Mit einer Durchschnittstemperatur von 1,6 Grad war der Winter 2017/18 etwas milder als im langjährigen Mittel. Einem kalten Dezember mit Schneefällen bis ins Flachland folgte ein sehr milder und nasser Januar. Der Februar war deutlich kälter als im Durchschnitt und sorgte für Kälterekorde.

Winter 2016/17

Mit einer Durchschnittstemperatur von 1,3 Grad war der Winter der kälteste seit dem Winter 2012/13 gewesen. Das lag vor allem am sehr kalten Januar mit teils wochenlangem Dauerfrost im Süden Deutschlands. Am Alpenrand herrschten Extremtemperaturen von unter minus 25.

Winter 2015/16

Schon die Winter 2013/14, 2014/15 waren deutlich zu warm ausgefallen. Das änderte sich auch im Winter 2015/16 nicht, der erneut außergewöhnlich mild war. Die Durchschnittstemperatur lag bei plus 3,6 Grad und damit plus 3,4 Grad über dem langjährigen Mittelwert von 1961 bis 1990.

Winter 1978/79

Lang, lang ist’s her: Deutschland bibbert in der Kälte, es gibt Schnee zuhauf. Das war vor 44 Jahren. Den Jahreswechsel 1978/79 haben viele bis heute nicht vergessen. In Norddeutschland türmten sich bis zu sieben Meter hoch die Schneewehen, die Versorgung der Bevölkerung geriet in Gefahr. Eine Eisfront mit sibirischer Kälte überzog zunächst den Norden und später auch den gesamten Osten Deutschlands.

Info: Wird es in Zukunft noch kalte Winter geben?

Harte Winter
Eine Schneekatastrophe wie im Winter 1978/79 ist nach Ansicht von Meteorologen auch in Zeiten der weltweiten Klimaerwärmung möglich. Die Wahrscheinlichkeit für ein solches Ereignis wird aber geringer.

Kältewellen
Dennoch: Kältewellen können nach Angaben des Klimaforschers Stefan Rahmstorf im Zuge des Klimawandels häufiger werden – und die Winter dennoch wärmer. „Das kann man auch darauf zurückführen, dass der Polarwirbel instabil geworden ist“, sagt der Professor of Physics of the Oceans und Leiter der Abteilung Erdsystemanalyse am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK).

Klimawandel
Sollte die Erderwärmung weiter so fortschreiten, dass sich in der Arktis nur wenig oder kein dauerhaftes Eis mehr bildet, so Rahmstorf weiter, könnte sich dort auch keine kalte Luft wie im Winter 1978/1979 ansammeln.