50 Landwirt-Azubis waren bei der ersten Runde des Berufswettbewerbs der deutschen Landjugend in der Hilde-Domin-Schule in Herrenberg am Start. Die beiden Besten sind für den Landesentscheid qualifiziert.
Es war ein besonderer Mehrkampf, den die Landwirt-Azubis im zweiten und dritten Lehrjahr vergangene Woche innerhalb weniger Stunden an der Hilde-Domin-Schule absolvierten: Denn bei der ersten Runde des Berufswettbewerbs der deutschen Landjugend waren Fachwissen, Geschick und Überzeugungskraft gleichermaßen gefragt. Der Wettbewerb, der alle zwei Jahre stattfindet, ist offen für alle, die deutschlandweit in der Land-, Haus-, Forst- oder Tierwirtschaf oder dem Weinbau in Aus- oder Weiterbildung sind.
Und das Interesse am Wettbewerb ist offenbar groß: Erste Rückmeldungen aus anderen Bundesländern lassen laut einer Sprecherin des Bunds der Deutschen Landjugend eine höhere Teilnehmerzahl im Vergleich zu 2023 vermuten. Damals hatten knapp 9000 junge Menschen bundesweit an dem Wettbewerb teilgenommen.
Geschick und Wissen zählen
Zuerst geht es ganz klassisch mit einem Fragebogen los: Das Allgemeinwissen der jungen Leute – von deutscher und EU-Politik über historische Bauwerke bis hin zu chemischen Formeln – wird dabei ebenso unter die Lupe genommen wie die berufstheoretischen Kenntnisse der Auszubildenden. Im anschließenden praktischen Teil ist unter anderem das handwerkliche Geschick der Nachwuchs-Landwirte gefragt: In der Metallwerkstatt müssen sie innerhalb von 45 Minuten aus einer großen Schraube und einer Mutter einen Flaschenöffner fertigen. „Es wird ausprobiert, ob er funktioniert“, betont Albrecht Weber, der den Fachbereich Landwirtschaft leitet. Aber nicht nur das Endergebnis zählt, sondern auch, wie strukturiert die Prüflinge arbeiten und welchen optischen Eindruck der Arbeitsplatz macht.
Da auf landwirtschaftlichen Betrieben immer mal wieder etwas repariert werden muss, ist der Berufsbezug bei dieser Aufgabe hoch wie bei der Herausforderung im Nachbarraum. Hier gilt es, 20 verschiedene Sämereien, Futtermittel, Werkstoffe und Werkzeuge zu bestimmen. „Manche Sämereien sehen sich ähnlich“, sagt die Teilnehmerin Sofie, nachdem sie die Aufgabe absolviert hat. Besonders kniffelig werde es aber, wenn man eine Sorte noch nie gesehen habe oder Stoff abgefragt werde, der bei ihnen im zweiten Lehrjahr noch nicht dran gewesen sei, fügt ihr Mitstreiter Lukas hinzu. Alles in allem sei es „bisher aber ganz okay gewesen“, findet auch Johanna, bevor es für ihre Gruppe zur abschließenden Präsentation geht. Dabei sollen die Azubis in einem fiktiven Gespräch einem fachfremden Gegenüber erklären, wie die Tiere in ihrem Ausbildungsbetrieb gehalten oder welche Pflanzen angebaut werden.
Zahl der Schüler steigt
„Wir freuen uns, dass die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen in der Landwirtschaft so groß ist“, blickt Albrecht Weber positiv auf den Boom, den der Berufszweig aktuell erfährt. Als der promovierte Agrarwissenschaftler vor rund zehn Jahren an die Hilde-Domin-Schule kam, hätten die Klassen jeweils nur 13 oder 14 Schüler gezählt. Damals seien sie in Sorge gewesen, ob der Ausbildungszweig an der Schule noch eine Zukunft habe. Jetzt zählten die beiden Klassen des zweiten und des dritten Ausbildungsjahres insgesamt 50 Schülerinnen und Schüler. „Das erste Ausbildungsjahr haben wir aus dem Wettbewerb rausgelassen“, erklärt er, weil 76 Teilnehmer innerhalb eines Tages nicht zu bewältigen gewesen wären.
Denn der Wettbewerb ist sehr personalintensiv, unter anderem, weil die schriftlichen Tests parallel zum praktischen Teil auch gleich korrigiert werden müssen. Kollegen aus anderen Schularten und Ehemalige sorgen dafür, dass an diesem Tag alles reibungslos läuft.
Bauernverband unterstützt den Wettbewerb
Allein für die Präsentationen, die in bis zu fünf Räumen parallel laufen, braucht es pro Raum zwei Prüfer. Eine davon ist Sylvia Ewers, die Kreisgeschäftsführerin des Bauernverbands Nordschwarzwald-Gäu-Enz. Auch sie freut sich über das gestiegene Interesse am Berufsbild Landwirt. Vielleicht sei während Corona bei den Jugendlichen das Interesse an einem aktiven Beruf im Freien im Vergleich zum Arbeiten am Computer gewachsen, lautet ihre Vermutung.
Der Bauernverband unterstützt den Wettbewerb nicht nur personell, sondern auch, indem er Speisen und Getränke finanziert und Preise für die drei Erstplatzierten spendiert. Der Sieg ging dieses Mal an Samuel König aus Ostelsheim. Platz zwei belegte Sofie Hauser aus Calw-Stammheim. Dritter wurde Silas Schanz aus Neuweiler.
Für die beiden Erstplatzierten geht der Berufswettbewerb am 18. und 19. März beim Landesentscheid in Münsingen weiter. Im Juni findet dann das Bundesfinale statt.