Am 29. Juni um 15 Uhr wollen Windkraft-Initiativen in Herrenberg das „größte lebendige Windrad der Welt“ auf die Beine stellen. Jetzt gab es einen Testlauf.
. „Wind bläst!“ – Dieser Satz ist der Startschuss für den finalen Probelauf, der am Sonntagnachmittag auf der Herrenberger Festwiese stattfindet. Knapp 30 Engagierte testen an diesem Tag, wie die Idee, das „größte lebendige Windrad der Welt“ mit mehreren hundert Menschen zu bilden, realisiert werden kann. Es ist nichts Geringeres als Weltrekord, den sie am 29. Juni um 15 Uhr knacken wollen.
Dafür haben sich Windkraft-Initiativen vom Schwarzwald bis zur Schwäbischen Alt zusammengetan. Mit von der Partie sind Rückenwind Herrenberg, Windkraft BB (Böblingen/Sindelfingen), Pro Windkraft Neckar-Alb, Energiegenossenschaft erneuerbare Energien Rottenburg eG, Pro Wind Sulz am Neckar, die Teckwerke Bürgerenergie Genossenschaft sowie weitere, mit den Initiatoren freundschaftlich verbundene Organisationen.
Bisheriger Rekord aus Wien
Den bisherigen Weltrekord haben im Klimaschutz Engagierte auf dem Wiener Heldenplatz im Jahr 2017 aufgestellt. Über 260 Personen bildeten dort die zweidimensionale Silhouette eines Windrades nach und brachten dort ebenso viele kleine Dynamo-Windräder zu Beginn der blauen Stunde gemäß dem damaligen Motto „Wind machen für mehr Ökostrom“ durch Anpusten zum Leuchten. Diesen Rekord wollen die hiesigen Organisatoren übertrumpfen – und zwar nicht nur zahlenmäßig, sondern auch technisch. Denn anders als in Wien soll das Herrenberger Windrad-Abbild nicht statisch bleiben. Die Menschen, die die Flügel bilden, sollen den Rotor tatsächlich zum Laufen bringen. Damit wollen die Macher ein Zeichen für die Windkraft setzen und gleichzeitig für Betreibermodelle werben, bei denen Interessierte aus der Bürgerschaft sich selbst finanziell beteiligen können.
Nach den ersten Versuchen ist am Sonntag erst mal Manöverkritik im Schatten des Vordachs der benachbarten Viehversteigerungshalle angesagt. Eine der Fragen, die es zu klären gilt: Wie kann der Durchgang der Personen, die die Rotorblätter bilden, durch die Personengruppe, die den Mast bilden, am besten gelingen? Je einfacher die Choreografie, desto besser, da sind sich die Testläufer einig. Deshalb wird beim zweiten Durchgang geprobt, dass die Menschen, die den 25 Meter hohen Turm bilden, sitzen bleiben und die Mitglieder der Flügelgruppen durch festgelegte schmale Lücken hindurchgehen.
Damit die Flügel selbst in Form und der 120-Grad-Abstand zwischen den drei Rotorblättern in dem Kreis mit 30 Metern Durchmesser konstant bleiben, hat Jürgen Böhringer, der bereits mit dabei war, als Windkraft BB gemeinsam mit Fridays for Future und der Radinitiative Sindelfingen im März 2024 in kleinerem Maßstab ein menschliches Windrad bildete, ein System von Seilen entwickelt. Drei von ihnen, die in der Mitte von einer Person, die als Nabe fungiert, zusammengehalten werden, markieren die Lage der Rotorblätter und weitere, die die benachbarten Spitzen verbinden, sorgen für den gleichbleibenden Abstand.
Ein Metronom als Taktgeber?
Die Frage, wie viele Menschen in einen Flügel passen werden, ist eine, die die Macher bei der Generalprobe nicht abschließend klären können. „Wir sind uns relativ sicher, dass wir es mit ein paar hundert Leuten schaffen“, ist Eva Lang, die gemeinsam mit Klaus Weingärtner und Jannis Ahlert das Sprecher-Trio der Herrenberger Bürgerinitiative Rückenwind bildet, überzeugt. Wie viele Menschen kommen und ob es letztendlich reicht, um den Wienern den Weltrekord abzujagen, wissen die Initiatoren im Vorfeld nicht, wie der Böblinger Felix Beslmeisl betont. Er spricht von einer „Überraschungstüte“. Aus Sicht eines ehemaligen Leistungssportlers macht dies aber auch den Reiz eines Rekordversuches aus.
Was sie allerdings wissen, ist, dass sie in knapp zwei Wochen beim offiziellen Rekordversuch probieren werden, ob ein Metronom der richtige Taktgeber ist – oder ob es besser ist, wenn – wie bei der Generalprobe – Michael Lamparter, der den Ablauf mithilfe einer portablen Mikrofonanlage lenkte, immer wieder den Takt der einzelnen Schritte ansagt.
Programm am 29. Juni
Rad-Sternfahrten
Wer mit dem Rad zum Weltrekordversuch anreisen möchte und gerne in Gemeinschaft unterwegs ist, kann schauen, ob eine der Sternfahrt-Routen, die von Windkraft BB organisiert werden, auf der eigenen Strecke liegen. Aktuell sind zehn Startpunkte geplant: Schönaich, Sindelfingen, Böblingen, Ehningen, Waldenbuch, Holzgerlingen, Stuttgart, Reutlingen, Tübingen und Waiblingen. Unter www.windkraftbb.de/rad-sternfahrt gibt es weitere Details.
Familienprogramm
Ab 13 Uhr startet das Rahmenprogramm auf der Herrenberger Festwiese am Jahnweg mit Spielekiste, Hocketse, Essen und Getränken sowie einem Bühnenprogramm mit Livemusik und Redebeiträgen.
Rekordversuch
Um 15 Uhr startet der Weltrekordversuch und damit das Hauptevent des Tages. Mitmachen können alle, die möchten.