Werden in diesem Leben keine Freunde mehr: Magnus Carlsen (li.) und Hans Niemann beim Schachturnier Sinquefield Cup im Saint Louis Chess Club. Foto: Crystal Fuller/dpa

Schach-Champion Magnus Carlsen hat seinen ungeliebten Kontrahenten Hans Niemann unterstellt, er habe in der Vergangenheit am Brett betrogen. Wir zeigen, wie man beim Spiel der Könige schummelt.

Schach-Weltmeister Magnus Carlsen hat den nächsten Zug gemacht im Streit mit US-Teenager Hans Niemann und Betrugsvorwürfe geäußert. „Ich glaube, dass Niemann mehr – auch in letzter Zeit – betrogen hat, als er öffentlich zugegeben hat“, schrieb der Norweger auf Twitter, dessen Fortschritte seien „ungewöhnlich“.

Bei einem der letzten Duelle habe er den Eindruck gehabt, Niemann sei „nicht angespannt und noch nicht einmal voll konzentriert auf das Spiel in kritischen Positionen“ gewesen, „während er mich mit Schwarz auf eine Weise ausspielte, wie es meiner Meinung nach nur eine Handvoll Spieler können“.

Man müsse etwas gegen Betrug im Schach unternehmen, fordert Carlsen, „ich möchte nicht gegen Leute spielen, die in der Vergangenheit wiederholt betrogen haben“. Vor einer Woche war der 31-Jährige im Rahmen eines hochkarätig besetzten Onlineturniers auf den 19-jährigen Niemann getroffen und beendete die Partie nach einem Zug kommentarlos.

Noch liegt nichts gegen Hans Niemann vor, Schummeleien gab es allerdings schon zahlreiche beim sogenannten Spiel der Könige. Bei großen Turnieren wie der WM werden die Spieler auf technische Hilfen wie Handys oder Mikrowanzen im Ohr durchsucht, bei kleineren Turnieren ist der Betrug aufgrund mangelnder Kontrollen einfacher. Wir haben einige Betrugsvarianten beim Schach aufgelistet.

Betrugsvarianten beim Schach

Helfer im Ohr

Ein Amateur soll 1998 beim Böblinger Open betrogen haben, indem er sich Züge mittels eines unter langen Haaren verborgenen Mini-Ohrhörers übermitteln ließ. Seine Turnierleistung lag dabei weit über dem Ergebnis, das aufgrund seiner DWZ (Deutsche Wertungszahl) zu erwarten gewesen wäre – die gespielten Züge waren mit Schachprogramm Fritz rekonstruierbar. Zudem machte er sich verdächtig, indem er in der letzten Runde einem Großmeister ein für menschliche Spieler kaum voraussehbares Matt in acht Zügen ankündigte. Der mutmaßliche Betrüger gewann das Turnier und 1660 Mark Preisgeld. Zwar wurde ein staatsanwaltliches Ermittlungsverfahren eingestellt, jedoch wurde die Person vom Bayerischen Schachbund ausgeschlossen.

Bei den Straßburg Open wurde ein tschechischer Großmeister 2019 ertappt, wie er ein Handy als Einsager mittels einer App benutzt hatte. Ermittler des Schach-Weltverbandes Fide fanden ein Smartphone auf der Toilette und machten den damals 58-Jährigen als Besitzer aus. Der Beschuldigte gab den Betrug zu.

Beim World Open 2006 in Philadelphia benutzte ein Spieler einen Ohrhörer, den er als Hörgerät ausgab. Ein anderer Spieler, der unter anderem gegen einen Großmeister gewann, trug einen Hut – auf Anweisung der Turnierleitung musste er in den letzten beiden Runden ohne spielen und verlor beide Partien.

Ein indischer Spieler, der seine Elo-Zahl (Zahl zur Messung der Spielstärke) innerhalb von anderthalb Jahren von 1930 auf 2484 gesteigert hatte, wurde im Dezember 2006 vom indischen Schachverband für zehn Jahre gesperrt. Er hatte bei einem Turnier in Neu-Delhi unter einer Mütze einen Bluetooth-Empfänger verborgen.

Erkenntnisreicher Toilettengang

Ein Amateurspieler betrog 2002 bei einem Turnier, indem er auf der Toilette das Programm Pocket Fritz zur Analyse einer laufenden Partie benutzte. Der Schwindel flog auf, als der Schiedsrichter dem Verdacht nachging und über die Toilettenwand blickte.

Bei der deutschen Meisterschaft 2011 fiel einem Spieler auf, dass sein Gegner oft die Toilette besuchte – er informierte einen Schiedsrichter, der in den Taschen des Mannes ein Smartphone mit einer Stellung aus der zuvor beendeten Partie entdeckte. Daraufhin gab der Spieler die Verwendung des Smartphones für die Analyse zu.

Während des Dubai Open im April 2015 nutzte ein Georgier ein Smartphone, das er im Papierkorb einer Toilette versteckt hatte, zur Analyse einer laufenden Partie. Er wurde vom Turnier ausgeschlossen.

Betrügerische Zeichen

Bei der Schacholympiade 2010 betrug ein Trio im französischen Team, indem einer die laufende Partie analysierte und die nötigen Züge via SMS an den Kapitän der französischen Olympiamannschaft übermittelte, der die Züge schließlich durch abgesprochene Signale an den Spieler übermittelte.