Angeschlagen: Weil Porsche seine Gewinnprognose für 2025 deutlich nach unten geschraubt hat, brechen in Weissach 62 Millionen Euro Gewerbesteuereinnahmen weg. Foto: Marijan Murat & Simon Granville

Weil es bei Porsche kriselt, rechnet Weissach nun mit 62 Millionen Euro Gewerbesteuereinnahmen weniger als noch im Mai. Auf was sich die Bürgerinnen und Bürger jetzt einstellen müssen.

Ganz unerwartet ist es nicht gekommen: Erst vergangene Woche hatte die Gemeinde Weissach einen Nachtrag zur Haushaltsplanung für 2025 verabschiedet, auf der, anders als noch im Mai, nun ein dickes Minus prangt. 62 Millionen Euro fehlen in der neuen Rechnung, allesamt Gewerbesteuern vom kriselnden Automobilgiganten Porsche, mit denen man fest geplant hatte – und die nun ausbleiben. Doch trotz der Lücke im Haushalt zeigt sich Bürgermeister Jens Millow positiv.

Denn dass es der Firma Porsche, die in Weissach ein großes Entwicklungszentrum betreibt, nicht mehr so gut geht, konnte man in den vergangenen Wochen in den Medien stets nachverfolgen. Auch im Rathaus der Strudelbachgemeinde war das kein Geheimnis. „Man wusste ja, dass es bei Porsche nicht so läuft wie erwartet“, sagt Millow. Und setzt gleich in Relation: Andere Städte und Gemeinden, die müssten für jedes Projekt auf Förderungen hoffen oder Kredite aufnehmen. „Da geht es Weissach noch besser als anderen.“

Gewerbesteuereinbruch wegen starken Gewinnrückgang bei Porsche

In der Tat: Rund 163 Millionen Euro hat Weissach angespart, wo manche Kommune im Kreis nicht einen Cent auf der hohen Kante hat. „Uns geht es nicht schlecht“, betont Millow. „Die Gemeinde wird nicht arm, nur weil die Gewerbesteuern einbrechen. Wir können unsere Projekte weiterhin ohne Kredite finanzieren.“

Unter anderem in China (hier bei einer Messe in Shanghai) lief es für Porsche zuletzt schlechter. Foto: Imago/VCG

Trotzdem: Die Bürgerinnen und Bürger müssen sich in Weissach wohl ein wenig länger in Geduld üben, wenn es um Projekte geht, die sie schleunigst abgeschlossen sehen wollen. Ganz vom Tisch ist erst einmal kein Projekt, stattdessen wird die To-Do-Liste in den kommenden Jahren gestreckt, um die Haushaltspläne zu entlasten. Der Wohnbau Weissach etwa wollte man eigentlich einen „großen Betrag“ zukommen lassen, um so günstigen Wohnraum zu schaffen. „Das geht so erst einmal nicht“, sagt Millow. Die Batzen werden kleiner und über die Jahre verteilt.

Prioritätenliste soll erstellt werden

Ähnlich könnte es auch mit der neuen Ortsmitte in Weissach weitergehen. Die besteht aus mehreren Einzelprojekten, etwa in Sachen Verkehrsplanung, aber auch bezogen auf die einzelnen Grundstücke. „Wir müssen jetzt mit dem Gemeinderat eine Prioritätenliste erstellen“, kündigt der Bürgermeister an. Für ihn besonders wichtig sei das Ärztehaus, das man im Zuge der neuen Ortsmitte umsetzen will, ebenso das Starkregenrisikomanagement und der neue Bauhof.

Für immer Flaute, damit rechnet der Rathauschef derweil nicht. Die Frage, ob er denke, dass die Gewerbesteuereinnahmen irgendwann wieder steigen werden, beantwortet er mit einem klaren „Ja“. „Ich mache mir keine Sorgen, dass sich Porsche nicht wieder aufrappelt.“ Seine Weissacher, die seien „leider leidgeprägt“.

Tatsächlich: Im Jahr 2013 war die sprudelnde Porsche-Quelle schon einmal versiegt, nachdem VW den Autohersteller geschluckt hatte. Sogar Gewerbesteuern zurückzahlen musste Weissach in den Folgejahren, weil die Abrechnung per Steuergesetz teils ein Jahrzehnt später noch angepasst werden können.

Haushalt soll auch ohne Porsche-Millionen funktionieren

Gerade deshalb nehmen sich die Verwaltung und der Gemeinderat auch heute noch vor, einen ausgeglichenen Haushalt auch ganz ohne Porsche-Gewerbesteuer zu stemmen. Diese Mammutaufgabe wird in den kommenden Jahren nun wahrscheinlich präsenter denn je sein. Das Denkt auch der Bürgermeister: „Da werden wir noch eine Weile dran knabbern.“