Die letzten Flaschen Schäfer-Wein werden am Samstag verkauft. Reinhard und Karin Schäfer verabschieden sich von ihren Kunden. Foto: Werner Kuhnle

Reinhard Schäfer aus Kleinbottwar (Kreis Ludwigsburg) hat mehr als 40 Jahre lang Wein gemacht – nach seinem ganz eigenen Stil. Schon in den frühen 1980er-Jahren baute er seinen Wein trocken aus, als das noch kaum jemand tat. Jetzt hört er altershalber auf.

Es ist ein Schritt, der in der Weinbranche aufhorchen lässt: Reinhard Schäfer verabschiedet sich – und damit sein ganzes Weingut – in den Ruhestand. 1981 war der erste Jahrgang, den der Kleinbottwarer auf die Flaschen gefüllt hat, 2022 der letzte. Jetzt werden die letzten Flaschen Schäfer-Wein verkauft, dann ist Schluss. 44 Jahre lang, weit mehr als sein halbes Leben, hat Reinhard Schäfer Wein gemacht. Stand im Wengert und im Keller, organisierte Weinproben und Festle. Immer ist er seinem markanten Weinstil treu geblieben. Zeit für einen Rückblick.

Der elterliche Hof im Steinheimer Teilort Kleinbottwar, der heute das Weingut ist, war damals noch ein landwirtschaftlicher Mischbetrieb. Der Vater hatte auch Weinberge, lieferte seine Trauben bei der Genossenschaft ab. Reinhard Schäfer, heute 67 Jahre alt, machte seine Lehre im Weingut Aldinger in Fellbach, dann seinen Weinbautechniker an der Weinbauschule in Weinsberg. Schon mit den ersten Trauben aus seinen ersten Weinbergen macht er etwas, was damals noch kaum einer tat: Er baute seine Weine trocken aus. Das war in den frühen 1980er-Jahren alles andere als üblich.

Reinhard Schäfer in seinem Element: im Weinberg. Foto:  /Werner Kuhnle

Dennoch traf Reinhard Schäfer damit einen Nerv. Die Kunden kamen – aus der Region, aber auch aus dem ganzen Bundesgebiet. „Von Flensburg bis Kempten“, wie er heute sagt. Sie luden das Auto voll und kamen im Folgejahr wieder. Gastronomie belieferte Schäfer nur vereinzelt mit seinen Weinen. 80 Prozent Privatkunden ist eine Hausnummer, die nicht jedes Weingut vorweisen kann.

Innovative Weinbau-Methoden

Das Weingut Schäfer wuchs mit seinen Kunden. Zuletzt bewirtschafteten Reinhard Schäfer und seine Frau Karin 5,5 Hektar mit viel Handarbeit. Schon als junger Winzer war Schäfers Art zu arbeiten anders als die von anderen. Er experimentierte unter anderem mit alternativen Begrünungen und Pflanzenschutzmitteln. Die breiten Rebgassen mit 2,50 Metern Abstand geben Luft und Sonne viel Raum, sodass die Reben gesund heranwachsen können.

Im Grunde hat Reinhard Schäfer schon lange biologisch gearbeitet, 2009 ist der Kleinbottwarer Weinmacher dann offiziell in den ökologischen Weinbau eingestiegen. 2011 war sein erster biozertifizierter Jahrgang. Seine Weinberge bewirtschaftet er nach der EU-Bio-Verordnung und den strengen Richtlinien von Ecovin, dem Bundesverband Ökologischer Weinbau. Zehn Jahre lang ist er im Ecovin-Bundesvorstand aktiv.

Der große Anteil an Privatkunden sorgt zwar einerseits für eine sichere Bank in Kisenzeiten wie Corona, ist aber andererseits auch „pflegeintensiv“. Viel Wein wird verpackt, versendet, ausgefahren. Hoffeste, die Veranstaltung „Lange Weinnacht“, die Winterweinwanderung, Hausweinproben oder auch Weinbergführungen wollen organisiert werden.

Das alles musste professionell laufen und war ein riesiger Aufwand. Aber die Atmosphäre blieb familiär, nicht nur durch selbst gebackenen Kuchen und weil eben die ganze Familie und Freunde mit anpackten. Sondern auch dadurch, dass der Chef selbst oft zur Gitarre griff und für die musikalische Umrahmung der Feste sorgte.

„Das war schon toll“, sagt Karin Schäfer. Sie lernte den Wengerter einst beim Handball kennen und half fast seit jeher mit im gemeinsamen Weingut. „Wir haben uns immer gut ergänzt“, sagen heute beide. Schön war’s, so der Rückblick des Ehepaars. „Aber alles hat seine Zeit.“

Jetzt ist die Zeit, kürzer zu treten und alles ruhiger angehen zu lassen. Das will Reinhard Schäfer altershalber, aber auch wegen der Gesundheit tun. Das ist ungewohnt für den 67-Jährigen. Immer wieder ertappt er sich bei dem Gedanken, was er früher wohl gerade im Wengert oder im Keller gemacht hätte. „Weniger zu tun, das muss man lernen“, sagt er. „Es ist gar nicht einfach, von Vollbetrieb auf Teillast runterzuschalten.“

„Langweilig wird es uns wirklich nicht“

Doch es ist ja auch nicht so, als ob es den Schäfers jetzt langweilig werden würde. Da sind zum einen die drei Enkelkinder, für die jetzt mehr Zeit ist. Zum anderen kann es Reinhard Schäfer doch nicht so ganz lassen. Wein produziert er zwar keinen mehr, aber 80 Ar seiner Weinberge bewirtschaftet er noch und verkauft den abgepressten Traubenmost an Kollegen im Remstal und in Stuttgart. Die restlichen Weinberge wurden verpachtet. Außerdem kümmert sich das Ehepaar um 60 Ar ökologische Streuobstwiesen. „Aus Idealismus“, wie beide sagen. Und: „Langweilig wird es uns wirklich nicht.“

Langsam gehen die Vorräte auf dem Weingut zur Neige. Auch vom letzten gekelterten Jahrgang 2022 ist nicht mehr viel übrig. Ein letztes Mal öffnen Karin und Reinhard Schäfer ihre Kellertüren in der Weinbergstraße 21 in Steinheim-Kleinbottwar am Samstag, 26. April. Von 14 bis 20 Uhr gibt es die restlichen Schäfer-Weine zu verkosten und zu kaufen.