Der Waiblinger Weihnachtsmarkt ist mit Musik und Lichterglanz eröffnet. Foto: /Julian Rettig

Die Weihnachtsmärkte laden wieder ein nach langer Coronapause. Beschicker und Organisatoren haben durch die Energiekrise aber neue Herausforderungen. Was machen sie, damit die Märkte genug Menschen anlocken? Einblicke aus drei Städten.

Es funkelt wieder: Am Wochenende wurden viele Weihnachtsmärkte im Rems-Murr-Kreis eröffnet – unter anderem in Fellbach, Schorndorf und Waiblingen. Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause freuen sich viele, dass ein unbeschwertes Schlendern durch die Budenstädte möglich ist. Doch Beschicker und Organisatoren haben durch die Energiekrise jetzt neue Herausforderungen.

Glitzernde Atmosphäre Ein Weihnachtsmarkt ohne funkelnde Lichter, verzierte Bäume und schimmerndem Schmuck ist kein richtiger. Da der Schnee inzwischen meistens als Stimmungsmacher ausfällt, ist das schöne Ambiente umso wichtiger. In Fellbach lässt es sich am Abend so richtig weihnachten, wenn der Sternenhimmel im Rathausinnenhof leuchtet. Trotz der Energiekrise wurde darauf bewusst nicht verzichtet – denn alles schimmert mit LED-Technik und lässt den Platz schön heimelig erstrahlen. Eine wunderbare Altstadtkulisse können dagegen Waiblingen und Schorndorf für ihre Budenstädte bieten. In Waiblingen geht’s dazu noch ab in den Keller, wo es kunstvoll weihnachtet.

Schönes im Keller Ein bisschen suchen müssen die Besucher schon, die das erste Mal zum Pop-up Weihnachtsladen gehen. Ein besonders bunt geschmückter Weihnachtsbaum steht an der dunklen Ecke, bevor man in den Schlosskeller in der Kurzen Straße abbiegt. „Geht es hier wirklich lang?“, fragt ein Paar und folgt Besuchern, die den Weg kennen. Daniela D’Ambrosio und Ulrike Göritz, die Macherinnen der Ausstellung „Art-verwandt“, freuen sich über viel Stammkundschaft, erzählen sie. Diese schätzten die Stände voller Geschenkideen mit persönlicher Note.

Produkte der Stuttgarter Seifenmanufaktur gibt es etwa im stimmungsvollen Keller, selbst hergestellt in kleiner Stückzahl. Ein paar Meter weiter zeigt Christine Roeschke-Weber Papierkunst für den Weihnachtsbaum. Es gibt schöne Gläser, besondere Deko und vieles mehr. Allein in dieser Schau kann man einen großen Teil des Bummels verbringen. Zum zweiten Advent gibt es einen Ausstellerwechsel, sodass ein Wiederkommen lohnt. Nostalgie kommt auf, wenn das Gewölbe des Waiblinger Kameralamtskeller erreicht ist. „Wow, wie schön“, staunt ein junges Paar. Die Sammlerin Ilse Erfurth zeigt dort mehr als 400 Adventskalender aus ihrem Fundus, das älteste Original stammt von 1946. Auf einem fliegt der Nikolaus mit seinem Weihnachtsschlitten über schneebedeckte Tannen in der Nacht, bei einem anderen gibt es für jeden Tag eine Schublade. Farben, Stile, Themen sind so vielfältig, doch alle sind klassisch mit Bildern ausgestattet. Süßes wartet nicht hinter den Fenstern.

Was guten Glühwein auszeichnet Bratwurstfans werden in jeder Budenstadt fündig, sie müssen aber teils etwas Geduld mitbringen. So gab es beim Eröffnungsabend des Waiblinger Weihnachtsmarkts einige Schlangen vor den Buden, auch in Schorndorf musste man am Samstagabend anstehen. Der Glühwein ist nach wie vor ein beliebter Klassiker. Die Preisspanne reicht von 3,50 bis 4,50 Euro. Die Erhöhungen fielen moderat aus. Die Fellbacher Weingärtner haben (WG) beim Glühwein um 50 Cent aufgeschlagen, sodass er für 3,50 angeboten wird, sagt die Verkäuferin am Stand. Der Punsch bleibt gleich mit 3 Euro.

Und was macht einen guten Glühwein aus? „Der Wein muss gut sein“, heißt es am Stand der WG. Ihr Rezept sei: „100 Prozent Wein, Gewürze, Orange und ganz wenig Zucker zum Abrunden.“ Wie viel Glühwein über die Theke geht, das sei schwer zu sagen. An einem guten Tag könnten es schon zwei oder drei der 60-Liter-Fässchen sein, die geleert werden. Da es immer wärmer werde und der richtige Winter ausbleibe, seien zunehmend auch gekühlte Weine angesagt oder auch ein Gläschen Sekt. Kultcharakter hat der Glühweinstand von Wolfgang Schmuck alias Wolli in Fellbach. Den setzt er mit dem Wein von Markus Heid an. Was einen guten Glühwein ausmacht, das beantworten statt dem gut gelaunten Chef am Stand lieber seine Kunden: „Der tolle Typ, der ihn verkauft, macht den klasse Glühwein aus.“

Alternativen zum Klassiker gibt es aber auch: Met zum Beispiel von der Familie Zeyfang oder heiße Schokolade mit Marshmallows am Hygo-Foodtruck im Fellbacher Rathausinnenhof. Bei Letzterem werden auch Winter-Bowls, vegane und vegetarische Bowls serviert. Wie viele Bratwürste der Schausteller Denis Kreksch an die Gäste bringt, kann er schwer schätzen. Seiner Überzeugung nach werden die Würste auf dem Holzkohlegrill besonders lecker.

Kunsthandwerk hat es schwer Als Nachtwächter war Bruno Tritsch ein beliebtes Fotomotiv am Wochenende auf dem Waiblinger Weihnachtsmarkt – auch Clemens von Arnim vom Fotoclub Schwanen nahm den Mann mit Laterne und langer Kutte in den Fokus. Dazu spielte das Bläserensemble des Städtischen Orchesters Waiblingen auf der Bühne und erntete großen Beifall. Ein Weihnachtsmarkt ist eben vor allem ein beliebter Treffpunkt.

Nicht nur langjährige Weihnachtsmarktbesucher bemerken indes, dass die Stände mit Kunsthandwerk mehr und mehr schwinden. „Wenn die Menschen nur schauen und nichts kaufen, lohnt es sich für die Kunsthandwerker nicht mehr“, sagt ein Besucher mit Bedauern.

Kaum ein Durchkommen im Gedränge war am Samstagabend auf dem Weihnachtsmarkt in Schorndorf. In der neuen Lounge zum Mieten feierte fröhlich eine Geburtstagsrunde. Und in den beiden Weihnachtstipis standen viele Grüppchen und genossen das Treffen mit Essen und Trinken – im Ambiente von lichtgeschmückten Fachwerkfassaden und ganz viel Lichterglanz.

Geöffnet ist bis kurz vor Heiligabend

Der Fellbacher Weihnachtsmarkt
findet bis Donnerstag, 22. Dezember, statt. Die Öffnungszeiten sind montags bis mittwochs 16 bis 21 Uhr, Donnerstag bis Sonntag von 12 bis 21 Uhr. Die Anreise mit dem Nahverkehr ist mit den Stadtbahnlinien U1, U16 sowie mit den Buslinien 60 und 67 möglich. Die Haltestellen Schwabenlandhalle und Lutherkirche befinden sich nahe des Weihnachtsmarkts. Auf einer Bühne gibt es ein täglich wechselndes, buntes Programm, es locken ein Märchenzelt mit Geschichten aus aller Welt, Aktions- und Wechselbuden und vieles mehr. Mehr Informationen auch online unter: weihnachten.fellbach.de

Der Weihnachtsmarkt Waiblingen
 findet bis Mittwoch, 21. Dezember, statt. Er ist täglich geöffnet von 12 bis 20.30 Uhr, mittwochs und samstags ab 10 Uhr, freitags und samstags bis 22 Uhr. Im Schlosskeller, einem der Waiblinger Weihnachtskeller bei der „Art-verwandt“, kann bis 11. Dezember Handgemachtes entdeckt und gekauft werden. Im zweiten Waiblinger Weihnachtskeller, dem Kameralamtskeller, ist bis 4. Dezember eine besondere Adventskalenderausstellung zu sehen mit rund 400 Exemplaren aus privater Sammlung. Informationen auch online: www.waiblingen.de

Der Schorndorfer Weihnachtsmarkt geht bis 21. Dezember, die Öffnungszeiten sind Sonntag bis Donnerstag von 11 bis 20 Uhr, Freitag und Samstag von 11 bis 21 Uhr. Neu sind zwei wind- und regengeschützte Mietlounges mit Sitzgelegenheiten. Es gibt Themenführungen für die Familie mit Spannendem über die Weihnachtsbräuche und mehr. Informationen unter: www.schorndorf.de.