Die Auswirkungen des Klimawandels zeigen sich vor allem am Rankbach und am Maisgraben, die beide durch Renningen fließen: Dürre lässt die Pegel im Sommer auf ein Minimum absinken, bei Starkregen treten sie regelmäßig über die Ufer. Foto: Simon Granville

Wasserknappheit durch Klimawandel – ein Vortrag des Nabu zeigt, dass dies ein durchaus realistisches Szenario für Renningen ist.

Die Wasserversorgung ist für Städte und Gemeinden ein wichtiges Thema. Um die Situation in der Rankbachstadt ging es beim Vortrag „Klimawandel und Wasserknappheit - auch in Renningen?“, gemeinsam organisiert vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu), Ortsgruppe Renningen-Malmsheim, und der Stadtverwaltung.

Ein trügerisches Gefühl

„Wir haben das Gefühl, dass wir Wasser im Überfluss haben“ stellt Hans-Peter Kuhlmann aus dem Sprechergremium des Nabu Renningen-Malmsheim fest. „Durchschnittlich liegt der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland täglich bei rund 120 Liter Wasser. In Spanien, wo es deutlich wärmer ist, ist er etwa doppelt so hoch. Und dreimal so viel Wasser benötigen die Menschen in den USA.“

Rund zehn Liter Wasser mehr als der Durchschnitt, also etwas über 130 Liter täglich, nutzen die Renninger. Diese Zahl führte zu einigen Fragen im gut besuchten Bürgerhaus. Ob es an der Industrie, der Landwirtschaft, unvorhergesehenen Ereignissen wie Wasserrohrbrüchen oder doch an jedem einzelnen liege, konnte auch der zweite Redner Helmut Marx, Fachbereichsleiter Planen-Technik-Bauen bei der Stadtverwaltung Renningen, nicht beantworten.

Klar ist, dass steigende Temperaturen, zu lange Dürreperioden, sinkende Grundwasserspiegel und Starkregen auch in Renningen spürbar sind. Die Deutschlandkarte von Dürremonitor, die Hans-Peter Kuhlmann zeigt, weist deutlich mehr dunkelrote, also extrem trockene Flächen, als ausreichend feuchte aus. Weltweit gesehen würde auch Süddeutschland – beispielsweise neben Gebieten in Indien oder Kalifornien – zu den von extremer Trockenheit betroffenen Regionen zählen, erklärt der Nabu-Sprecher.

Ältere Brunnen könnten wieder ans Netz gehen

Um auch künftig die Versorgung der Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten, haben der Zweckverband Wasserversorgung Renningen und die Stadt Weil der Stadt ein Strukturgutachten für die öffentliche Wasserversorgung der Städte in Auftrag gegeben. Daraus geht unter anderem hervor, dass wohl künftig weitere Wasserressourcen notwendig werden könnten. „50 Prozent unseres Wassers kommt momentan aus den drei Brunnen Knappshalde, Hinter dem Berg und Lange Hecke, die im Wasserschutzgebiet zwischen Malmsheim und Weil der Stadt liegen, und etwa zwischen 20 bis etwas über 30 Liter pro Sekunde fördern“, erläutert Helmut Marx.

Die andere Hälfte des benötigten Wassers kommt von der Bodensee-Wasserversorgung, die bereits angekündigt habe, dass eine Erhöhung der Bezugsquote nicht möglich sei.

Drei ältere Brunnen, die nicht mehr am Netz hängen, liegen ortsnah. Eine Wiederinbetriebnahme wäre möglich, zumal einer der Brunnen das Wasser fürs Renninger Freibad liefere. Der Wiederanschluss ans Netz würde aber einige Zeit dauern, denn das setze die Ausweitung des Wasserschutzgebiets voraus, das sich dann weiter in den Ort ausdehnen würde, erklärt Helmut Marx.

Wasser mit mehr Augenmerk verwenden

Eher enttäuschend sind die Ergebnisse einer Tiefenbohrung bei einem der alten Brunnen im Schnitzental – auch in einer Tiefe von über 100 Metern ist nicht mehr Wasser vorhanden, sodass der Brunnen nicht mehr als rund fünf Liter Wasser pro Sekunde hergibt. Eine gute Nachricht ist, dass die Wasserleitungen in den vergangenen Jahren kontinuierlich saniert worden sind und dadurch der Wasserverlust durch Rohrbrüche stetig sinkt.

Jetzt wird erst einmal auf die Reduzierung des Wasserverbrauchs gesetzt: „Wir pflanzen verstärkt Bäume und trockenheitsverträgliche Pflanzen und Wiesen, die mit weniger Wasser auskommen. Außerdem wässern wir Sportanlagen mit mehr Augenmerk“, zählt Marx einige Sparmaßnahmen der Stadt auf. In Sporthallen werden wassersparende Armaturen eingebaut, und auf den Bau von Brunnen und Wasserspielen werde verzichtet. Versickerungsmulden an strategisch wichtigen Stellen dienen bereits zum Hochwasserschutz, und bei Starkregen soll die Nina-App möglichst frühzeitig warnen.