Im Großen und Ganzen hält Waltraud Bühl den Rems-Murr-Kreis durchaus für seniorenfreundlich. Gleichwohl gibt es ihrer Meinung nach auch einen ständigen Bedarf an Verbesserungen.
Die Vorsitzende des Kreisseniorenrats wünscht sich, dass ältere Menschen mehr in den Blick genommen werden.
Frau Bühl, ist der Rems-Murr-Kreis ein gutes Pflaster zum älter werden?
Ich denke ja. Der Kreis ist durch die vielen Grünflächen, Waldgebiete und die gute Mischung von Industrie und ländlichem Raum ein liebenswerter Landkreis, mit viel frischer Luft und sehr guten Möglichkeiten der Freizeitgestaltung.
Welche Note würden Sie selbst dem Kreis auf einer Skala von 1 bis 10 für seine Seniorenfreundlichkeit geben?
Die Seniorenfreundlichkeit steht nahezu auf jedem kommunalen Plan, aber es gibt natürlich Unterschiede. Im Schnitt würde ich eine sieben vergeben.
Wo liegen die Unterschiede – gibt es eine Sorgenregion im Kreis?
Die Unterschiede zwischen einer Großen Kreisstadt mit mehr als 50 000 Einwohnern und einer kleinen Gemeinde sind nicht unerheblich. Entsprechend der finanziellen sowie der personellen Ausstattung (überall fehlen Fachkräfte), sind die Möglichkeiten schnell begrenzt. Aber eine Sorgenregion würde ich nicht formulieren.
Woran fehlt es noch am meisten?
Es fehlt im Allgemeinen das Verständnis dafür, dass die Vielzahl der Senioren, und das sind immerhin 30 Prozent der Bevölkerung, Bedarfe haben, die nicht umgesetzt werden können, aus Gründen fehlender Geldmittel und fehlenden Fachpersonals, das für die Umsetzung notwendig wäre.
Welche Themen sind für die Senioren besonders wichtig?
Selbstbestimmt wohnen, die Nähe zu Medizinern und Apotheken, zu preiswerten Lebensmittelmärkten. Alles, was zum täglichen Leben gehört. Verkehrsmittel, die gut zu erreichen sind, barrierefreie Zugänge überall, gesellschaftliche Anbindungen, Treffpunkte, gemeinsame Mittagstische und so weiter. Und: Die Gesellschaft sollte die Menschen im Alter mit Respekt und Würde begleiten.
Waltraud Bühl und der Seniorenrat
Person
Die 76-jährige Weinstädterin ist 2017 erstmals zur Vorsitzenden des Kreisseniorenrats und damit zur Nachfolgerin von Heinz Weber gewählt worden, der das Amt bis dato acht Jahre innehatte.
Organisation
Die Interessensvertretung für ältere Menschen hat sich vor allem zum Ziel gesetzt, die in 15 Kommunen des Kreises vertretenen Stadt- beziehungsweise Ortsseniorenräte besser zu vernetzen. Dies gerne auch digital: Seit vergangenem Jahr unterhält der Kreisseniorenrat auch eine eigene Internetseite.