Mutter Hille und Tochter Marthe Perl: Virtuoses Spiel auf der Gambe. Foto: Marco Borgreve

Das Waldenbucher Publikum feiert das Gamben-Duo Hille und Marthe Perl bei ihrem Gastspiel in der ausverkauften Stadtkirche St. Veit.

Zum anstehenden Jubiläum des 25-jährigen Bestehens der Reihe „Waldenbucher Konzerte in St. Veit“ kam die Gambistin Hille Perl zum nun bereits sechsten Mal nach Waldenbuch. Zusammen mit ihrer Tochter Marthe hatte die herausragende Künstlerin ein ungewöhnliches Programm dabei, das die Musikerinnen auch für Sony eingespielt hatten. Es heißt „Die 4 Elemente - Feuer, Wasser, Luft und Erde“ und passt aus Sicht der Veranstalter gut zu dem Motto „Kreativität und künstlerische Freiheit“, mit dem die aktuelle Reihe überschrieben ist. Hille Perl gehört zu den international erfolgreichsten deutschen Gambistinnen.

Atemberaubendes Tempo

Die vier Musikblöcke begannen mit einem von Marthe Perl komponierten Prélude, das den Charakter des jeweiligen Elements widerspiegelte. Die darauffolgenden Renaissance- und Barockwerke spiegelten ebenfalls die Elemente wider. Beim Prélude Feuer hörte man Flämmchen lodernd sich zu großen Feuern entwickeln. Drei irische Folkstücke arrangiert von Hille Perl: die Feuerfahne, das Bergfeuer und die Hexe am Feuer. Die drei Stücke mündeten in einen Fandango, einen spanisch-feurigen Springtanz.

Spiel in atemberaubender Geschwindigkeit

Im Prélude Wasser ergossen sich kleine Wellen plätschernd in große Wasser. Lamentationen und Lachrimae als musikgewordene Tränen und eine Galliarde, ebenfalls ein Springtanz, endeten in einen virtuosen Reigentanz (Chaconne). Das nur gezupfte Prélude Luft imitierte im Luftzug aneinanderstoßende Klangstäbe. Die Bourrasque, die Sturmböe, des berühmten Gambenkomponisten Marin Marais, wurde in atemberaubender Geschwindigkeit meisterhaft gespielt.

Mittelalterliches Klangbild

Das Prélude Erde suggerierte als chromatisch absteigende Linie von den höchsten bis zu den tiefsten Registern der Gambe die Reise aus höchsten Höhen bis zum Erdmittelpunkt. Ein zauberhaftes Andante von Poulenc, original für Klavier, leitete zu einem weiteren Werk von Marais.

Den Abschluss dieses fulminanten Konzerts bildete Farinels hochvirtuose Version der „La Follia“ Variationen. „Faronell’s Division upon a Ground“, so der Titel, spielt mit dem Wort Ground, als Grund, Boden, Erde, aber auch als musikalischer Fachbegriff einer gleichbleibenden einfachen Basslinie.

Bei dem begeisterten Publikum, das zwei Stunden in das mittelalterliche Klangbild der zwei Gamben eingetaucht war, bedankten sich die zwei Ausnahmekünstlerinnen mit einer eindrucksvollen Zugabe.